Herforder Chronik (1910)/026
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Unterwerfung unter fremde Herrscher und neue Götter. Als daher Karl der Große seine begehrliche Hand nach dem Sachsenlande ausstreckte, als er Miene machte, dasjenige mit Gewalt zu erringen, was milde Sendboten wie Lebuin nicht erreicht hatten, da stand das Sachsenvolk auf den Ruf Wittekinds wie ein Mann auf. Da ward es lebendig in der friedlichen Einsamkeit der Wälder, in den Hütten, auf den Höfen. Boten wurden nach allen Richtungen abgesandt, ja, Wittekind eilte selbst von Hof zu Hof und schilderte mit beredten Worten den Mannen die drohende Gefahr. Nicht hastig und überstürzt, nein, bedachtsam und mit Überlegung, wie es ihr Wesen war, rüstete sich Alt und Jung. Sie prüften die Waffen, die bislang nur dem flüchtigen Hirsch, dem zottigen Bären, dem gewaltigen Ur oder grimmen Eber Verderben gebracht hatten, und eilten zur Versammlungsstelle, um sich dort um ihren Herzog Wittekind zu scharen. Es entbrannte ein schwerer Kampf um Leben, Freiheit, Vaterland und Väterglaube, der letzte Kampf des letzten heidnischen Germanenstammes gegen Christentum und christliche Bildung. Allein keine Standhaftigkeit, kein Heldenmut der Sachsen, nicht die Unermüdlichkeit im Anfeuern zu neuen Kämpfen, nicht das Beispiel persönlicher Tapferkeit, noch die Verschlagenheit des Herzogs - die Sage weiß manchen Zug davon zu berichten, - vermochten den Siegeslauf der Franken aufzuhalten. Karls Übermacht war zu groß; er errang, wie wir oben schon berichtet haben, den Sieg. Wittekind, ergraut und vom Schicksal zerrieben, wurde Christ und Untertan des Frankenkönigs, und das Volk folgte seinem Führer. -
So erzählt die Geschichte; die Sage will es besser wissen. Und was sie von der Bekehrung des greisen Volkshelden weiß, und was der Künstler in dem Denkmal so lebendig verkörpert hat, das wollen wir nunmehr berichten.
Oft mußte „König“ Wittekind, denn anders als König kennt und nennt ihn die Sage nicht, auf seinen Fahrten zur Aufreizung der Sachsen von seinen Burgen aus die Furt durchreiten, wo später unser Herford sich erheben sollte. So ritt er auch eines Tages in voller Kriegsrüstung über die Höhen des Gebirges hinunter ins Tal. Sein Antlitz zeigte nicht frohe Züge, sein Herz war bekümmert über den friedelosen Zustand seines Sachsenlandes. Schmerzlich bewegt dachte er zurück an das ehedem so ruhige Leben der Seinen, an die jetzigen Niederlagen, an die großen Verluste von Menschen und Gütern; fast wollte ihn Hoffnungslosigkeit übermannen. Warum, so dachte er, gab der von dm Christen gepredigte Allmächtige, der angeblich gerechte Herr der Welt, immer nur den Franken Sieg auf Sieg und nicht ihm, der doch für die edelsten Güter der Seinen kämpfte, der für Religion, Freiheit, Vaterland, für Haus und Hof, Weib und Kind sein Blut hergab? Solches Sinnen zerriß sein Inneres, als plötzlich ein neuer Gedanke ihn mit heißer Glut durchflutete. Wenn denn niemand auf seine Zweifelfragen antworten konnte, sollte er nicht einmal den gepriesenen Gott der Christen anrufen um Entscheidung?
Er sollte ihm offenbaren, daß er der richtige Gott sei, daß seine Lehren die allein wahren seien. Er möge als Zeichen seines Daseins aus dem Felsen