Handbuch der praktischen Genealogie/324

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Handbuch der praktischen Genealogie
Inhalt
Band 2
Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI
<<<Vorherige Seite
[323]
Nächste Seite>>>
[325]
Handbuch der praktischen Genealogie.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.



Wüstungsverzeichnisse, DGB VI (1904), S. 1 ff. und die Literaturübersicht bei A. Grund, Die Veränderungen der Topographie im Wiener Walde, Leipzig 1901, S. 191 ff.; K. Kretschmar, Historische Geographie von Mitteleuropa, 1904, S. 540 ff.

      Zu den nach Wüstungen genannten Familien gehörten z. B. die Herren von Berwinkel, die sich nach einem jetzt wüsten Dorfe Berwinkel unfern Osterwiek nannten und in der Mark Brandenburg, im Magdeburgischen und an der Ohre vorkommen, und besonders um Letzlingen reichen Güterbesitz erwarben.[1] Das Geschlecht von Blankenowe, 1269 - 1338, nach einer Burg und einem Dörfchen Blankenau genannt, sah seine Heimstätte schon während der Kämpfe Friedrichs des Freidigen verwüstet [2]. Das uradlige mecklenburgische Geschlecht der Pentz, das bereits 1194 erwähnt wird, hatte ein Stammhaus, das schon bald nach dem ersten Auftauchen des Geschlechtes vom Erdboden verschwand.[3] Papperzhain (Papirczan), einst zwischen dem Gottesacker und dem Roten Vorwerke bei Grimma gelegen, jetzt verschwunden, war der Stammsitz eines gleichnamigen, aber bereits im 14. Jahrhundert erloschenen Rittergeschlechtes.[4] Nicht weit von Dessau bezeichnen halb oder ganz zerfallene Mauerreste den Ort, wo einst Dorf und Schloß Waldersee standen. Als das alte Geschlecht der Herren von Waldersee ausstarb, ließen die Fürsten von Anhalt das Schloß vollständig abtragen. Der der Vergessenheit fast völlig anheimgefallene Name des einstigen Rittersitzes sollte aber wieder aufleben. Leopold Franz Fürst von Anhalt-Dessau schloß einen morganatischen Bund zur linken Hand mit einer Dame seines Hofes, Johanna Eleonore v. Neitschütz. Dem Sohne, den sie ihm schenkte, gab er den Namen „von Waldersee". Diesem neuen Geschlechte entstammte in unserer Zeit der Oberbefehlshaber der gegen China ausgesandten Truppen,[5]

Flurnamen und Familiennamen.      Es empfiehlt sich für den Geschlechtsforscher, auch die Literatur über die Flurnamen zu berücksichtigen, wofür auf die vorzüglichen, ein weit ausgedehntes Material verarbeitenden Berichte von Beschorner in den letzten Jahrgängen des Korrespondenzblattes des Gesamtvereins der deutschen Geschichts- und Altertumsvereine zu verweisen ist.[6]

      Um nur ein Beispiel anzuführen: NO von Dessau am rechten Elb-Ufer,


  1. 1295 kommt z. B. Borchardus miles de Berwinkele vor: von Ledebur in den Märkischen Forschungen III 334.
  2. Herzog, Sachsens wüste Marken, ASG II 63. Die Burg und das Dörfchen Blankenau, wonach der von der Chemnitz durchströmte Blankenauer Grund seinen Namen hat, lagen zwischen Borna und Heinersdorf. Die Herrschaft Blankenau, die Dörfer Glösa, Furth, Borna, Draisdorf und Heinersdorf umfassend, fiel 1338 an das Chemnitzer Benediktiner-Kloster.
  3. Gothaisches Uradl. Taschenbuch 1910, S. 549.
  4. Lorenz, Grimma 308, 495. Cod. diplom. Sax. reg. II, 1, S. 190.
  5. Dresdener Anzeiger vom 21. August 1900.
  6. Vgl. z. B. LII (1904) S. 3 ff. Vgl. Beschorner Mtlg. d. Ver. f. sächs. Volksku. III (1904) S. 197 ff. u. in „Über Berg und Tal" 1905, Beil. zu Nr. 3. In größerem Zusammenhang behandelt diesen Gegenstand Beschorner durch seinen Aufsatz „Wesen und Aufgaben der historischen Geographie" HV IX, 1906, S. 10 ff.