Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/124

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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den Unterthanen aufzuhelfen; endlich aber auch aus Verschwendungssucht und Üppigkeit. Wie viele Fürsten Deutschlands, außer denen in Brandenburg, veranstaltete er Festlichkeit auf Festlichkeit, um es Ludwig dem XIV. im kleinen Stile nachzuthun. Als ihm die Schuldenlast über den Kopf gewachsen war, traten die Agnaten oder nächsten Verwandten zusammen, um dem Unheil zu steuern. Der Graf selber aber faßte zuletzt auf Anraten einiger Abenteurer und besonders des aus Schweden vertriebenen Reichsrats Skytte und des Kammerdieners Beecher den Beschluß, ein Königreich in Amerika anzulegen zwischen dem Amazonenstrom und Orinoko. Zum Gehalte des Marx Beecher hatte die Gemeinde Freistett eine jährliche Abgabe von 1 Pfund 15 Schilling zu leisten. Um schweres Geld wurde dieses Land von der westindischen Kompagnie zu Holland zu Lehen angekauft. Abermals wurde ein Freudenfest gefeiert, die Kanonen gelöst und zum ewigen Gedächtnis eine Münze geschlagen. Der Gedanke war an und für sich ein großer und findet wohl besonders in unserer Zeit alle Anerkennung. Die Gründung einer Kolonie, eines Neu-Hanau über dem Meere, hätte Deutschland zum Segen gereichen können, wäre sie eine Frucht männlicher Thatkraft und nicht der Verzweiflung gewesen. Damals suchte ja auch der große Kurfürst mit seiner neuerworbenen Flotte Kolonien in Afrika zu gründen. Wie dem auch sei, unsere Fürstin Anna Magdalena stellte sich, um ihren beiden Söhnen das Hanauer Erbe zu erhalten, mit aller Kraft dem Unternehmen entgegen und ließ eine Vorstellung hierüber an das Reichskammergericht ergehen. Es wurde eine Kommission ernannt, welche sich des Schlosses Lichtenberg versicherte und den Unterthanen einen neuen Verpflichtungseid abnahm. Ja sie selber reiste nach Hanau, um vollends dem alten Herrn das Unhaltbare seines Unternehmens klar zu machen. Sie that eben, wie eine Mutter thut, die für ihre Kinder sorgt. Friedrich Kasimir mußte, ohne Entschädigung zu erlangen, seinen kühnen