Geschichte der Gemeinde Wegberg/044
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durch Einführung von Maschinen menschliche Arbeitskräfte zu sparen, diese Maßregel konnte aber den Verfall des einst blühenden Flachsbaues nur für kurze Zeit aufhalten. Der Bürgermeister Beckers stellte im November 1862 die erste Flachsschwingmaschine auf. Bald wurde unter Anderem durch Thenen, Gorissen und Windhausen, Adams, Giesen und Ramachers weitere Flachsschwingereien errichtet.
Alle hatten reichliche Beschäftigung, sodaß in der Saison oft Dutzende beladene Karren vor den Schwingereien der Abfertigung harrten. Der Flachs bedurfte aber trotzdem noch vieler Bearbeitung durch Menschenhände. Wegen der zunehmenden Leutenot und bei der stark überhand nehmenden Konkurrenz des Auslandes und langjährigen Mißernten war der Flachsbau schließlich nicht mehr rentabel und ging Anfangs der neunziger Jahre vorigen Jahrhunderts ganz ein. Die vorhandenen Flachsschwingereien wurden zum Teil zu anderen Zwecken eingerichtet, zum Teil stehen sie unbenutzt oder sind inzwischen abgebrannt und nicht wieder aufgebaut. Die früher so wertvollen zahlreichen Flachsrösten dienen heute nur noch Fröschen zum Aufenthalt und sind ertragslos.
An Stelle des Flachses nahm der Landmann den Anbau von Roggen und Kartoffeln auf, der ihm jedoch nur schwachen Ersatz des früher so lohnenden Flachsbaues gibt. Außer dem Flachsbau war die Sammetband-, Seiden- und Baumwollweberei auf Handstühlen sehr verbreitet. Die Gemeindechronik berichtet, daß in den Jahren 1848, 1851 und 1852 die Sammet- und Seidenwebereien einen wesentlichen Teil der Industrie bilden und flotten, die Kattunwebereien aber dagegen stockenden Betrieb hatten.
Im Jahre 1857 mußten infolge Geldkrise bedeutende Arbeitseinstellungen erfolgen, sodaß von früher 500 nur noch 100 Handwebstühle in Betrieb waren. Auf die damalige Geschäftsstockung ist es auch wohl zurückzuführen, daß die Bettlerplage überhand nahm. 1856 mußten vom hiesigen Friedensgerichte 57 Personen wegen Bettelns bestraft werden. 1861 waren in der Sammetbandindustrie hiesiger Gemeinde 536 Meister, Gesellen und Lehrlinge tätig. Im Jahre 1888 waren noch 388 Handwebstühle vorhanden, davon 284 für