Feuerstätte

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Feuer- und Kochstellen wurden geprägt von den Lebensumständen im lokalen und regionalen Bereich mit den natürlichen und kulturellen zeitlichen Gegebenheiten, Ebenerdig oder auf Arbeitshöhe, mit und ohne Rauchabzug. Die Lebensumstände geben wiederum Hinweise zur Anlage von Biografien unserer Vorfahren in der jeweiligen Generation. Land und Leute in ihrer Zeit, ihre Siedlung, Sprache, Kirche, und die Vernetzung ihres Lebensraumes. Kurzgefasste Informationen mit Grundlagen für notwendige Einblicke finden sich u.a. (Ackerbürger) im Deutschen Städtebuch ...

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Freilichtmuseum Cloppenburg:
Mit Eisenkorb gesichertes offenes Herdfeuer
mit Pott am Kesselhaken eines Eisengalgens

Einleitung

Begrifflichkeit

Im Laufe der Zeit verstand man unter Feuerstätte unterschiedlich z.B. eine Feuerstelle, einen Kamin oder Herd, eine Kochstelle, allerdings auch einen selbständigen Haushalt oder eine Wohnung.

  • So listet man im Fürstbistum Münster z.B. im Hausregister 1668 auf: Hoevelman 1 Haus bewohnt – 1 Feuerstätte – 14 Schilling münsterisch Schatzung – Haus Ostendorf gehörig.

Feuerstättensteuer, Rauchhuhn

  • Seit dem Mittelalter kannte man als Naturalabgabe an die Grundherrschaft das Feuerstätthuhn, Haushuhn, Herdhuhn, Hofstatthuhn, Rauchfall oder den Rauchhahn. Diese Abgabe klebte eigentlich einem Haus oder der Feuerstätte an, und entsprach einer Art des Rauchgeldes. Es war von jedem zu entrichten, welcher ein neues Haus baute, nachdem dort das erste Feuer angezündet wurde und der Rauch in die Höhe stieg,
  • Mit Napoleon kam es zur Einführung einer Feuerstättensteuer, so wurde z.B. 1802 bei Wessels erhoben: 1 Rauchfang gleich Gadehmen 2 Floren 4 Deut.

Feuerstätten unter Aufsicht

In Detmold wurden beispielsweise im ausgehenden Mittelalter Bauermeister (Bauerrichter) jährlich eingesetzt: 1453 fünf, welche die Aufsicht über Baurwerke, Feuerstätten und Feldmark hatten und auf Rat der Stadt vereidigt waren.

Feuerstellen

In alten Bauernhäusern und Museen sind sie noch zu sehen: Die an einem Balken oder eisernen Galgen aufgehangenen höhenverstellbaren Kesselkaken mit einem angehangenen Kochtopf. Später wurden diese offenen Feuerstellen zur Verminderung der Brandgefahr mit eisernen Körben abgedeckt und einem Funkenschirmüberbau versehen. Diese Art der Wärmeerzeugung für den Raum und der Essensvorbereitung hielt sich noch bis in das 19. Jahrhundert sowohl in kleineren als größeren Bauernhäusern, welche nach dem Einhausprinzip bebaut waren und sich keinen Kamin hatten einbauen lassen. Hier zog der kalte Rauch über den Dachboden ab. Sicherlich werden auch die mittelalterlichen Motten der Vasallen der zeitlichen Landesherren so ausgerüstet gewesen sein.

Freilichtmuseum "Erve Kots" zu Lievelde (NL):
Offenes Herdfeuer mit Korbsicherung, Balkengalgen für Kesselhaken, mit Funkenschirmüberbau, ohne Rauchfang

Feuerentzündung

Die Entzündung des Herdfeuers war vor der Erfindung der Zündhölzer und der allgemeinen Verbreitung schwierig und umständlich. Um 1800 gehörte zum Feuerzeug, welches man zum Feuerschlagen benötigte, ein Gerät, beispielsweise aus Stahl oder Stein, mit dem man dann erst durch Funkenschlag den Zunder oder Schwamm zum Glimmen und zur Entflammung bringen musste. Über zunächst dann leicht entflammbare kleine Hölzchen oder trockene Tannenzapfen, als weitere Hilfsmittel, konnten in der Folge größere Holzscheite entflammt werden.

Feuermauer oder Schornstein

Seit dem Beginn des Mittelalters entwickelte allmählich sich die offene Feuerstelle zum gemauerten Kamin und wurde von der Mitte des Raumes in eine Wandnische verlegt. Über einen Rauchfang wurde der Rauch durch eine sogenannte Feuermauer oder einen Schornstein nach draußen über das Dach geleitet. Weiter verbreitet waren Kaminzuführungen als Rauchabzüge aus Holz, später auch aus Stein, aber erst im Spätmittelalter, also ab dem späten 13. Jahrhundert.

1722: Dieser Schornstein des Rauchfangs (lat. Fauces) muß weit offen, aber nicht über 1 ½ Fuß breit sein. Die Länge kann an die Dachhöhe angepaßt sein und sollte den First übersteigen. Die Sohle des ohne Krümmungen aufsteigenden Schornsteins (Kamin, Feuermauer) kann inwendig rund und ohne Ecken sein, um unnötige Rußabsetzungen und Entzündungen zu vermeiden. Empfohlen wird die dichte innere Ausmauerung mit glasierten Ziegeln, um den Schornstein (Kamin) leichter fegen zu können. Der (Schornstein) Kamin soll oben von einer Laterne, einem metallenem Kranzwerk nach Prof. Christ. Leon. Sturm, gekrönt werden.

Zugang zum Schornstein

1722: Alle 4 Wände der Feuermauer (Schornstein) sollen aufliegen, zumindest drei direkt auf die Grundplatte durchgehen. Die vierte Wand eröffnet den Zugang zum Rauchfang, der seitlich abgehenden trichterförmigen Erweiterung der Feuermauer zum Auffangen des sich in den tiefer liegenden Feuerstätten entwickelnden Rauches. Diese Rauchfänge mögen 4 Schuh hoch und 6 Schuh breit sein.

Die Rauchfänge (auch Mäntel) der Schornsteine (Kamine) selber waren aus unterschiedlichen Materialien, oft reich verziert, mit Borten und Kränzen versehen und bildeten einen bedeutsamen Schmuck der Räume.

Feuerstellen

1722: Alle Feuerstellen (Feueressen) sollten an statt einer Schwelle mit einer Platte unterlegt werden, um die Asche von solchem erhabenen Boden abkehren zu können. In dem Fall wo der Boden bereits mit Marmor ausgelegt ist, kann man darauf das offene Kaminfeuer auf einem eisernen Rost mit einer untergelegten eisernen Platte anlegen. Innerhalb der Esse, besonders in einer weit hineinstehenden Wand, sollte eine große eiserene Platte als Wandschirm gegen das Feuer fest angebracht werden.

Küche (1630/1690), Karmeliterkloster in Mdina (Malta), "Triq Villegaignon":
Gemauerter Kochstelle mit 3 Feuerungen, Topfabstellung und Rauchabzug
beschrieben in Furnologia Oder: Haushältliche Oefen-Kunst (1666)

Rauchfang, Busen oder Mantel

1722: Der Umfang des Rauchfangs (Busens oder Mantels des Rauchabzugs) sollte jeweils größer sein als die Feuerstelle oder der Herd unter ihm und sollte diesen mindestens um 3 Schuh oder bei Raummangel um mindestens 1 Schuh überschreiten. Es wäre ein grober Fehler, wenn der Rauchfang kaum so breit wie der unter ihm eingerichtete Feuerstelle oder Herd wäre. Der Bodenabstand des Rauchfangs sollte etwa 6 Schuh betragen.

Kochstelle oder Küchenherd

Ein großer Nachteil aller offenen Feuerstellen war unzweifelhaft die Energieverschwendung: Ein Großteil der erzeugten Wärme ging verloren und der Holzverbrauch war dementsprechend hoch.

Im 16. Jahrhundert wurde erstmals eine geschlossene Kochstelle entwickelt, bei der die Feuerstelle an drei Seiten eingemauert und mit einer Eisenplatte oder einem Rost bedeckt werden konnte.

Kochstelle einer Besitzbürgerfamilie (1823)
Quelle: Scheibler, Sophie W. Allgem. deutsches Kochbuch

1722: Dieser Küchenherd kann etwa vier Ziegelbreiten oder 3 Schuh betragen, in etwa wie ein niedriger Tisch und kann im Sommer auch mit „schlechtem“ Holz beheizt werden.

Die Dicke des Herdummauerung ist etwa 3 Zoll oder eine Mauerziegeldicke und die Breite beträgt 1 ½ Schuh. Unter dem oberen Boden werden eiserne Stengel untergelegt (Rost), worauf die Ziegel ruhen. Im oberen Raum werden 3 Löcher gelassen, das größte in der Mitte, ein mittleres zur rechten und das kleinste zur linken Hand. Jedes Loch hat einen besonderen Blechschub zur Absperrung an der Seite, wenn es nicht benötigt wird.

Das zum Braten oder Kochen jeweils benötigte „Haf“ (Tiegel, Topf, Kessel) wurde direkt ins Feuer gestellt, daher muß es so angefertigt sein, daß es gerade in das vorgesehene Loch paßt, aber auf dessen Bort (oder oberen Rand) aufliegt, mit zwei Handgriffen versehen sein und einen gut schließenden Deckel besitzen. Benutzte eiserne Töpfe konnten auf den Hersrändern warm gehalten werden.

Sollte in der Küche mehr gebraten oder gebacken werden, sind die so gemauerten Herde jederzeit entsprechend erweiterbar. Auch zum Backen ist dieser Herd zu benutzen, dazu kann man eine Pfanne der Weite nach einrichten, mit aufliegendem Rand und ebenfalls zwei Handgriffen. Bei eingesperrter Hitze kann darin der vorbereitete Teig geschwind ausgebacken werden.

An der Rückseite des Herdes (hinten an der Mauer), wo der Ofen angesetzt wird, müssen in der Mitte des Zwischenschubs zwei Zug- oder Rauchröhren angebracht werden, damit beim einsetzen der Zwischenschübe das Feuer nicht erstickt. Vor diesen 3 Ofenlöchern müssen gut schließende starke Blechtüren zur Absperrung angebracht werden.

Die Abkehr vom offenen Feuer zu gemauerten Kochherden hatte Vorteile: Holzverbrauch und Funkenflug wurden eingedämmt.

Zunehmende Feuersicherheit

1861 Kreis Minden: Die Feuersicherheit in den Dörfern ist und wird durch die Beseitigung der offenen Feuerherde an des Hausfluren oder Deelen, welche zum Dreschen usw. genutzt werden, und durch Anlegung geschlossener Küchen vermehrt [1]

Metallherde, Kohleherde

Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der erste Herd mit Einsatzringen für das Kochgeschirr in der Herdplatte entwickelt. Die Einsatzringe hatten verschiedene Durchmesser für unterschiedlich große Töpfe. Bei herausgenommenem Ring konnte man direkt über der Flamme kochen, bei eingesetztem Ring mit indirekter Hitze auf der Metallplatte. Da die Topfböden meist verbeult waren, nahmen sie die Hitze über die Platte nicht so gut auf. Noch war es deshalb effizienter, sie direkt ins Feuer zu hängen.

Quellen

  • WDR, Planet Wissen, Geschichte des Herdes
  • F.P.Florini: „Oeconomus prudens et legalis“ pag. 210, 221, 222 (1722)

Feuerstättenregister als Hilfen bei der Familienforschung

Bei der Familienforschung können lokal und regional in unterschiedlichen Archiven (private, öffentliche) hilfreich sei

  • zeitliche Register der Feuerstättenabgaben
  • zeitliche Rauchhuhnregister
  • z.B. Register des Kspls. und Dorfes Heiden „allwo Rauch gehet“, 1716, 1718

Literatur

  • Benker, Gertrud: In alten Küchen: Einrichtung, Gerät, Kochkunst, Callwey Verlag, München 1987
  • Blümel, Fritz: Deutsche Öfen: Der deutsche Kunstofen von 1480 bis 1910, Kachel- und Eisenöfen aus Deutsch-land, Österreich und der Schweiz, Süddeutscher Verlag, München, 1965
  • Böckler, Georg Andreas: Furnologia ode haushältliche Oefen-Kunst, Nachdruck vom Original aus dem Jahr 1666,Th. Schäfer, Hannover, 1983
  • Borghoff, Thomas, Schrader, Mila: Historische Baustoffe, Eine Marktübersicht mit HändlerveTzeichnis auf CD-ROM, Edition: anderweit Verlag GmbH, Suderburg,ig97
  • Brachert, Thomas Der schwäbische Eisenkunstguss, Öfen und Ofenplatten, Schwäbische Hüttenwerke, Wasseralfingen, 1958
  • Diderot, Denis: Diderots Enzyklopädie, die Bildtafeln, Erster Band S. 543-547: fourneaux, ustensiles
  • Dittmar, Monika (Hrsg.) Märkische Tonkunst, Veltener Ofenkacheln. Ein Beitrag zur Kulturgeschichte des Heizens, Band 1, Edition Cantz, Stuttgart, 1992
  • Engels, Gerhard, Wübbenhorst, Heinz: 5000 Jahre Giessen von Metallen, Giesserei Verlag, Düsseldorf, 1994
  • Faber, Alfred Entwicklungstufen der häuslichen Heizung, R. Oldenbourg, München, 1957
  • Göller, Leopold: 50 Jahre Esch & Co. Ofenfabrik in Mannheim 1886-1936, Esch & Co., Mannheim, 1936
  • Hammer, Walter, Michelberger, Karin, Schrem, Wilfried: Deutsche Gusseisenöfen und Herde, Verlag Märchen-ofen, Neu-Ulm, 1984
  • Hölzel,Thomas: Abbildungen von Schlosserwaaren vorzüglich Sicherheitsschlösser, Nachdruck vom Original von 1831, Th., Schäfer, Hannover, 1983
  • Kippenberger, Albrecht: Der künstlerische Eisenguss, Werk Hirzenhain der Buderus'schen Eisenwerke, Wetzlar, 1950
  • Kuhtz, Christian: Abwärme - Öfen aus Ziegelsteinen und Lehm, Ofenbau-Heft 5 der Reihe Einfälle statt Abfälle, Verlag Christian Kuhtz, Kiel, 1989
  • Lehmann, Johann Christian: Utilitas Physicae Verae Specimen XVI Ars Lucrandi Lignum d.i. Universal-Holtz-Spahr-Kunst (20 Regeln), Johann Christian Lehmann, Leipzig, 1735
  • Lehnemann, Wingolf: Eisenöfen - Entwicklung, Form, Technik, Callwey Verlag, München, 1984
  • Lehnemann, Wingolf: Ofen-, Kamin-und Takenplatten, in: Gertraud Kosicek, Kachelöfen, Kamine und Kamonöfen, Falken Verlag, Niedernhausen/Ts., 1987, S. 144-145
  • Lehnemann, Wingolf: Der Küchenherd, in: Beruf der Jungfrau, hrsg. vom Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Dortmund, Oberhausen 1988, S. 101-116-
  • Lehnemann, Wingolf: Küche und Herd, Heft 16 der Reihe Westfälische Kulturgeschichte, Bildmediensammlung »Westfalen im Bild«, Landesbildstelle Westf., Münster 1998
  • Seyer, Dieter: Die Geschichte des Ofens -Entwicklung der Öfen in Westfalen, Landesverband Westfalen-Lippe, Landesbildstelle Westfalen, Münster, 1983
  • Reid, Jo und Peck, John: Ofen Buch, Dieter Fricke, Frankfurt, 1977
  • Schmidt, Hans, Dickmann, Herbert: Bronze-und Eisenguß, Hrsg., Verein Deutscher Giessereifachleute, Düssel-dorf 1958
  • Schöning, Kurt: Heizen - aber wie? Von der Feuerstätte zur Zentralheizung, Verlagsanstalt Herkul, Frankfurt, 1968
  • Schrader, Mila: Gusseisenöfen und Küchenherde: Ein historischer Rückblick - Geschichte,Technik und Faszination. Verlag Edition, 2001 ISBN 3-931824-16-0
  • Stritzinger, Markus und Ruth: Deutsches Ofenmuseum, Die Geschichte des Ofenbaus in Wort und Bild, Burrweiler, 2000
  • Vereinigung Deutscher Eisenofenfabrikanten e.V., Wärmetechnische Abteilung, unter Mitarbeit von Dr. M.Wierz und Dr. G. Brandstäter: Der eiserne Zimmerofen, Handbuch für neuzeitliche Wärmewirtschaft im Hausbrand, Verlag R. Oldenbourg, München, 1923
  • Zentralverband Hartwarenhandel e.V., (Hrsg.): 100 Jahre VDE,FDE,ZHH, Geschichte, Geschichten, Ausblicke 1898-1998, Düsseldorf, 1998
  • Zimmermann, Georg: Heiz- und Kochgeräte, Waschmaschinen, Kühlschränke, Lehrbuch des Eisenwaren Handels, Buch 4, Fachverband Deutscher Eisenwaren- und Hausrathändler e.V., Düsseldorf, 1962

Museum

Fußnoten

  1. Quelle: Schlotheim, Frh. v.:: Statistische Darstellung des Kreises Minden 1863. (Minden, Müller)

Weblinks