Fürstentum Liechtenstein
Fürstentum Liechtenstein: Kurfürstentümer, Herzogtümer, Grafschaften, große und kleinen Herrschaften, Erzstifte, Hochstifte, Abteien, Reichsstädte und Reichsdörfer, Reichsfürsten und Reichsritter — unübersehbar verwickelte territorialen Verhältnisse im weit über die heutigen Grenzen Deutschlands ausgreifenden HRR. Sie verwalteten Land und Untertanen durch jeweils entsprechend strukturierte Einrichtungen.
Hierarchie: Regional > Historisches Territorium > Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation > Schwäbischer Reichskreis> Fürstentum Liechtenstein
Herkunft
Die Vorfahren der Inhaber des Fürstentums Liechtenstein sind vielleicht ministerialischer Herkunft und lassen sich im 12. Jahrhundert als Edelherren von Liechtenstein südlich von Wien mit den Linien Murau und Nikolsburg nachweisen.
Besitzungen
Sie hatten umfangreiche Güter in der Steiermark und in Mähren.
Reichsfürsten
Die steirische Linie Murau starb 1619 aus. Die mährische Linie Nikolsburg (Karl I. von Liechtenstein war Haupt der katholischen Partei in Mähren) wurde 1608 (1623 erblich) in den Reichsfürstenstand erhoben.
Zuerwerb
- 1614 erwarb Karl I. von Liechtenstein die schlesische Herrschaft Troppau
- 1622 Erwerb des Herzogtums Jägerndorf
- 1699/1712 Kauf der reichsunmittelbaren, bis 1392/1416 den Grafen von Werdenberg, bis 1507/10 den Freiherren von Brandis, bis 1613 den Grafen von Sulz und dann den Grafen von Hohenems gehörigen Herrschaften Vaduz (1712. für 290.000 Gulden) und Schellenberg (1699, für 115.000 Gulden) und erhielt dafür (gegen ein Darlehen von 250.000 Gulden) 1707 Sitz und Stimme auf der Fürstenbank des schwäbischen Reichskreises und 1715 (unter dem Obersthofmeister Anton Florian von Liechtenstein, dem Vertrauten Kaiser Karls VI.) im Reichsfürstenrat. 1719 wurden Vaduz und Schellenberg unter dem Namen Liechtenstein zu einem reichsunmittelbaren Fürstentum erhoben, das 1723 Sitz und Stimme im Reichstag erhielt.
Aufspaltung
1781 spaltete sich das Haus in zwei Linien, von denen die ältere das Fürstentum Fürstentum Liechtenstein mit dem Großteil der österreichischen und schlesischcn Herrschaften und Güter übernahm.
Nach dem Reichsdeputationshauptschluss
- 1806 wurde das 3 Quadratmeilen große Fürstentum Liechtenstein mit 5.000 Einwohnern zum Beitritt zum Rheinbund gezwungen und damit souverän.
- 1815 trat es dem Deutschen Bund bei.
- 1826 erlangte es eine Verfassung.
- 1866 blieb es durch eine Zollunion mit Österreich verbunden, die es 1919 in eine Zollunion mit der Schweiz auswechselte. [1]
Literatur
- Falke, J. v.: Geschichte des fürstlichen Hauses Liechtenstein. Bd. 1-3 (1868)
- Umlauft, F.: Das Fürstentum Liechtenstein (1891)
- Kaiser, P.: Geschichte von Liechtenstein-Vaduz (1923)
- Regesten von Vorarlberg und Liechtenstein bis. 1260. hg. v. Holbok, A. (1925)
- Flach, W., Landeskunde von Liechtenstein (1938)
- Steuer, C.: Fürst und Landtag nach Liechtensteinischem Recht, Diss, jur. Freiburg/Schweiz (1950)
- Seger, O.: Überblick über die liechtensteinische Geschichte (1965)
- Raton. F.: Liechtenstein. Stadt und Geschichte (1969)
- Liechtenstein - Fürstliches Haus und staatliche Ordnung (1987)
Fußnoten
- ↑ Quelle: Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999.