Erziehung im XX. Jahrhundert/025

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Erziehung im XX. Jahrhundert
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die ästhetischen Momente und somit der direkte Einfluss des Bilderbuches auf die Entwicklung des Kunstsinnes beginnt.

Das sozusagen klassische Land für das Bilderbuch ist England, und die Anregungen, die von Kate Greenaway, Alice Woodvvard, Caldecott, Walter Crane und andern englischen Bilderbuchkünstlern ausgegangen sind, haben auch bei uns wesentlich dazu beigetragen, das künstlerische Niveau des Bilderbuches zu heben. Auch Frankreich, Holland, Dänemark und Schweden haben vortreffliche Bilderbücher aufzuweisen, und ganz neuerdings hat sich in Deutschland eine Bilderbuchliteratur entwickelt, die den vorbildlichen Schöpfungen anderer Länder gleichkommt. Von älteren deutschen Bilderbüchern haben fast nur noch die von Oskar Pletsch, Ludwig Richter und einigen andern Berechtigung, von den neueren dürften in erster Linie die des Verlages von Josef Scholz in Mainz, die bekannten Kreidolf'schen, die von Kuithan und die des Karlsruher Künstlerbundes zu nennen sein. Nicht alles in diesen Büchern ist einwandfrei, aber immerhin bedeuten sie einen gewaltigen Fortschritt gegenüber der gänzlich unkünstlerischen Periode der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mit ihren farblosen, verzeichneten Bildern und den trockenen, ewig moralisierenden Bilderbuchtexten. Von den Geistes- produkten dieser Art behauptet sich leider nur noch allzuviel in unsern Schulfibeln und in den Lesebüchern für den ersten Unterricht, worauf wir später noch zurückzukommen haben.

Ein Wort noch über den Humor im Bilderbuche, das im übertragenen Sinne auch für das Spielzeug gilt. Das Kind will mit seinen Bildern lustig sein und will darüber lachen; wie überall, so gilt auch hier Jean Pauls Wort, »dass Heiterkeit der Himmel ist, unter dem alles gedeiht«.

Der Humor hat also seine v<=g=il volle Berechtigung auch im Bilderbuche, und besonders die englische Literatur weist in dieser Hinsicht vortreffliche Vorbilder auf. Von den deutchen Humoristen haben Busch und Oberländer vieles geschaffen, was auch den Kindern zugänglich ist, aber an eigentlich humoristischen Bilderbüchern haben wir vollständigen Mangel, und die Zerrbilder, wie sie Meggendorfer und andere geliefert haben, sind aus der Kinderstube fernzuhalten. Dasselbe gilt natürlich auch von der grossen Masse der unkünstlerischen Bilder, die der rührige Geschäftsgeist vieler Verleger auf den Markt gebracht hat. Je mehr wir dafür sorgen, dass unsere Jugend die Empfindung

Bild: Aus dem „ A - B - C - Bilderbuch" von Hans Thoma.