Erziehung im XX. Jahrhundert/024
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der künstlerische Wert
der Bilder selbst ist. Die
spielende Leichtigkeit,
mit der sich fast alle
Kinder den Text des
Struwwelpeter aneignen,
ist der beste Beweis dafür, dass sein Verfasser
es verstanden hat, im
kindlichen Sinne zu schreiben. Aber die Vorzüge des Textes entschuldigen
nicht für die Mängel der Bilder, und so muss auch der Struwwelpeter in unserer
Kinderstube mit kritischem Blicke betrachtet werden, trotzdem er sich in der-
selben schon seit beinahe zwei Menschenaltern eingebürgert hat.
Von einem guten Bilderbuche muss man verlangen, dass es vor allem auch
als ein ästhetisches Bildungsmittel auf die Jugend wirkt, was es nur dann kann, wenn
seine Bilder von einem echten Künstler entworfen worden sind, und zwar von einem
solchen, der die Kinder liebt und sich in ihren Gedankenkreis zu ersetzen vermag.
Jedes Kind hat eine lebhafte Freude an Gegenständen, die es im Bilde
wiedererkennt, und im allgemeinen zeigt die Beobachtung, dass schon gegen
Ende des ersten Lebensjahres von den Kindern Gegenstände und Personen auf
Bildern erkannt werden. Die Entwicklung des Farbensinnes tritt allerdings
erst später ein. Der Physiologe Preyer, der die eingehendsten Untersuchungen
in dieser Hinsicht gemacht hat,
behauptet sogar, dass bei seinem
Knaben noch im dritten Jahre Unsicherheit in derUnterscheidung"der
Farben bestand. Von der Schönheit der Linien und den Reizen der
Farbenverteilung hat ein kleines
Kind selbstverständlich noch keine
Vorstellung. Aber trotzdem muss
die Forderung erhoben werden, dass
dem Kinde nur Bilder vorgeführt
werden, die in dieser Hinsicht einwandfrei sind, denn selbst der sorgfältigste Beobachter der Kindesnatur
vermag die Grenze nicht zu ziehen,
an welcher die Empfindung für
- Bild Oben: „Aschenputtel" von A. Münzet.
- Bild Unten: „Mucki" von A. Schmidhammer.