Die Probstei in Wort und Bild/159

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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Im 9. Semester übernahm Dr. Becker die Leitung der Schule. Die Schüler können während des Sommers bei Probsteier Hufnern, bei Pächtern angrenzender Höfe untergebracht werden, um sich in der praktischen Landwirtschaft auszubilden.

Wir leben in einer Zeit des kulturellen Aufschwungs. Die Gegenwart steht ,,im Zeichen des Verkehrs“. Davon konnte auch die fruchtbare, stark bevölkerte Probstei dauernd nicht unberührt bleiben. Eine aufstrebende Kultur wirkt stark expansiv, sucht Absatzgebiete, Anschluß an die großen Verkehrszentren, verlangt Verkehrswege. Laboe unterhielt zwar schon manche Jahre Dampfschiffs-Verbindung mit Kiel, von Schönberg ging ein Omnibns nach Laboe, ein anderer nach Neumühlen; das alles konnte dauernd nicht genügen. Rührige Geister verlangten mehr. So kam denn unter mancherlei Geburtswehen endlich der Bahnbau zustande.

Die normalspurige Kleinbahn Kiel-Schönberg hat eine Länge von 19,65 km. Der kleinste Radius der vorkommenden Kurven beträgt 250 m. Die Firma Lenz & Co. in Stettin, welche die Bahn erbauet, hat auf 15 Jahre den Betrieb übernommen. Am 6. Juli 1898 wurde sie in feierlicher Weise dem Verkehr übergeben. Ueber die Eröffnungsfeier wollen wir kurz berichten:

Um 11 Uhr 20 Min. vormittags verließ ein geschmückter Zug mit seinen Fahrgästen, darunter der Eisenbahnpräsident Jungnickel, den Kieler Bahnhof. Er benutzte zunächst auf einer Strecke von 2,3 km das Geleise der Ostholsteinischen Bahn, um bei Blumes Höhe auf den eignen Bahn-Körper abzubiegen. Nachdem man die Preetzer Chausee hinter sich hatte, zeigte sich den Reisenden zur Linken das prächtige und großartige Bild unseres Kriegshafens. Der Zug ließ bald die ersten Haltestellen Ellerbek und Klausdorfer Weg hinter sich und hielt sodann auf der Station Wellingdorf, wo das Stationsgebäude prächtig geschmückt war. Der Zug eilte weiter und erreichte die Schwentine. Hier wurde Halt gemacht und die Brücke besichtigt. Sie spannt 75 m, erhebt sich 12 m über dem Wasserspiegel und ruht auf zwei kräftigen Backsteinpfeilern. Nachdem man die festlich geschmückte Station Schönkirchen, die Haltestelle Landgraben hinter sich hatte, erreichte man Hagen. Hier begrüßte folgende Inschrift die Fahrgäste:

Dies ist der Hof Hagen,Der läßt Euch dies sagen:Wir liefern wenig Passagiere,Doch Fische, Milch und Säugetiere.

Nur wenige Minuten später traf man auf der Station Probsteierhagen ein. Hier hielt Amtsvorsteher Göttsch-Prasdorf eine kurze Ansprache, die Landrat Baron von Heintze erwiderte. Doch weiter eilte das schwarze Dampfroß durch die üppigen Gefilde der Probstei, wo Passade und Fiefbergen bald genommen waren. Die Fiefberger hatten folgenden Reim ersonnen:

So fahre denn hin und „glückliche Reise!“Wünschen wir Fiefberger nach alter Weise.

Endlich langte der Festzug in Schönberg an, wo außerordentlicher Empfang vorbereitet war. Junge Mädchen, teils in alter Probsteier Tracht, beglückten jeden der Gäste mit einem Blumenstrauß. Eine Musikkapelle intonierte den Radetzky-Marsch. Nachdem Dr. Plönnis die Gäste bewillkommnet, ordnete sich die Festgesellschaft zum Einzug in den Ort. Am Ausgang vom Bahnhofsterrain war eine Ehrenpforte errichtet, darin prangte die Inschrift:

Hurrah! Die Bahnverbindung ist da!Auf der Kehrseite stand das Sprüchlein:Nun fahre, wer noch Lust,Mit dem alten Omnibus!

Schönberg selbst hatte Festgewand angelegt. Im Gasthof „Stadt Hamburg“ schloß die würdige Feier, die durch keinen Mißklang getrübt wurde.

Vun Kiel na Schönbarg.

Von Johann Meyer.

Hurrah! nu's man en Kattensprunk,Un'n Jeden to'n Gewinn,So mit'n Togg för Old un JungVun Kiel na Schönbarg hin!Sunst gung dat mit den Omnibus, - Nu geiht dat mit de Bahn!Dat hett, dank ehr för de Genuß!Uns' Handelskamer da'n!Um Pngsten sick mal hinbegebenVun Kiel in de Probstie, - Un dar mal 'n Dag so to verlebnWer weer nich geern darbi?!Denn singt de Lurk vun'n HimmelsteltEhr Leeder op Een dal!Denn grönt so leevlich Wisch un Feld,Un sleit de Nachtigal!In't Dörp rum mank de Appelböm,Wa Hüs' und Höf' dar lacht!Un alle Gaarn's, so vull von Blöm, Wa is dat doch en PrachtUn wiederhin dat blaue Meer, Dat schümt an'n grönen Strand,Un all de Schep so hin un her, - O, schön Probstierland:Un'n Leben hier, als in'n HimmelriekUm Pingsten öwerall!In alle Dörpen Danzmusik,Un'n ganze Wek lang Ball!Un wat för'n Deerns, as Melk un Blot!En wahre Pracht to sehn!Un hest du Lust, denn wes' so godUn angascheer mal Een!Ick seeg Di all, wa Du vergnögtMir ehr spatzeerst in't Grön! - Ja, Summers ock, nu Allns verdrögt,Is't hier noch wunnerschön!In'n Kleewer gaht de bunten Köh,Un supt de Imm sick dun!De Kukkuk röppt all Morgns so fröh!Gelgöschen singt in'n Tun!In'n Tun wahnt Snaak un Ehrenslip,Un Sneck un Hasselpock!Un in de Nester seggt dat: piepUn Sötblom wast dar ock!In'n Tun, wat is in'n Tun nich los?!Een lüttje Welt för sick!In'n Tun blöht ock de wille Ros',Un rundum wat för'n Blick!Dar hangt dat Koorn, vun Ahren swar,So gollen in de Sünn!Un Gottessegen, wunnerbar,Swevt lisen öwerhin!In Schleswig-Holsteen, stammverwandt,Wa prächtig is dat ni!Dar liggt somennig schön lüttj' Land,Un liggt ock de Probstie!Un dar's ock noch so'n olen Kult,So spaßig un so nett! - Un - wenn Du nu mal fenstern wullt,Denn lös' Di man'n Billjett!

Wir könnten die Feder jetzt aus der Hand legen, wollen aber nicht schließen, ohne hingewiesen zu haben auf die freundlichen Worte des J. Taillefas, der im Sommer 1817 vier Monate als Gast bei der Familie Wiese in Schönberg weilte, Land und Leute kennen lernte und seine Eindrücke, die er hier empfing, aufzeichnete. Sein Abschiedsgruß an die Probsteier lautet also:

Und so leb' wohl, Du Völkchen alter Sitte,Im schönen Land, wo Glück und Fülle blüht;Wo Frohsinn waltet in der kleinsten Hütte,Ein gastlich Feuer auf dem Herde glüht.Nie weiche Fried' und Freud' aus Deiner Mitte,Wie auch die Zeit im Sturm vorüberzieht:Hier sei beschützt vor des Geschickes Schlägen,Ein stiller Zufluchtsort in Lieb' und Segen!Der frische Sinn, das freie, rege Treiben,Der Saaten Pracht, der Triften bunte Zier,Des Festtags Lust, gleich ferne vom BetäubenWie von dem Zwange, Wohlstand für und für;Der Väter Tugend möge treu Dir bleiben,Des Glückes schönster Ruheplatz sei hier,Und wie sich auch der Jahre Flucht erneuert,Sei immerdar dem Wanderer gefeiert!