Die Probstei in Wort und Bild/122
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wurde und zuletzt stark aus Südwesten und Westen blies, so daß weit über 100 Gebäude ein Raub und Spiel der Flammen wurden. Die Prediger reterierten sich nach Krokau, woselbst sie von dem Bauervogt, der Witwe Antje Speeth und dem Hufner Klaus Finck liebreich aufgenommen wurden, und froh waren, daß sie bei diesen Obdach fanden, ob sie sich gleich sehr ins kleine ziehen mußten. Sonntags darauf, Dom. X post. Trin., wurde vom Pastoren vor dem Kirchhof, nach dem abgebrannten Schönberg zu, unter freiem Himmel und unter den Trümmern der geschehenen jämmerlichen und fast allgemeinen Zerstörung, 9 Uhr vormittags eine Betstunde mit vielen Thränen von ihm und seinen zahlreichen Zuhörern gehalten und, nach dem von ihm auf eine so betrübte Begebenheit eingerichteten Gebete, die Materie zur Rede aus dem Evangelium genommen.
Das alte Kirchenbuch, dessen vorhin gedacht, ist wiedergefunden; und Herr Pastor Balemann von Krokau nach Krummbek in die alte Grete Kühlsche Behausung gezogen.
(Das Kirchenbuch teilt jetzt ausführlich mit, „welche der dadurch entstandenen großen Not sich gnädig und liebreich angenommen und ihre christliche Liebe bewiesen haben.“ Als solche, die zum Teil bedeutende Summen Geldes und große Mengen an Lebensmittel gesandt haben, werden besonders genannt die Städte Lütjenburg und Oldenburg, fast alle Besitzer der umliegenden adligen Güter, die Frau Priörin und mehrere Fräulein Konventualinnen des Klosters Preetz, und dieses selbst die benachbarten Prediger und zuletzt nicht zum wenigsten die Stadt Lübeck.)
Anno 1781, den 6. August und folgende Tage, oder in der Woche nach dem 8. Trinitatis, waren die ganze Woche, nur den Freitag ausgenommen, schreckliche Gewitter. Sie zogen sich fast zu eben derselbigen Zeit, nämlich nachmittags 3 Uhr, im Südwesten zusammen, überzogen den ganzen Horizont und blieben bei stillem Winde bis gegen die Mitternacht und noch später stehen. Blitze und Schläge waren fürchterlich. Am ersten Tage brannte eine Hofscheune in Wittenberg aus, und in unseren Salzenwiesen wurde ein Pferd erschlagen. Bei Lübeck herum geschah auf den Dörfern großer Schade durchs Zünden. Das sonderbarste war, daß auch zur selbigen Zeit in Obersachsen und sonderlich in dem abgebrannten Gera durch Wettergüsse an den noch wenigen Häusern ein großer Schaden geschah, und sich also die Gewitter so weit ausgedehnt hatten.
Anno 1783 war in den Monaten Juni, Juli und August in dem ganzen Deutschland, ja fast in ganz Europa, ein sonderbarer trockener Nebel, von den Gelehrten ein Herrauch genannt. Bei dem heitersten Wetter konnte man die Sonne von morgens 7 bis abends 7 Uhr nicht sehen; wenn sie durch den Nebel hervorbrach, war sie blutrot. Die Blätter aus vielen Bäumen versengten, und wenn die Bäume wieder Laub getrieben hatten, geschah das bei nicht wenigen zum andern, ja wohl zum 3. Male, so daß sie abstarben. Einige wollten das der Kälte in einigen Nächten zuschreiben. Das Jahr darauf waren in dem untersten Teile von Italien, sonderlich in Calabrien, so schreckliche Erdbeben, daß ganze Städte und Dörfer zerstört, viele von der sich hin und wieder öffnenden Erde verschlungen und über 30.000 Menschen hingerissen wurden, welchem Erdbeben und Vulkanen man die folgenden traurigen Jahre und harten Winter zuschrieb, welche anno 84, 85 und 86 schrecklich waren, nach einiger Bemerkung den Winter 1709 an Strenge übertroffen haben sollen und bis zum April anhielten, so daß fast kein Frühling und kalte und nasse Sommer, besonders anno 85, waren. Die Ernte-Predigt wurde hier erst nach Michaelis gehalten, und alles, besonders das Korn, war sehr teuer. Der Weizen kostete 6 Rthlr., der Roggen 5 Rthlr., bis 16, ja 17 die Tonne, und die Not bei kleinen Leuten war sehr groß. Das 1786ste Jahr zeichnete sich durch Mangel an Viehweiden und Fütterungsstoff aus, der allgemein war, und in Kiel 1 Pfund Butter zu 10 erhob. Ja, es war fast gar keine Butter für Geld zu bekommen, und viele, auch Adlige, mußten viele Kühe abschaffen.