Die Probstei in Wort und Bild/097
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Die Probstei in Wort und Bild | |
Inhalt | |
<<<Vorherige Seite [096] |
Nächste Seite>>> [098] |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: korrigiert | |
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
|
ans Licht gebracht werden könnte, die auch für den heutigen gebildeten Landmann Interesse haben müßte. Hier sei nur noch erwähnt, daß von der Mergelung der Alten in Dickson's englischer Geschichte der alten Landwirtschaft, im ersten Teil, die Rede ist. Andere werden eher sagen können, welche Erläuterung die Sache etwa dort erhalten hat. Dickson's System hat der Zufall in die hiesige Universitätsbibliothek gebracht; Dickson's History hat der Zufall darin fehlen lassen.
C. F. Heinrich.
Gewiß werden meine Leser mit mir dem Herrn Professor für diese trefflichen Mitteilungen danken, welche uns zu einer aus Unverstand zu häufig verkannten, und leider zu sehr vernachlässigten Quelle der für die landwirtschaftliche Praxis wichtigsten Belehrungen zurückführen, und uns eine Menge brauchbarer Anweisungen und Urteile, wie einen reichen Schatz von Erfahrungen, der für uns so lange verloren war, wieder benutzen lehren. Es ist dem Hauptzweck dieses Aufsatzes zu wenig angemessen, mich hierüber ausführlich zu erklären; allein, wenn mein Amt und meine Kräfte es irgend erlauben, werde ich unseren denkenden gebildeten Landwirten vielleicht künftig Bruchstücke aus den Ackerbauschriftstellern der Alten in dieser Zeitschrift mitteilen, die sie überraschen und in Verwunderung setzen werden.
Die Wiederherstellung dieser so gemeinnützigen Erfindung durch die Probsteier ist jetzt ungefähr 60 Jahre alt, und der Zufall war hier, wie bei so mancher Erfindung, der erste Lehrer. Ein Hufner in Bendfeld, Heinrich Puck, wollte auf einer Koppel, auf welcher Wasser fehlte, eine Tränkstelle für fein Vieh graben lassen. Bei dieser Gelegenheit wurde von seinen Leuten eine Menge blauer Lehn. ausgeworfen. Damit wußte der Mann nicht zu bleiben. Er mußte weggeschafft werden. Zur Wegebesserung war er nicht zu gebrauchen, er fuhr also erst einen kleinen Teil, nicht ohne Besorgnis, aufs Land, und zu seinem nicht geringen Erstaunen trug dieser Platz ganz ausgezeichnet vorzügliches Getreide. Nun wurde auch das übrige, das bei der Grube lag, aufgefahren, und die Wirksamkeit wurde noch größer. Er erweiterte die Grube, befuhr mehr Land, immer mit gleichen. Erfolg. So vergingen mehrere Jahre. H. Puck blieb alleiniger Besitzer dieses kostbaren Materials, man erzählte sich das Wunderbare dieser Entdeckung, und - beneidete ihn. Erst nach und nach kamen einzelne auf die Idee, daß vielleicht in ihren Wiesengründen, wenn nicht dasselbe, doch ein ähnliches Material zu finden sei. - Man suchte und - fand, man verglich und versuchte, und immer mit Erfolg. Nun ward in allen Wiesen der blaue Lehm ausgesucht, und aufs Land gefahren. So ging es über 30 Jahre, man befuhr jährlich ein, höchstens zwei Stücke, aber hielt nur den blauen Lehm in Wiesengründen für fähig, solche Wirkungen hervorzubringen. Dieser fing an, hin und wieder zu fehlen, und es war zu beschwerlich, ihn auf entfernte Ländereien hinzufahren. Die Not lehrte die Erfindung vervollkommnen. Man hatte bemerkt, daß der Untergrund auf den Pflugkoppeln gelblicher Lehm wäre. Vielleicht, so räsonnierte man, ist dieser dem blauen, wenn nicht an Wirksamkeit gleich, so doch ähnlich. Es muß gewagt werden. Der Hufner Peter Göttsch in Fahren war der erste, der dies Wagestück versuchte. Er hat mir oft erzählt, wie der damalige schlechte Zustand seiner jetzt so vorzüglichen Hufe, und der Mangel an Dünger ihn vor ungefähr 30 Jahren zu diesem Versuch nötigte, und mit welcher unruhigen Besorgnis er den Erfolg erwartete. Er übertraf seine Erwartung. Erst traute man diesem Versuche nicht; allein, da Peter Göttsch, durch den glücklichen Erfolg dreister gemacht, immer mehr Land befuhr, und immer besseres Getreide baute, fand er bald Nachahmer, und man fand es bequemer und leichter, trockene Gruben auf dem höheren Lande zu machen, als in den niedrigen Wiesen immer mit dem zulaufenden Wasser zu kämpfen, und seine Pferde der Gefahr auszusetzen, stecken zu bleiben. So, in der ersten Ausbildung, fand ich die Sache, als ich 1790 Prediger in Probsteierhagen ward. Der blaue Wiesenlehm war noch immer in Ansehen, nur dreiste Landwirte befuhren ganze Koppeln, die vorsichtigen einzelne Stücke. Die damaligen Pächter