Die Probstei in Wort und Bild/096
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aufdringen. So sind gleich hier alle diejenigen Stellen im Plinius und den Ackerbauschriftstellern hinwegzuthun, wo von terra argilosa die Rede ist; denn dies ist die allgemeine Benennung der Thonerde und mehrerer Thonarten, wovon freilich auch in der Landwirtschaft der Alten mancherlei Gebrauch gemacht werden konnte. Die verschiedenen Kalkarten,die, wie ich nicht anders weiß, unter Mergel befaßt werden, hießen den Griechen leukargillon (candida argilla), den Landwirten des alten Italiens marga. Die griechische Wortzusammensetzung sondert die Gattung sehr deutlich vom gemeinen Thon argillos oder argilos. Die römische marga stammte aus Gallien; von daher erhielt Italien die Benennung mit der Sache selbst. Die Hauptstelle davon ist in dem großen Werke des Plinius, der selbst die Mergelung, als sinnreiches Beförderungsmittel des Ackerbaues mit sichtbarer Freude behandelt: Hist. Nat. XVII s. 4. (c. 6. 7. 8.). Das früher ackerbauende Italien rechnete natürlich zu sehr auf das Allvermögen seines Heros, Sterutius, als daß schon damals noch an andere Mittel so leicht hätte gedacht werden mögen. Aus Britannien und Gallien kam die Mergeldüngung zuerst nach Italien; wie früh, ist nach der Zeit abzunehmen, wann die Waffen der römischen Heere zuerst sich Wege in diese Länder bahnten. Varro war noch mit der Sache unbekannt, als er in dem Kriege zwischen Caesar und Pompejus mit dem Heere, welches er führte, im transalpinischen Gallien, innerhalb des Rheins, an einige Gegenden kam, wo nichts als Getreide wuchs, und eine Art der Ackerdüngung mit Mergel allgemein eingeführt war; ,ubi agros stercorarent candida creta tossica“ Varro de Re Rust. 1, 7, 8.
Allgemein scheint die Mergelung in Italien auch noch nicht zu Plinius Zeit gewesen zu sein, und der Eifer, womit er die Sache behandelt, scheint eher zu beweisen, daß er eben dadurch ihre allgemeinere Verbreitung zu empfehlen dachte. „Von einer Sache muß mit besonderem Fleiß gesprochen werden, welche die Länder der beiden Gallien und Britannien bereichert.“ Bloß als gallisches Wort aus der keltischen Sprache giebt Plinius die Benennung marga; hieraus wurde margila im Mittelalter, und Mergel, so wie die übrigen Wörter der neueren Sprachen. Umständlicher Menage im Dictionnaire etymologique T. 11. unter marne; Dü Cange in Glossar. med. et insimae latinitatis unter marga und margila. Einer gewissen neudeutschen Unrechtschreibekunst sei übrigens dies nicht gesagt, um etwa hiernach eine neue Schreibung Märgel zu erfinden; diese würde aus der entdeckten Ableitung sich ebenso wenig rechtfertigen, als ähnliche, bis jetzt schon versuchte, z.B. ädel statt edel aus gleichen nichtigen Gründen gerechtfertigt werden können. Plinius rühmt von den Griechen, daß auch von ihnen diese Düngungsart nicht versäumt worden sei. „Denn was hätten Griechen wohl unversucht lassen können?“ Im Gebiete von Megara, nordwestlich von Attika, war Mergelung üblich, aber nur in feuchtem und kaltem Lande. Plinius schöpfte hier aus dem Theophrast de causis plant. III. 25, wo auch das Verfahren der Megarenser bei der Mergelung näher angegeben ist. Bei den Galliern und Britten gab es ursprünglich nur zwei Arten des Mergelns, diese vervielfältigten sich bei erweiteter Umsicht. Nun konnte von einer sechsfachen marga die Rede sein: alba, rufa, columbina, argillacea, tofacea, arenacea. Ihrer Beschaffenheit nach war sie teils spröde (aspera), teils fett; der Gebrauch doppelt, sowohl zur Nährung desGetreides als des Futters. Plinius geht die verschiedenen Arten und ihre Benutzung durch. Die argentaria, eine Art der alba creta, ward am allgemeinsten in Britannien gebraucht; sie wurde in Schachten bis 100 Fuß aus der Tiefe gegraben, und gab dem Acker Nahrung auf 80 Jahre. Es wird hierauf im Einzelnen von der Mergelung bei verschiedenen Völkern Galliens Nachricht erteilt, und das Ganze mit einer Vorschrift zu weiterer Anwendung beschlossen. „Jede Mergelart muß in schon gepflügtes Land gebracht werden, damit es seinen ganzen Nährstoff in sich aufnehmen könne u.s.w.“ Die ganze reichhaltige Stelle des unerschöpflichen Plinius verdient ohne Zweifel eine eigene ausführlichere Erörterung; es scheint mir, daß bei dieser Gelegenheit manche neue und überraschende Erfahrung