Die Probstei in Wort und Bild/075
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und häuslichen Verhältnissen angemessene, Arbeiten vermehrt. Die letzten Jahre der niedrigen Kornpreise wurden dieser Klasse drückend, da sie oft vergebens nach Arbeit, und besonders einträglicher Arbeit suchen mußten, indem die Landbesitzer sich genötigt sahen, die Zahl ihrer Tagelöhner zu beschränken, und jede Kostenaufwand erfordernde Arbeit auf günstigere Zeitumstände zu verschieben. Ueberhaupt ist es sehr begreiflich, daß Unfälle, und besonders Krankheiten, den Wohlstand dieser Klasse nicht bloß erschüttern, sondern oft ganz zerrütten, und es wäre sehr zu wünschen, daß unsere so wohlthätige Armeneinrichtung, die auch in dieser Hinsicht schon manches Gute bei ihren beschränkten Mitteln leistet, uns immer mehr in den Stand setzen möchte, der Verarmung der thätigen Hausväter dieser Klasse, durch außerordentliche Unterstützung für solche Fälle, künftig noch kräftiger und nachdrücklicher zuvorzukommen, als es bisher möglich war.
Nähere Beschreibung des Bemerkungswerten der einzelnen Dörfer der Probstei.
Kirchspiel Schönberg
Das Kirchdorf Schönberg zeichnet sich sowohl durch die für ein Dorf gewiß seltene Anzahl seiner Bewohner, als auch durch die Menge der, zum Teil städtischen, Gewerbe aus, welche in demselben betrieben werden. Die Zahl der Haushaltungen ist 259. Die Volksmenge hat sich in neun Jahren um 130 vermehrt, und die in der Aufzählung des vorigen Abschnitts bemerkte Summe besteht aus 603 Personen männlichen und 587 weiblichen Geschlechts. Außer den beiden Predigern wohnten hier der Offizial der klösterlichen Obrigkeit unter dem Charakter Klostervogt, ein promovierter Arzt und ein studierter Advokat. Es sind hier über 300 schulfähige Kinder, von denen 130-140 in der Hauptschule des Organisten, 150-160 in der Elementarschule und 15-20 in der für die ausgebauten Hufen errichteten Nebenschule unterrichtet werden. Eine nicht unbedeutende Ellenhandlung und drei Krämer verschaffen den hiesigen Einwohnern die Bequemlichkeit, die Bedürfnisse ihrer Haushaltungen an Ort und Stelle haben zu können. Auch ist hier eine klösterliche Windmühle. An Künstlern wohnen hier gegenwärtig ein Uhrmacher, 1 Goldschmidt und 1 Kunstdrechsler. An Handwerkern 2 Bäcker, 3 Schlachter, 15 Weber, 11 Schneider, 18 Schuster, 3 Altflicker, 10 Holzpantoffelmacher, 10 Tischler und Zimmerleute, 3 Drechsler, 2 Böttcher, 2 Mauerleute, 4 Grobschmiede, 2 Kleinschmiede, 3 Rademacher, 1 Hutmacher, 1 Töpfer, 1 Glaser, 3 Sattler, 1 Weißgerber, 3 Lederthauer, 1 Seiler und 9 Dachdecker. Auch sind hier 4 privilegierte Wirtshäuser.
Schönberg hat zwei Jahrmärkte, eins am Montage in der vollen Woche nach Ostern, das andere am Dienstage nach dem ersten Adventsonntage.
Der Boden um Schönberg scheint mir, so weit ich ihn beobachtet habe, zu dem schweren Lande der Probstei zu gehören,und das Land im sogenannten Holze kam mir kaltgründig vor. Die mit Sorgfalt abgerundeten, mit Fleiß bearbeiteten langen Aecker mit ihren größtenteils gut unterhaltenen, zum Teil trefflich gediehenen Einfassungen, die in den niedrigen Gegenden meistens von Erlen sind, geben, wenn sie mit ihren üppigen Saaten prangen, den Anblick eines prachtvollen Gartens, auf dem das Auge nie ohne Wohlgefallen ruht. Und besonders gewähren die Nähe der Ostsee, wie der Schatz von trefflichen Wiesen, der Gegend um Schönberg ganz eigentümliche Reize. Der Weg durch diese, von mehreren Auen durchschnitten, und durch vielfache Einpflanzungen, welche die Grenze der verschiedenen Besitzungen ausmachen, durch anmutige Wiesen über den Holm zum Gestade der Ostsee ist äußerst romantisch. Schon der Gang über diesen sanften, grünen, schön beblümten Rasen (in der Nähe des Holms aus einem Berge unerwartet die Aussicht ins Unermeßliche und zuletzt das Gestade der Ostsee) ist köstlich. Bei stillem Wetter sieht man die Meeresfläche oft im wunderbarsten Farbenspiel. Im Sturm erheben sich aber die