Die Probstei in Wort und Bild/074

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Die Probstei in Wort und Bild
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Probstei in Wort und Bild.djvu
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muß erstaunen, auf welchen kleinen Platz diese große Menge thätiger, und besonders in Rücksicht auf Landkultur industriöser Menschen zusammengedrängt ist.

Zur Erläuterung der vorstehenden Aufzählung mögen folgende Bemerkungen dienen: Eine volle Hufe in der Probstei hält in der Regel zwischen 50 und 70 Tonnen, die Tonne zu 300 Quadratruthen gerechnet, doch giebt es auch einzelne, die reichlich 100 Tonnen Landes besitzen; die halben und Viertelhufen verhältnismäßig weniger.

In Schönberg existiert auch eine Drittelhufe. Ich habe sie, um für sie keine eigene Rubrik zu machen, unter den Viertelhufen mit aufgeführt. Ebenso führen sechs Stellen zu ihrem großen Nachteil den Namen „Viertelhufen,“ die in Rücksicht auf Landbesitz etwas mehr als Katen sind die Schönberger Siebenteiler. Aeußerst belastete Stellen! Sie besitzen zwischen 1100 und 1200 Quadratruten an Pflugland, und kontribuieren als Viertelhufen. Zwar können sie, da sie keine Pferde halten können, auch keine Kriegs- und sonstige Fuhren leisten, allein sie müssen in Kriminal und allen anderen wichtigen Fällen Laufreisen von Schönberg nach Preetz machen, so oft sie dazu von Herrn Klostervogt angesagt werden, und alle übrigen Prästanden der Viertelhufen leisten.

Die Katen in der Probstei sind in der Regel entweder Schattkaten oder Freikaten. Erstere erhielten bei der Einkoppelung Land zur Weide für zwei Kühe, und werden in Rücksicht auf Kontribution und Gefalle acht auf eine Hufe gerechnet; letztere erhielten bei der Einkoppelung Weideland für eine Kuh und kontribuieren einer Hufe. Bei einigen Katen ist außer diesem Weideland noch eine sogenannte alte Koppel, gewöhnlich nahe am Hause. Einige sind auch erst nach der Einkoppelung erbaut, und haben daher gar kein Land, sind dann aber auch von den gewöhnlichen Abgaben der Katen frei. Es giebt auch einige Katen. die den Namen Priörinkaten führen, weil sie an die Frau Priörin kontribuieren, und auch vor Zeiten unter ihrer besondern Gerichtsbarkeit standen.

In Schönberg ist eine Kate,welche den Namen Vikarienhaus führt. Bekanntlich stiftete das Bistum Lübeck eine Menge von Vikariaten. In Lünig's Spicilegio ecclesi astico finden sich eine Menge solcher Urkunden. Das hiesige Diakonat ist wahrscheinlich aus einem Vikariat entstanden. Von dem Preetzer Diakonat ist es erwiesen. Nach einer Nachricht, welche mein verehrter Freund, Herr Pastor Dörfer, nur hierüber mitteilte, war der Diakonus der Fleckenkirche in Preetz Vicarius ad altare Sanctae Catharinae Virginis. Und auf der oben bereits beschriebenen Inschrift des einen hiesigen Kelchs ist Hinrich Blomenberch als Vicarius in Schönberg im J. 1463 aufgeführt. Ebenso halte ich das Haus in Probsteierhagen, welches den Namen eines Diakonathauses führt, für ein vormaliges Vikarienhaus. Vikariate wurden damals bei mehreren Kirchen gestiftet. In und um Itzehoe waren nach Geuß allein 24, ja in Itzehoe erhielt eine Gasse den Namen Vikarienstraße, weil die meisten Häuser in derselben Vikarienhäuser waren.

In dieser Rubrik habe ich auch die Häuser des Kirchdorfs Probsteierhagen mit aufgeführt, wenn sie gleich eigentlich keine Katen, sondern auf Grund und Boden der Kirche erbaute Häuser sind, worüber ich im nächsten Abschnitt das Nähere sagen werde.

In den Katen und in den sogenannten kleinen Häusern oder Abschiedswohnungen der Hufen hat die zahlreiche Klasse der Einwohner oder Insten ihre Wohnungen. Einige von ihnen sind Handwerker, aber die meisten leben vom Tagelohn. Sie haben kein Land, keine Weide, und bezahlen ihre sehr beschränkten Wohnungen, die oft nicht einmal einen kleinen Platz zum Kohlgarten haben, mit 6 bis 8 Rthlr. jährlicher Miete und zuweilen noch höher. Gleichwohl ernährten die thätigen Hausväter dieser Klasse ihre oft zahlreichen Familien in den Zeiten der hohen Kornpreise auf eine bewundernswürdige Weise, und schwingen sich selbst zu einem gewissen Wohlstand empor, wenn es ihnen nur nicht an einträglichen Arbeiten, besonders Akkordarbeiten, fehlt, und eine sorgsame Hausfrau ihren Erwerb nicht bloß zu Rate hält, sondern auch durch eigene, ihren Kräften