Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland/305

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Die Grundherrschaft in Nordwestdeutschland
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Die Meier waren also die Verwalter der wichtigsten Vermögensobjekte eines Villikationsherrn, und von ihrer Umsicht und Treue hing das Einkommen und der Wohlstand des Villikationsherrn ab.

Diese thatsächlich so wichtige Stellung des Meiers beruhte nun rechtlich auf dem jederzeit widerruflichen Auftrage des Herrn zur Verwaltung der Villikation.[1] Der Meier hatte zwar als solcher eine weitgehende Verwaltungs- und Stellvertretungsbefugnis; aber er besaß nicht das geringste eigene Recht auf die Verwaltung der Villikation oder gar auf die Villikation selbst.[1] Als Besoldung hatte er gewöhnlich ein Amtsgut, eine Hufe zu eigenem Gebrauch, seltener einen genau bestimmten Anteil an den Erträgnissen der Villikation. Aber immer hatten die Bezüge die Natur des Gehalts oder Honorars, niemals entsprangen sie aus einem eigenen Recht des Villikus an der Villikation.

Das Verhältnis zwischen Meier und Herr war ein Mandat im Interesse des Herrn. Der Villikus sollte wie der Herr selbst die Villikation zum Nutzen des Herrn verwalten. In klassischer Weise kennzeichnet die Urkunde Konrads III. für die Abtei Stablo diesen überall ziemlich gleichartigen Rechtszustand: . . . quod . . . nullus villicus, qui vulgariter Major vocatur, ministerium suum diutius habere et retinere valeat, nisi quamdiu cum gratia Abbatis deservire queat, sed quotiescunque jussus fuerit reddere, sine contradictione reddat, nec filius post obitum patris per hereditatem repetat.[2]


Dieses hinsichtlich der Villikation bestehende Mandatsverhältnis des Villikus zum Villikationsherrn hatte seinen Grund in der persönlichen Stellung der Meier. In früherer Zeit waren sie regelmäßig Hörige (Laten) des Herrn gewesen.[3] Aus dieser Hörigkeit


  1. 1,0 1,1 Vgl. Kindlinger, Münstersche Beiträge II, Nr.XIII A, (12. Jahrhundert): Advocatus Coloniensis XII curtes . . . . habebit in sua potestate et procuratione, ut villicus in eis ponat et deponat, prout Domino suo expedire viderit. — Mon. Germ. ed. Peertz SS. tom.XI, p.159. Vita Meinwerci No.217 (a.1036) . . . . ipsis villicis . . . vel his, qui post eos ponendi sunt. — Miraeus, Opera Diplomatica I, p.531 (Donationes Belgicae Lib.II, Cap.45. Konrad III. für die Abtei St. Gilles . . . . nullus villicationem . . . . hereditario jure teneat vel repetat . . . . : sed Abbas . . . . idoneum et fidelem villicum de familia monasterii constitutat et deponat. — Erhardt: Urkundenbuch zur Geschichte Westfalens I, Nr.196 (a. 1123).
  2. Vgl. Miraeus, Opera Diplomatica, Bd.I, S.688 (a.1140).
  3. Vgl. Ekkehard IV., De casibus monast. St. Galli cap.III. (Mon. Germ. SS.II S.103.) Nunc (villici) majores locorum, de quibus scriptum est, quia servi, si non timent, tument, scuta et arma polita gestare incoeperant. — Vita Meinwerci (Mon. Germ. SS. tom XI, p.159) § 217. Hier werden villici litones und villici ministeriales unterschieden. — Miraeus, Opera Diplomatica I S.531 (Konrad III. für Stablo a.1145): . . . . Abbas . . . idoneum et fidelem villicum de familia Monasterii constituat et deponat. Desgl. I S.688 (a.1140) Ministerialen als villici erwähnt. — Kindlinger, Hörigkeit, Urk. Nr.14 (a.1176). Herenfridus enim pater prememorati Brunonis, primus in genere militari ipsam curam administraverat cum antea semper a villanis administraretur. — Derselbe, Münstersche Beiträge II, Nr.45 (a.1268). — Lüntzel, Lasten, S.83. Cod. dipl. Westfal. III, Nr.108 (a.1140). — Über die ursprünglich gleiche Rechtstellung von Liten und Ministerialen vgl. Kindlinger, Münstersche Beiträge II, Nr.90 (a.1086). Dienstrecht für die Dienstleute von Freckenhorst, ut ministris supra memoratis, quia non melius fere ius, quam liti et qui quotidie ad curtes serviunt, habuerant. — Westfäl. Urkundenbuch IV, Nr.1708 (a.1282), 1826 (a.1284).