Die Deutschen Personennamen/115
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Gelegentlich greift man fehl. Der mehrfach erwähnte Philologe Publius nennt seinen Sohn Titus nach dem römischen Komödiendichter Titus Maccius Plautus, und ich kannte einen ähnlichen Fall, wo ein gelehrter Mann mit alltäglichem Namen seine Tochter Artemisia genannt hatte, nach der Fürstin von Halikarnaß.
Zuweilen versuchen die Eltern selbst, sinnvoll den Vornamen zu schaffen. Kimon nannte seine Söhne Lakedaimonios, Eleos, Tessalos, Themistokles seine Töchter Italia, Sybaris: sie bringen in diesen Namen ihre staatsmännischen Gedanken zum Ausdruck. Irene bedeutet griechisch Friede. So wurde die Gemahlin des Prinzen Heinrich getauft, well sie geboren wurde, als der Krieg von 1866 sein Ende fand. Der Dichter Emanuel Geibel erhielt seinen Vornamen, weil sein Vater am Tage der Geburt seines Sohnes 1815 in Lübeck die Fahnen der hanseatischen Legion geweiht hatte, auf denen die Worte „Gott mit uns“ gestickt waren und diese Worte im Hebräischen Emanuel heißen. In den Freiheitskriegen nennt man Mädchen Landsturmine, Gneisenauette. Ein Vater nannte seine am 2. September 1870 geborene Tochter Sedania. Der Kladderadatsch[1] machte sich lustig darüber und empfahl ähnliche von Schlachtorten abgeleitete Namen, z. B. Schweinschädelinga. Schliemanns Kinder hießen Hektor und Andromache. 1911 wird ein Ingenieur Richter aus Jena in Griechenland am Olymp von Räubern lange gefangen gehalten. Später nennt er eine in dieser Zeit geborene Tochter Olympia. Die Kunstreiterin Oceana Renz hieß danach, daß sie 1857 auf einem Dampfer auf dem Meere geboren worden war. Von einer „sinnvollen“ Namengebung erzählt auch Max Heinzel in seinem „Schläfchen Pukettel“. Der Kloapper-Franze hat nach fünfjähriger Ehe ein Kind, eine Tochter, bekommen und kommt zum Pfarrer, um die Taufe zu bestellen. Er gibt den Namen Laura an, aber der Pfarrer macht Einwendungen gegen solche „dumm-hochmütige“ Namen. Der Bauer aber erwidert: „Nee, Laura soll se heeßen Weil bier fünf Ioahr gelauert hoan.“
Endlich geht es auf diesem Gebiet wie auf anderen, daß die Menschen unter Verzicht auf eigenes Denken das schön finden, was andere tun, das heißt, daß gewisse Moden auftreten und sich schnell verbreiten.
Luthers Eltern hießen Hans und Margarete. Daß aber beiden Namen damals besonders verbreitet gewesen sind, zeigt sich
- ↑ [GenWiki-Red.: digitalisierte Ausgaben Kladderadatsch s.: http://www.ub.uni-heidelberg.de/helios/digi/kladderadatsch.html]“