Die Deutschen Personennamen/114

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Die Deutschen Personennamen
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Daran liegt es, wenn 1300 in Breslau Konrad und Heinrich die häufigsten Namen sind, nach Fischart im Herzogtum Preußen Albrecht, wenn im heutigen Königreich Preußen so viele Knaben Fritz und Wilhelm heißen. Nach dem Normannenherzog Wilhelm dem Eroberer und seinen Nachkommen heißen die zahlreichen Wilhelme, von denen aus dem Jahre 1171 eine Geschichte erzählt wird. Als damals in Bayeux in der Normandie ein großes Fest war, kamen zwei Ritter mit Namen Wilhelm auf den Einfall, es sollten in ihrem Saale nur Wilhelme sein. Wer einen anderen Namen führte, sollte hinausgehen. Als man dann zählte, waren 117 Ritter da, die alle Wilhelm hießen, ungerechnet die vielen, die in des Königs Halle speisten. So findet der Name Elisabet seit der Mitte des 13. Jahrhunderts große Verbreitung durch Elisabet von Thüringen, in neuerer Zeit haben zahlreiche Mädchen nach der Königin Luise ihren Namen erhalten.

Ähnlich ist es, wenn man die Namen großer Männer wählt, so bei Julius Cäsar Scaliger. Zahlreiche Knaben sind Otto und Helmut nach Bismarck und Moltke genannt worden. Als 1728 dem Maler Mengs ein Sohn geboren wurde, nannte ihn der Vater Rafael; er sollte ein Maler werden und ist es nachher wirklich geworden. Noch etwas weiter ging 1865 ein Livländer, der den wohlklingenden Namen Trampedang führte. Er schrieb an den Fürsten Bismarck und bat ihn, seinem erstgeborenen Sohn den Namen Bismarck als Vornamen geben zu dürfen. Der Kanzler erteilte die Erlaubnis und schrieb dazu: „Sollte mir in meinem hohen Alter der Himmel noch einen Sohn bescheren, so werde ich nicht verfehlen, ihn auf den Namen Trampedang taufen zu lassen.“

Im 18. Jahrhundert tragen zahlreiche Männer den Namen Johann, und zwar immer als ersten Namen, aber nicht als Rufnamen. Ich kann den Grund nicht angeben; Johann heißen Gottsched, Bodmer, Breitinger, Herder, Goethe, Schiller, Winckelmann, Merck, Gleim, Uz, Jacobi, Voß, Leisewitz, Hebel, Hölderlin, Musäus, der Vater der Brüder Schlegel und dessen beide Brüder, Tischbein und viele unbedeutendere.

Oft wählt man die Namen dichterischer Gestalten, deren Eigenschaften man in dem Kinde fortleben sehen möchte. Zahlreiche Mädchen sind nach Werthers Lotte genannt worden oder Frieda nach der anmutigen Frau von Rambow in Reuters Stromtid, oder Else und Gisela nach Marlitts Goldelse und Reichsgräfin Gisela.