Die Deutschen Personennamen/112
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Die Deutschen Personennamen | |
Inhalt | |
<<<Vorherige Seite [111] |
Nächste Seite>>> [113] |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: korrigiert | |
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
|
dafür gehabt, daß die Wurzeln und Stämme nur für Männernamen passen (S. 27).
Aber mag man nun die Namen der alten deutschen Zeit entnehmen oder der Bibel, dem klassischen Altertum oder irgendeinem Märchenland, immer geben sich die Eltern Mühe, den Namen sinnvoll zu wählen und möglichst viel Gutes für das Kind hineinzulegen (S. 2). Goethe sagt in Dichtung und Wahrheit: „Der Trieb, sein Kind durch einen wohlklingenden Namen zu adeln, ist löblich, und diese Verknüpfung einer eingebildeten Welt mit der wirklichen verbreitet über das ganze Leben der Person einen anmutigen Schimmer,“ und Fischart: „Schöne Namen reizen auch zu schönen Taten.“ Ich möchte lieber auf Storms Wort hinweisen: „Bedenk' es wohl, eh' du sie taufst, Bedeutsam sind die Namen, Und fasse mir dein liebes Bild Ja in den rechten Rahmen,“ und namentlich vor den tändelnden Namen warnen. Mancher Name, der für das spielende Kind oder die lächelnde junge Dame zu passen scheint, nimmt sich später im Ernst des Lebens sehr wunderlich aus.
Man wählt gern die Namen des Vaters oder der Mutter, der Großeltern (S. 21f.) oder sonst von Verwandten. Ihre Eigenschaften sollen in den Kindern fortleben. Dabei kann sich in einigen Familien, besonders der Fürsten und des Adels, ein starker Familiensinn in der Vorliebe für diesen oder jenen Namen gar nicht genug tun. Bei den Karolingern sind Karl und Ludwig, im sächsischen Kaiserhause Otto, im salischen Heinrich und Konrad, bei den Hohenstaufen Friedrich üblich. Die Hohenzollern heißen Friedrich und Wilhelm, die Fürsten von Reuß seit Menschengedenken alle Heinrich, die letzteren mit einer Ausdauer, wie sie sich nirgends zum zweiten Male findet. Das Festhalten bestimmter Vornamen findet sich auch bei selbstbewußten Bürgergeschlechtern, die eine Geschichte haben, und ebenso bei lange ansässigen Bauernfamilien. Die Steinreuter in Roseggers „Jakob der Letzte“ haben alle Jakob geheißen bis hinauf zu dem ersten Jakob, der die Gegend urbar machte und die Steine ausreutete (S. 101).
Die Bevorzugung bestimmter Namen in einer Familie geht so weit, daß wiederholt Geschwister denselben Namen führen. So sonderbar das erscheint, so ist daran doch nicht zu zweifeln, und Socin 105ff.. Reichert 30 und Jecht 9 führen zahlreiche Bespiele an. Der Bruder König Konrads III. hieß ebenfalls Konrad. Aus