Die Deutschen Personennamen/110

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Die Deutschen Personennamen
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Socin werden diese Namen in der Gegend von Basel im 12. Jahrhundert noch größtenteils nur von Klosterangehörigen geführt, erst im 13. Jahrhundert brauchen sie Adel und Ritterschaft, noch später die altfreien Städter; Handwerker und Bauern verwenden sie erst gegen das Ende des 13. Jahrhunderts.

Einzelne Heilige werden in bestimmten Gegenden besonders verehrt und ihre Namen dort gern den Kindern gegeben, so Stephan in Österreich, Kilian und Veit in Würzburg, Fridolin in Säckingen; Sepp, Seppel (Joseph) ist in Bayern besonders häufig. Andere Heilige sind Schutzpatronebestimmter Stände, und ihre Namen daher in diesen besonders vertreten, Georg bei der Ritterschaft (nach ihm heißt auch der Liebling des Götz, von Berlichingen), Nikolaus bei Kaufleuten und Seefahrern. Noch heute ist Klaus an der See besonders verbreitet: „Din Klas, dei gung mit minen Klas Tausamen noh Klas Klasen sinen Klas“ (Reuter, Tigerjagd). Am häufigsten ist überall Johannes, von dem mehr als 100 Formen vorkommen. Und zwar ist es der Name Johannes des Täufers, vollständiger: Johannes Baptista.

Die Frauennamen sind auch damals schon mehr als die männlichen der Mode unterworfen; als die fremden Namen einmal aufgekommen sind, sind sie häufiger bei Frauen als bei Männern. Der Name Maria, an den wir heute dabei vor allem denken, wird zunächst weit seltener gebraucht als die Namen anderer heiliger Frauen. Offenbar hält ehrfurchtsvolle Scheu noch davon zurück.

Auch in Breslau dringen die biblischen Namen im allgemeinen schnell vor. Am Ausgang des 13. Jahrhunderts tragen erst 28% solche Namen, am Ausgang des 14. 87%. Fischart in der erwähnten Stelle des Gargantua tritt bereits für die deutschen Namen ein. Dabei nimmt zugleich der Namenreichtum der alten Zeit schnell ab. Nach Reichert kommt in Breslau am Ausgang des 13. Jahrhunderts noch auf vier Personen ein Taufname, am Ausgang des 14. Fahrhunderts erst auf 43 Personen (S. 6).

Durch die Reformation dringt die Kenntnis der Bibel in weite Kreise. Die biblischen Namen werden jetzt womöglich noch häufiger gebraucht, und andererseits beginnt man auch entlegene alttestamentliche Namen zu wählen. Diese Sitte verbreitet sich später namentlich nach England und Amerika. Ich erinnere an Abraham Lincoln, Benjamin Franklin, Amos Comenius, aus Dickens an