Die Deutschen Personennamen/006

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Die Deutschen Personennamen
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von Kana, Jakobus den älteren und den jüngeren, Judas Lebbäus (oder Thaddäus) und Judas Ischariot.

In Deutschland macht sich ein Verfall der alten Namenfülle und ein Zusammenschmelzen des Namenschatzes seit 1050 geltend und nimmt bis 1150 langsam, von da an rasch zu. Jedoch hat das seinen Grund offenbar nicht in einer Abnahme der Schöpferkraft der Sprache, für die wir sonst in dieser Zeit zahlreiche Beweise haben, sondern das Aufkommen gewisser Lieblingsnamen ist eine Modesache, die bei den höheren Ständen anfängt und oft so weit getrieben wird, daß sogar Brüder denselben Namen erhalten. (Siehe unten Abschnitt 8. Socin S. 122f. Reichert S. 21. Steinhausen, Die Namenarmut im ausgehenden Mittelalter. Zeitschrift für deutschen Unterr. 7, 616ff. Ondrusch 1899, 13.)

Daß aber diese Umstände allem oder auch nur vorzugsweise zur Schaffung eines zweiten Namens geführt hätten, dagegen sprechen doch mancherlei Gründe, die zuerst Socin erkannt und im Anschluß an ihn Reichert (S. 37-41. 50) auseinandergesetzt hat. Die Familiennamen treten in der Gegend von Basel, die Socin im besonderen zum Gegenstand seiner Untersuchung gemacht hat, zuerst beim Hochadel auf, etwa um 1050. Später nehmen die ritterlichen Dienstleute, die Ministerialen, solche an, ungefähr seit 1150. Dann folgen die Bürger, erst nach 1200 die Hörigen. Dasselbe, daß nämlich der zweite Name zuerst bei den höheren Schichten der Gesellschaft auftritt und erst allmählich in die niederen hinabsteigt, berichtet Reichert für Breslau. Wäre es das Bedürfnis der Unterscheidung gewesen, was den zweiten Namen hervorgerufen hat, so hätte der Verlauf offenbar gerade umgekehrt sein müssen, die Namen hätten bei den Bürgern, die am meisten mitten im Verkehr standen, anfangen müssen. Der Hochadel bedurfte der Unterscheidung am wenigsten, zumal damals wie heute seltene Vornamen, die sich nicht leicht bei anderen fanden, in den Kreisen gewisser Adelsfamilien üblich waren. Sodann müßten die Namen, wenn sie der Unterscheidung dienen sollten, zunächst nur am einzelnen haften und erst ganz allmählich zu Familiennamen werden. Aber das ist nicht der Fall Diese Zunamen werden entweder sehr schnell aus Einzelnamen Familiennamen oder sie sind es sofort bei ihrem ersten Auftreten.

Offenbar handelt es sich bei der Entstehung der Familiennamen nicht um etwas völlig Neues, sondern um die allerdings mit einem