Die Deutschen Personennamen/108

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Die Deutschen Personennamen
Inhalt
<<<Vorherige Seite
[107]
Nächste Seite>>>
[109]
Die Deutschen Personennamen.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.


Liebig, in Flinsberg beinahe alle Hirt oder Gläser, in Hansjakobs Heimatstal Armbruster, in einem hessischen Dörfchen nach Vilmar: Schluckebier. Ähnliches erzählt Gottfried Keller von dem Heimatsort des grünen Heinrich. Ich setze die Stelle ganz her, weil sie auch sonst für uns von Wert ist, und füge einige Bemerkungen, die auf meine früheren Auseinandersetzungen hinweisen, in Klammern bei. Die Erzählung beginnt: „Mein Vater war eines Bauern Sohn aus einem uralten Dorf, welches seinen Namen von dem Alemannen erhielt, der zur Zeit der Landteilung seinen Spieß dort in die Erde steckte und einen Hof baute (z. B. Sicko). Nachdem im Verlauf der Jahrhunderte das namengebende Geschlecht verschwunden war (die Sickinge, Nachkommen des Sicko, oben S. 24f.), machte ein Lehenmann den Dorfmann zu seinem Titel (von Sickingen) und baute ein Schloß. Das Dorf steht noch da, seelenreich und belebter als je, während ein paar Dutzend Zunamen unverändert geblieben und für die zahlreichen, weitläufigen Geschlechter fort und fort ausreichen müssen. Das Dorf zählt kaum zweitausend Bewohner, von welchen je ein paar Hundert den gleichen Namen führen.“

Man hilft sich da in verschiedener Weise, die Nachbarn geben den einzelnen Übernamen, die oft rein sachlich, oft spöttisch sind und häufig fest werden. Früher hat man sie auch in die Urkundenbücher mit eingetragen. Ich erwähnte den Löwe-John (S. 61), die verschiedenen Müller, Schulze, Meier (S. 86). Noch anders hilft sich die „erste Frau von Nambow“ in Reuters Stromtid, als in ihrem Dorfe alle Leute Aesel oder Egel heißen. „Sie nahm den ersten Buchstaben vom Vornamen dazu“ und machte aus Karl Egel: Kegel und aus Peter Aesel: Paesel usw.

Das Nächstliegende ist offenbar, zur Unterscheidung den Vornamen hinzuzufügen und so verfahren wir auch bei Gelehrten und Künstlern. Ich erinnere an Gottfried Keller, Kuno Fischer, Friedrich August Wolf, David Strauß; drei Berliner Professoren, die häufig wiederkehrende Namen tragen, werden meist mit Zufügung des Vornamens bezeichnet: Eduard Meyer, Dietrich Schäfer, Erich Schmidt, und die früheren lateinischen Vorlesungsvernisse verzeichneten sogar sämtliche Vornamen jedes Dozenten. Ebenso unterscheiden wir die Brüder Jakob und Wilhelm Grimm, Wilhelm und Alexander von Humboldt. Aber wir verwenden den Vornamen oft auch da, wo eine Verwechselung nicht wahrscheinlich ist: Gustav