Die Deutschen Personennamen/064

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Die Deutschen Personennamen
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Phantasie entstanden sind, so sind sie auch später, als es schon Familiennamen gab, zu jeder Zeit als Spitznamen aufs neue da entstanden, wo eine reichere Phantasie vorhanden ist. „Noch gegenwärtig“, sagt Kleinpaul, „entstehen täglich hunderte davon; sie stieben wie Federchen und fliegen den Leuten an.“

Der gewöhnliche Familienname ist oft inhaltslos, gelegentlich unpassend. In Coopers letztem Mohikaner sagt ein Indianer: „Die Namen der Weißen stehen hinter denen der Wilden zurück. Die feigste Memme, die ich kennen lernte, hieß Lion (Löwe), und sein Weib Patience (Geduld) schimpfte in der fürchterlichsten Weise. Bei dem Indianer ist der Name Gewissenssache; wie er sich nennt, so ist er auch. Chingachgook, große Schlange, heißt einer, weil er sich auf die Krümmungen der menschlichen Natur versteht, schweigt und seine Feinde trifft, wenn sie sich dessen am wenigsten versehen." So schaffen die Indianer auch sonst frei und mit schöpferischer Phantasie die Namen für sich und die Bleichgesichter: Falkenauge, Pfadfinder, Wildtöter, Lederstrumpf; ein Mädchen heißt die weiße Lilie.

Ebenso liebt die Jugend erfundene Namen, die Spitznamen. Der landläufige Name erscheint zu abgeblaßt, da wird ein neuer geschaffen, der besser passen soll. Die Schüler geben jedem Lehrer einen, „es muß schon ein besonderer Glücksstern über einem Lehrer walten, wenn er keinen erhalten soll,“ sagt Hansjakob. Am „Gymnasium zu Stolpenburg“ nennen die Schüler ihren Lehrer Publius (oben S. 43f.), ein schlesischer Lehrer hieß Walter von der Viehweide, weil sein Vorname Walter war und er in der Nähe des Angers wohnte, der die Viehweide heißt, ein anderer der Jönner, weil er in seiner fremden Mundart öfters sagte: Mein Freund und Jönner. Der Pedell ist der Pudel. Vielfach erhalten die Mitschüler Namen. Daß ein Quartaner Hyballa von seinen Klassengenossen, die den Nepos lesen, Hannibal genannt wird, ist begreiflich. In den studentischen Vereinigungen muß jeder einen Spitznamen haben; da ist es natürlich, daß sich neben manchen äußerst treffenden auch viele unbedeutende finden. Auch in Rheinsberg am Hofe Friedrichs des Großen liebt man die Spitznamen. Herder wird von seinen Freunden, weil er den Engländer Swift besonders schätzt, der Dechant genannt. Als Goethe in Wetzlar ist, führt jeder in der Tischgesellschaft einen Ritteinamen und ein Beiwort; Goethe heißt Götz von Berlichingen der Redliche. In Reuters