Deutsches Wörterbuch 1898/VI
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geschüttelt und im stillen gedacht oder bei sich selber geflüstert: Ein schönes Durcheinander! Schriftdeutsche Wörter, Mundartliches und Fremdwörter, alles hübsch gemengt. Aber, lieber Leser, Du darfst mir's glauben und kannst Dich, siehst Du näher zu, selbst, wenn auch nur ein wenig, davon überzeugen: so schlimm ist es mit dem Schurr Murr eben nicht; ich habe mir redlich Mühe gegeben, zu sichten und zu ordnen, zu teilen und zu sammeln, zu erwägen und zu prüfen, so gut es ging und soweit es meine bescheidene Kraft erlaubte. Ich möchte — doch ohne Anmaßung — meine Arbeit mit einem opus musivum vergleichen, mit seinen vielen und seinen bunten Steinen; ob freilich meine mühsam zusammengetragenen Steinchen zu einem einheitlichen, ansprechenden Bilde sich fügten, das möchte ich aufrichtig bezweifeln. Ja, mühsam habe ich die Steine zusammengetragen, und wo ich etwas gefunden, da habe ich es gern und dankbar genommen, sei es aus Büchern, sei es vom Hörensagen. Da wird mancher denken: Das ist reine Kompilation (sit venia verbo Latino!). Indes fürs erste: es liegt in der Natur der Sache, dass ein Wörterbuch nicht aus dem Nichts zu entstehen pflegt. Fürs zweite: einiges ist auch mein eigen, so z.B. die äußere Anlage des Buchs und — diese und jene Mängel und Unvollkommenheiten; die habe ich niemand genommen und auf die wird auch, wie ich glaube, niemand einen Anspruch machen. Fürs dritte aber: ich erkenne dankbarst an, was ich von so vielen Seiten für meine Arbeit erworben; und wer etwas als sein Eigen in dem Büchlein findet, der neide mirs nicht und nehme meinen Dank entgegen.
Die Gruppierung der stammverwandten Wörter um ein Stamm- oder Stichwort mag dem einen oder andern willkommen sein: sie gewährt einen Überblick über Zusammengehöriges, das sonst da und dort zerstreut ist. So bekommt manches sonst unbekannt scheinende Gesicht bekannte Züge, und man freut sich, einmal auch die Familie des nun lieben Freundes kennen zu lernen. Aber freilich einen Haken hat die Sache: das ist das Suchen der Wörter; denn hat man das begehrte Wort an seiner Stelle im Abc gefunden, sieh, da steht ein heimtückisches „s.“, und man wird von Pontius zu Pilatus geschickt. Da legt vielleicht manch einer unwillig das unschuldige Büchlein beiseite mit einer frommen Verwünschung des schuldigen Urhebers. Aber, wohlwollender Leser, ich bitte Dich herzlich: Lass Dich das Suchen nicht allzusehr verdrießen; sprich immerzu nach Deines Herzens Begehr fromme Wünsche gegen mein schuldig Haupt (denn oft hat sich ein Fluch zum Segen gewandelt), aber suche, bis Du gefunden; am Ende heitert sich dann die bewölkte Stirn. Und: allen Leuten recht gethan (obschon ichs möchte) ist eine Kunst, die auch ich nicht kann. Doch wieder zur Sache! In ähnlicher Weise wie die deutschen Wörter habe ich die Fremdwörter in Gruppen zu bringen versucht, nicht als ob ich dem unnötigen Gebrauch dieser Wörter Vorschub