Deutsche Namenkunde (Kluge)/021
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Familien nur ganz ausnahmsweise mehr als ein Jahrhundert weit zurückzuverfolgen ist, ist die Ursache der Namengebung im Dunkel des 15./16. Jahrhunderts verborgen, und ein Beweis für die wirkliche Veranlassung eines Familiennamens wie ndd. Modersohn eigtl. ‘Muttersöhnchen’ oder Bräutigam ndd. Brümmer ist nicht zu bringen. Wir müssen aus dem Wortlaut der Familiennamen heraus Bedeutung und Ursprung zu erkennen suchen. Wir zweifeln nicht, daß viele Familiennamen wie Gensfleisch, Kalbfleisch oder Rindfleisch, Magerfleisch oder Speck, Stiefel und Ledderhose (Lerse) eigentlich scherzhafte oder spöttische Beinamen waren. So werden seltsame Namen wie z. B. Siebenkäs als Spottname aufzufassen sein, vielleicht für einen kleinen Bauern, dessen Abgabe oder Zins im Namen steckt. Denn bestimmte Abgaben spiegeln sich wohl auch in Namen wie Vierort (Ort ‘Heller’), Fünfgeld, Zehnmark, Hundertmark. Wenn solche Namen vom Ansehen wirklicher Personennamen abweichen, müssen wir zu dem Verdacht von scherzhaften Beinamen oder Spottnamen gelangen. Das gilt insbesondere von sogenannten Imperativnamen wie Thudichum oder ndd. Südekum. Teilweise machen sie den Eindruck von Wahlsprüchen, wie Frühauf und Haltaus. Wir kennen die Veranlassung nicht, die einen ersten Namenträger Bleibtreu und Leberecht, Lachenicht, Schaffenicht oder Schlichtegroll genannt hat, aber Kehrein als Familienname legt den Verdacht eines ursprünglichen Wirtshausnamens nahe und wird somit sicher ein Scherzwort sein.
8. Eine merkwürdige Schicht bilden Familiennamen, die mit dem Kalender im Zusammenhang stehen. Monatsnamen wie Jenner, Hornung, März, Mai, Wintermonat, die Namen der Jahreszeiten Frühling (Lenz), Sommer,