Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/225

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Wir gingen zwar nicht häufig
An fremde Orte aus,
Doch war und blieb geläufig
Der Weg in's Vaterhaus.
Zu diesem aber hatte
Sie so viel Lust und Lieb',
Daß unterwegs ihr Gatte
Beinah zurücke blieb.
Wir wanderten ihn fleißig,
Bis daß der Monat Mai
Im Jahre neununddreißig
Allmälig ging vorbei.
Zuletzt ward auf dem Pfädchen —
Als ob's im Wachsen wär' —
Doch meinem Camerädchen
Sein Bündelchen zu schwer.
Am dritten Juni fanden
Wir uns in Aßlar ein,
Da sie uns Mittags sandten
Die Chaise nach Hermannstein.
Und als der Tag verflossen
Bis Abends gegen Neun,
Da hörten Hausgenossen
Den jungen Spamer schrei'n.
Weil er nun mit Mamachen
Gesund unter munter war,
Freut' sich auch mit Papachen
Des Hauses ganze Schaar.
Und als das Kind alldorten
Im nahen Preußenland
Auch ist getaufet worden,
Ward Hermann es genannt.
Wie glücklich ich mich fühlte,
Als nun die Mutter schön
Mit ihrem Erbprinz spielte,
Das kann nur Der versteh'n,
Der selbst in dieser Lage
Einmal gewesen ist;
Ein And'rer solcher Tage
Entzücken nie ermißt.
Als Linchen hergekommen,
Wog's zu derselben Stund —
Und brutto zwar genommen —
Grad' sechsundneunzig Pfund.
Als Hermann sechzig Tage
Geboren ungefähr,
Wog auf derselben Wage
Es fünfzehn Pfunde mehr.
Daraus ward abgenommen
Und Jedermann bekannt,
Daß ihm nicht schlecht bekommen
Bei mir der Ehestand.
Als Hermann ward entwöhnet,
Da haben wir ihn gern
Der Großmama gelehnet,
Zu reisen in die Fern'.
Der Weg ging über Gießen,
Frankfurt und Darmstadt hin;
Von Heidelberg wir ließen
Nach Schwetzingen uns zieh'n;
Von Mannheim sind gerathen
Wir nach der Festung Mainz,
Von dieser gen Wiesbaden;
Dort tranken wir erst Eins,
Dann ging es auf die Platte,
Wo von des Daches Höh'n
Man eine Fernsicht hatte,
Wie wir sie nie geseh'n.
Nach Bieberich und Bingen
Sah'n wir den Niederwald,
Und ließen dann uns bringen
Nach Cöln mit Dampfgewalt.
Im Dom das Aug' sich wandte
Mit Staunen her und hin,
Und liebreich vor uns stande
Die Schwabenkönigin.
Die hohe, schöne Dame
Glich grade keiner Nonn',
Und auf dem Dampfschiff' kame
Sie auch mit uns nach Bonn.