Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/152

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[151]
Nächste Seite>>>
[153]
Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.


15. Da kein Glied am Leibe er
Regte mehr am Boden,
Trug ihn andres Militair
Weg als einen Todten.
16. „Weil nun ein Soldat von Dir“
„Ist erschlagen worden,“
„Werden uns die andern hier“
„Alle auch ermorden!“
17. So sprach Mancher, und versucht'
Schleunigst zu enkommen;
Doch Gelegenheit zur Flucht
War uns längst benommen.
18. Mancher, der durchs Fenster gar
Schon die Flucht gewaget,
Wurde von der Feinde Schaar
Schnell zurück gejaget.
19. Denn das Haus war rings umstellt
Von bezechten Kriegern;
Suchte Einer freies Feld,
Glichen sie den Tigern.
20. Schmidt indessen wußte doch
Durch ein schlau Beginnen,
Da er auf der Erde kroch,
Ihnen zu entrinnen.
21. Kaum war er zum Haus hinaus,
Hörte man im Freien
Durch die Straßen: „Bursch heraus!“
„Banco!“ laut ihn schreien.
22. Meinen Bruder Theodor,
Der ihn schreien hörte,
Und ihn frug: „Was hast Du vor?“
Er also belehrte:
23. „Deinen Kleinen machen sie“
„Kalt in uns'rer Kneipe!“
„Denke ja nicht, daß ich hie“
„Etwa übertreibe!“
24. Mit dem krummen Säbel sprang
Theodor zur Stätte,
Daß er nach des Herzens Drang
Seinen Kleinen rette.
25. Und mit manchem schweren Stein
Warfen die Soldaten
Uns indeß die Fenster ein
Sammt dem Fensterladen.
26. Da half freilich nicht Courage,
Und wir mußten weichen,
Um sogleich die Bel-Etage
Glücklich zu erreichen.
27. Da nun dort ein Officier
Hatte seine Wohnung,
Trat ich ein die Stubenthür',
Ohne alle Schonung.
28. Weil wir glaubten, daß er sich
Eingeschlossen hätte,
Suchten Kattrein nun und ich
Ihn sogar im Bette.
29. Doch das Nest war leider leer,
Und um sich zu rächen
Drang uns nach das wilde Heer,
Drohend mit Erstechen.
30. Da verblieb uns im Gewühl
Nur als Rettungszeiger
Und als äußerstes Asyl
Noch der dunkle Speicher.
31. Auf demselben suchten bald
Auch sich in den Ecken
Meine Freunde vor Gewalt
Einzeln zu verstecken.
32. Ich und Kattrein wollten bloß
An die Thüre gehen,
Um von außen jedem Stoß
Da zu wiederstehen.
33. Doch bei aller Dunkelheit
Sahen wir den Zinken
Eines Bayonnettes weit
Zwischen uns erblinken.
34. Dieser hatte unsre Thür'
Wie der Blitz durchbrochen,
Und zum Glück ward Keiner hier
Doch von uns erstochen.