Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/039
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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer | |
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Söhnchen Karl, der wohl mit ihm weinen, aber nicht die unendliche Leere erfassen noch erfüllen konnte, welche der Vater, der so viel des Beglückenden verloren hatte, um sich fühlte.
In der Familie seiner nahe wohnenden Schwiegereltern in Aßlar, bei den dortigen gleichgestimmten Herzen suchte und fand er zumeist die wohltuende Aussprache und Beruhigung. So kam besonders seine anmutige Schwägerin Caroline, die schon seine Frau Wilhelmine in aufopferungsvoller, schwesterlicher Liebe gepflegt und danach, in gleicher Liebe, die Pflege des kleinen Minchens übernommen hatte, in der gemeinsamen Trauer um die Gestorbenen seinem Herzen nahe. Und es knüpfte sich hierbei ein Herzensbund, der anfänglich im Stillen empfunden und genährt, doch in nicht langer Zeit zur Verbindung fürs Leben und zu einem Erstehen neuen Ehe- und Familienglücks für Chr. Spamer geführt hat.
Am 3. Juli 1838 wurde er in der Kirche zu Aßlar durch Herrn Pfarrer und Vetter Reinhard mit Friederike Louise Jeanette Caroline Emmelius, der am 31. Mai 1815 zu Aßlar geborenen Tochter des obgenannten Ehepaares Emmelius, meiner lieben Mutter, getraut.
Von der Familie Emmelius besitze ich einen Stammbaum, der bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, und auf welchen ich bezüglich der Familienverzweigungen verweise. Die Reihe der direkten Voreltern meiner Mutter ist, im Anschlusse an die genealogischen Nachrichten der Familie Dornemann, in diese Chronik aufgenommen.
Caroline Spamer, die neue Hausfrau im Hermannsteiner Pfarrhause, war, wie es in der letzten Rose heißt, „nicht eine hochragende Statur, sie war nur eine kleine, doch kräftige Natur“. Und ferner ist dort der Ausspruch einer Frau über sie eingeflochten: „hat sie nicht Mannesgröße, hat sie doch Mannesverstand“. So bezeugt auch an dritter Stelle ihr Eheherr selbst, daß er sie oft in Amtsgeschäften um Rat befragt und denselben jederzeit gut befunden habe. Vom Elternhause brachte sie Freude am Hauswesen und an der Landwirtschaft mit. Es war ihre Lust zu letzterer so groß, daß der Gatte auf ihren Wunsch einige Acker des übrigens verpachteten Pfarrgutes zurück behielt, welche sie dann mit Hilfe eines braven Hermannsteiner Ackerbürgers selbst bewirtschaftete. Emsig und fleißig von früh bis spät, suchte sie stets die Güter des Hauses zu mehren. - Häufig pilgerten die Ehegatten nach Aßlar ins vertraute Elternhaus, und wie dies — es war am 3. Juni 1839 - der Pfarrin etwas schwer werden wollte, schickten die Aßlarer ihre Chaise zum Abholen. Da geschah es, abends gegen 9 Uhr, daß das erste Kind dieser Ehe, Hermann, im Preußenlande geboren und danach auch getauft ward. Hermannstein gehörte damals zum Großherzogtum Hessen und ist erst 1866 zu Preußen gekommen. — Im folgenden Jahre 1840, zur Zeit der Entwöhnung Hermanns, machten, wie Chr. Spamer in seiner dritten Rose erzählt, die Eltern eine Reise über Frankfurt, Darmstadt, Heidelberg, Wiesbaden und Rhein abwärts bis Neuwied — großenteils zum Besuche von Verwandten. Bei ihrer Rückkehr habe Hermann seine Mutter zuerst nicht wiedererkannt und dadurch sehr betrübt, bis in gemeinsamem Weinen sich dieser Schmerz gelöst habe. — Von Ostern 1841 ab besuchte der nunmehr elfjährige Sohn Karl das Gymnasium zu Wetzlar und wenige Tage danach, am 24. April, erschien ein gesundes, munteres Mädchen, „mit dunkelbraunen Augen und rabenschwarzem Haar“, an die verstorbene Wilhelmine erinnernd, und ward darum auch Wilhelmine genannt.
Wie einst im Burkhardser und Crainfelder Pfarrhause, so wurde auch, und zwar besonders nach Carolinens Einzug, in demjenigen zu Hermannstein Musik und Gesang gerne gepflegt. Beide Gatten waren musikalisch im Klavierspiel und Gesang, und bezeugte eine große Zahl geschriebener wie gedruckter Noten und Lieder den Umfang dieser gemeinsamen musikalischen Unterhaltungen. Auch erweiterten sich dieselben seit Anfang 1843, durch den Hinzutritt zweier befreundeter Fräulein Meyer aus dem von Schenck'schen Pachthofe und des Schulvikars Vogel,