Christianisierung in Westfalen
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Einleitung
Mit der Christianisierung Westfalens in der Karolingerzeit tritt der Raum zwischen Rhein und Weser aus der Vorzeit in das Licht der Geschichte. Dieser Epoche machende Vorgang vor über 1200 Jahren bildet bis heute eine Grundlage der modernen Lebenswelt, doch ist es der Forschung bisher nur ungenügend gelungen, die Vorgänge der Christianisierung und die von ihr begründeten Strukturen auf der Bistums- und Pfarrebene, die heute zur Disposition gestellt werden, genauer zu erfassen.
Feststellbar ist der wachsenden fränkischen Einfluss im Gebiet südlich der Lippe vor allem im Hellwegraum seit dem ausgehenden sechsten Jahrhundert n. Chr. in der Merowingerzeit, der vor allem an den zahlreichen inzwischen entdeckten und untersuchten Gräberfeldern dieses Raumes (u. a. in Wünnenberg, Soest, Dortmund, im Lippegebiet, aber auch im Ostmünsterland wie im Sauerland) sichtbar wird. Er deutet darauf hin, dass sich mit dem fränkischen Einfluss auch christliche Bestattungsriten verbreiteten und in Einzelfällen, wie etwa in Soest, auch bereits Kirchengründungen erfolgten. Eine durchgreifende Christianisierung setzte aber erst mit der endgültigen militärischen Eroberung und Einbeziehung Sachsens in das fränkische Reich durch Karl den Großen seit 772 ein. Sie wurde von den Bistümern Köln und Mainz begleitet. Sie stiegen in der Folge zu Erzbistümern auf, die die in Sachsen neu gebildeten Bistümer ihrer Metropolitangewalt unterstellten und eine dauerhafte Pfarrorganisation in ihren Sprengeln begründeten. Insofern war das südlich der Lippe am Hellweg und im Sauerland gelegene seitdem kölnische Westfalen sehr schnell und ohne große Widerstände in die Christianisierung einbezogen.
Die Gründung einer Kaiserpfalz in Paderborn sicherte die Christianisierung des dortigen Raumes, die dem Erzbistum Mainz oblag, das auch das Siegerland missionierte. Die Christianisierung der späteren Bistümer Münster, Osnabrück und Minden vollzog sich gleichzeitig, wobei Minden und Osnabrück von Beginn an Zentralisationspunkte der Christianisierung waren, die zu Bischofssitzen aufstiegen, während Münster erst 20 Jahre später mit der Beauftragung Liudgers als Missionar 792 durch diesen Zentralort eines Missionssprengels wurde, aus dem das Bistum Münster hervorging. Vor ihm entstand vor allem im Ostmünsterland sehr früh nach 772 ein Netz von Missionspfarrkirchen, während das Westmünsterland sich länger gegenüber dem fremden fränkischen und christlichen Einfluss (und den Kirchtürmen) sperrte.
Bibliografie
- siehe Prof. Dr. Paul Leidinger, Universität Münster