Bockwindmühle
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Einleitung
Bei Bockwindmühlen läßt sich das gesamte Mühlengehäuse über dem feststehenden Bock mittels des langen, nach hinten hinausragenden Holzes ("Steert") in den Wind drehen.
Geschichte
Bockwindmühlen dürfte es bereits seit dem 12. Jh. gegeben haben, wogegen die frühesten Kappenwindmühlen erst im 16. Jh. aufkamen, in Westfalen sogar noch wesentlich später. Bockwindmühlen sind, durch ihre Konstruktion bedingt, kleiner und enthalten daher meist nur einen Mahlgang, Kappenwindmühlen dagegen zwei oder mehr. Bis in das frühe 19. Jh. überwogen die Bockwindmühlen; jedoch seit der Jahrhundertmitte, in einigen Gegenden schon seit dem beginnenden 19. Jh., wurden fast nur noch die leistungsfähigeren Kappenwindmühlen gebaut.
Das Mühlengehäuse der Bockwindmühle ruht auf einem einzigen, mächtigen Ständer, dem Hausbaum, der durch vier auf den Schwellen verankerten Streben getragen wird. Auf diesem Bock wird mittels, des langen, aus der Mühle herausragenden Steerts das gesamte Mühlengebäude in den Wind gedreht. Der Bock der Groß-Lobker Mühle steht auf großen Sandsteinblöcken. Das verbretterte Gehäuse der Groß-Lobker Mühle ist auf der Vorderfront mit Tausenden von Eichenschindeln als zusätzlichem Wetterschutz verkleidet. Es hat zwei Geschosse, den Steinboden (oben) und den Mehlboden, zu dem eine lange steile Außentreppe hinaufführt.
Die Flügel übertragen die Windkraft auf die Flügelwelle mit dem großen Kammrad, das mit seinen hölzernen Zähnen in ein waagerechtes Triebrad greift und die Spindel des Mahlganges und mit dieser den oberen der beiden Mühlsteine in Bewegung setzt.
Das Korn zieht der Windmüller mit der Winde auf der Rückseite der Mühle sackweise auf den Steinboden herauf. Hier wird es gewogen und in den Trichter des Mahlganges geschüttet. Die Spindel des Getriebes dreht nicht nur den oberen Mühlstein, sie rüttelt auch den Rüttelschuh am Trichter, so daß das Korn langsam zwischen die Mühlsteine geschoben wird. Das Mahlgut rutscht schließlich durch die Mehlpfeife (ein viereckiges hölzernes Rohr) entweder in einen Sack oder in den Getreidesichter auf dem Mehlboden, wo es nach Feinheit ausgesiebt wird.
Obwohl viele Arbeitsgänge durch die Ausnutzung der Windkraft oder durch die Hebel und Winden erleichtert werden, ist die Arbeit des Windmüllers schwer: Während des Mahlvorganges muß er ständig von einem Geschoß in das andere steigen, hier, um Korn nachzuschütten oder den Mahlvorgang abzubremsen, dort, um die Säcke an der Mehlpfeife auszutauschen, die Feinheit des Mehles zu überprüfen und unter Umständen das nicht ausreichend gemahlene Gut mit Hilfe der Sackwinde nochmals nach oben zu bringen. Bei zu schnellem Lauf der Flügel muß er die Bremse ziehen.
Zusätzlich ist die Mühle zu warten, ständig müssen alle beweglichen Teile geschmiert werden, und ein- bis zweimal im Jahr müssen die Rillen der Mühlsteine nachgeschlagen werden. Dann muß der Windmüller die hölzerne Steinbütte um den Mahlgang abbauen und mit dem Steinkran, dem hölzernen Hebekran, der neben dem Mahlgang fest verankert ist, den oberen Mahlstein anheben und zur Seite stellen. Selbst bei Windstille gibt es also in der Mühle noch zahlreiche Arbeiten auszuführen.
- Quellen: Führung im Westfälischen Freilichtmuseum Detmold