Bader (Berufsbezeichnung)
Bebilderte Ständebeschreibung: Die Handwerker, organisiert in ihren Amt, ihrer Zunft oder Gilde waren in den Städten des HRR maßgend bei der Wahl der lokalen Bürgermeister und des Rates („Deutsches Städtebuch“).
Bader ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Bader. |
Historische Hierarchie
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Bader und Barbier
Name
- Badener, Baader, Bader, balneator, stupenator, badstöver
- Bedeutung: Pächter oder Besitzer einer seit dem Mittelalter (nach den Kreuzzügen) eingerichteten öffentlichen Badestube. Der Bader war zugleich Bartscherer und Aderlasser und damit Wundarzt.
Tätigkeitsfelder
Bader und Barbiere kümmerten sich um die Körperpflege und (wund-)ärztliche Versorgung der Bevölkerung bis in das 19. Jhdt.
Bader und Barbiere im Mittelalter
Um den Holzverbrauch und die Brandgefahr durch private Bäder einzuschränken, ließ der Fuldaer Abt Marquard im 12. Jahrhundert das erste öffentliche Bad eröffnen. Mit der Einrichtung öffentlicher Bäder entstand in Europa der Beruf des Baders. Er bediente die Kunden im Bad, schnitt Haare und behandelte Krankheiten, während der wahrscheinlich später darauf spezialisierte Barbier für Rasuren und Bartpflege zuständig war.
Zahl der Badestuben war begrenzt
Die Zahl der Badestuben war begrenzt, der Betrieb teuer. Viele der angestellten Badergesellen machten sich selbstständig.
Unterprivilegiertes Handwerk
Barbiere und Bader waren unterprivilegiert. Ihre soziale Position wurde von wechselnden Faktoren bestimmt: etwa von der Furcht vor Ansteckung bei Epidemien (Pest, Cholera...) oder von wechselnder Moden bei der Körperpflege.
In bestimmten Regionen durften Bader und Barbiere keine Waffe tragen; ihrer Kindern standen nicht alle Berufe offen. Dass beide Berufe zu den „unehrlichen' zählten, lag an der Ausübung der Chirurgie, die die Kirche den Geistlichen 1195 mit der Bulle „Der Kirche grauset vor dem Blute" verboten hatte. Erst 1548 führte ein Beschluss des Reichstages zu Augsburg zur Gleichstellung in der Bürgerschaft.
Gilden
Vertreter des wachsenden Gewerbes schlossen sich bald in Bruderschaften und Zünften zusammen. Ihre ältesten Ordnungen datieren aus dem 14. Jh. (1336 Zürich, um 1350 Lübeck, 1375 Hamburg, 1386 Schwäbisch Gmünd, 1398 Danzig).
Aufgaben des Baders
- gute Einheizung an festgesetzten Wochentagen für arm und reich
- Waschung mit wohlriechender Seife
- danach Dampf- oder Schwitzbad auf der hohen Bank
- danach wiederum Waschung und Abreibung
- danach Aderlaß
- Badabschluß mit Wannenbad.
- Erst danach scheren, kämmen und von Flöhen befreien (bei Männern auch Bartrasur)
- Die Badbesucher wurden zudem mit Speisen und Getränken bewirtet, z.T. auch mit Spiel und Gesang unterhalten.
Medizinische Arbeiten
Medizinische Arbeiten des Baders bestanden in der Blutentziehung (schröpfen, aderlassen) zur Prophylaxe und Therapie sowie in der Wundversorgung. Neben den äußerlichen (wundärztlichen, chirurgischen) Eingriffen wurde auch mit innerlich wirkenden Medikamenten (Purgiermitteln) behandelt.
Arbeitskräfte
Für diese Dienstleistungen hielt der Bader in der Regel zweierlei Hilfskräfte:
- Bad(er)knechte für die medizinischen Arbeiten und
- weniger qualifizierte Bademägde für die Bereitung der Bäder und zur Bedienung der Gäste, wobei offenbar häufig die Grenze zur Prostitution überschritten wurde.
Sittenlosigkeit und Holzpreise führten zum Rückgang
Die vielbeschriebene Sittenlosigkeit in den Bädern war einer der Gründe, warum das Baden seit dem 16. Jhdt. seine vormalige Bedeutung verlor. Damit verbunden war wohl die Gefahr der Ansteckung mit Syphilis und anderen Infektionskrankheiten. Um die Zeit setzte die Erhöhung der Badepreise durch Beginn des Holzmangel ein.
Barbiere
Bei den Barbieren (barbitonsor, Scherer, Balbierer) handelte es sich wahrscheinlich um ursprüngliche Baderknechte, die sich wegen mangelnder Möglichkeiten auf ein eigenständiges Berufsfeld spezialisiert hatten. Auch sie formierten Zünfte mit eigenen Satzungen: In den Hansestädten stammen ihre frühesten Zunftrollen aus der zweiten Hälfte des 15. Jhdts (1457 Danzig, 1480 Lübeck, 1486 Hamburg).
Gesellenvereinigungen
Gesellenorganisationen gab es bei den Barbieren seit dem späten is.Jh. (1485 Rostock, 1560 Stralsund, 1590 Frankfurt am Main). Angehende Bader und Bärbiere hatten nach beendeter Lehre zunächst den Status eines Mittlers, bevor sie in die Gesellenschaft aufgenommen wurden. Die Gesellenwanderungen sind wenig erforscht: Die wenigen Fernwanderer aus Württemberg bewegten sich vor allem in den protestantischen Gebieten des deutschen Sprachraums (Schweiz, Franken, Sachsen, Preußen). Norddeutsche Gesellen suchten im deutschen Nordosten, in Böhmen und Österreich, aber auch in Dänemark, Polen und Ungarn Arbeit. Von ihren Meistern gewöhnlich im Wochenlohn bezahlt, wurden die Gesellen an manchen Orten außerdem am Gewinn beteiligt (Stralsund, Wien).
Chirurgen, Bader und Barbiere
Als das Baden im 17. / 18. Jhdt. vielerorts ganz außer Gebrauch kam, wurde das Tätigkeitsfeld von Badern und Barbieren im wesentlichen deckungsgleich so daß man sie häufig unter der Bezeichnung Chirurgen zusammenfaßte; die vollständigen Berufsbezeichnungen lauteten Bader und Chirurg sowie Barbier und Chirurg. Zur Chirugie gehörte allerdings nicht die Zahnkeilkunde.
In hartem Konkurrenzkampf errangen die Barbiere einen Vorteil: Im Unterschied zu den Badern durften sie ihre Dienste meist auch außerhalb ihrer Barbierstuben anbieten. Die oft zu Unrecht nur mit den Barbieren in Verbindung gebrachte Chirugie oder Wundarznei konnten sie den Badern dagegen nicht streitig machen.
Bibliografie
- Besl, Friedrich: Bader, Wundärzte und Chirurgen in Salzburg. Diplomarbeit an der Uni Salzburg, 1993. Enthällt eine Fülle von detaillierten genealogischen Daten über Bader und Wundärzte in Stadt und Land Salzburg, darunter einige aus Bayern eingewanderte. Der gleiche Autor hat ebfs. an der Uni Salzburg 1996 eine Dissertation eingereicht "Die Entwicklung des handwerklichen Medizinalwesens im Land Salzburg vom 15. bis zum 19. Jahrhundert", welche ebfs. genealogische Daten enthält
- Wolfgang Weisser: Bader, Wundärzte und Chirurgen des 16. bis 18. Jahrhunderts am Beispiel Württembergs. Ihre Bedeutung in der familiengeschichtlichen Forschung. In: Südwestdeutsche Blätter für Familien- und Wappenkunde 26 (2008) S. 208–216