Vogelsang (Familienname)
Vogelsang ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Vogelsang. |
Herkunft und Bedeutung
- mittelhochdeutscher Herkunftsname "vogel(ge)sang" => "Vogelgesang" als einen häufigen Ortsnamen.
- Sehr viel plausibler jedoch (denn Vogelgesang war und ist ja schließlich überall zu hören) ist die Herleitung des (ursprünglich niederländischen und niederdeutsch-westfälischen) Namens VOGELSANG von der im Hochmittelalter aufgrund der Bevölkerungsentwicklung zunehmend erforderlich gewordenen Brandrodung zur Erschließung weiterer Acker- und Weideflächen, also von "sengen":
Siehe dazu: Heinrich Schellberg, "Heimische Flurnamen berichten von Feuer und Brand" (1957).
Schellberg schreibt:
"... als dritte, besondere Art, die vor allem siedlungsgeschichtlich von Bedeutung ist, kommt das Anbrennen von Heideflächen als Form der Brandrodung zur Gewinnung von Neuland vom Mittelalter an bis in die frühe Neuzeit hinein in Betracht. Beginnen wir mit den von „sengen“ und „brennen“ abgeleiteten Flurnamen auf „sang“ und „brand“! Mittelhochdeutsch „asanc“ (m.) bezeichnet „das Anbrennen, die Versengung“, zumeist in diesem Sinne die Brandrodung zur Gewinnung von Ackerland.
Vermutlich können wir für Lintorf als ersten der von Feuer und Brand kündenden und mit „sang“ gebildeten Namen den noch heute gebräuchlichen Flurnamen „am Vogelsang“ anführen, der im St. Sebastianus Bruderschaftsbuch von 1470 als „up dem Vogelsang“ zu finden ist. Das Lagerbuch der Kellnerei Angermund vom Jahre 1634 (im Staatsarchiv zu Düsseldorf) weist die Eintragung „ahm Vogelsang, ein alter Kot“ (= Kotten) auf. Für die Annahme, dass der Flurname „Vogelsang“ von „sengen“ = „durch An- oder Abbrennen roden, urbar machen“ herzuleiten ist, sprächen die Tatsachen, dass der Vogelsang wirklich zu den ganz alten Rodungen gehört (vgl. auch: ein alter Kot!), von denen der Rottzehnte erhoben wurde (hierzu vgl. Lagerbuch der Kellnerei Angermund von 1634, fol. 170 ff., im Staatsarchiv zu Düsseldorf) und dass die gleiche Flurnamensform im Siegerland in Zusammenhang mit Hauberg- und Brandwirtschaftskultur vorkommt (hierzu: H. Böttger: Die Flurnamen auf Sang und Vogelsang, in Zeitschrift des Vereins für Rheinische und Westfälische Volkskunde 33 (1936), S. 51-60).
[...]
Schließlich muss ich noch auf einen „sang“-Namen der Tiefenbroicher Gemark zurückkommen, der sich auf der Gestütskarte von 1808 zeigt: am Heimsang. Dieser Flurname ist ein echter „sang“-Name, der nichts mit „singen“ zu tun hat, sondern von „sengen“ = „mit Feuer und Brand roden“ abgeleitet ist und demnach eine Brandrodung zur Schaffung eines Heims, eines Hauses, einer Siedlungsstätte bedeutet."
Diese Namensherkunft bestätigen auch (aus 2336 Datensätzen) von mir zusammengetragene niederländische Namensvarianten zu VOGELSANG (u. ä. Namensschreibweisen, s. u.) mit den flurnamenbezogenen und toponymischen Namensergänzungen und Personenkonkretisierungen "<VN patronym. NN> in den vogelsanck" (1480 ... 1699), ""<VN patronym. NN> in den vogelsanck te Berghen opten Soem" (1512), "<VN> van den Vogelsang" (1513), "<VN> van Vogelsang" (1518 ... 1780), "<VN> uijt de Vogelsanck" (1642), "<VN> van den Vogelsang"(1646), ""<VN patronym. NN> op Vogelsanck" (1656), "<VN> van de Vogelsanck" 1666), die sich in der Folge in den Niederlanden und in Westfalen zum Familiennamen VOGELSANG (bereits ab 1528) entwickelten.
Man stellt also fest, daß neben der ab dem frühen 16. Jh. erfolgten Übernahme von VOGELSANG als Familiennamen diese Toponymika lange (bis Ende des 18. Jh.) weiterverwendet wurden. Ab 1780 wird offensichtlich nur noch der Familienname VOGELSANG verwendet.
Anm.: Der niederländische Namenszusatz "van" hat nichts mit dem deutschen Adelspräfix "von" zu tun, sondern bezeichnet (wie ursprünglich auch das dt. "von") die Herkunft von einem Ort.
--JFritsche 15:38, 9. Jan. 2017 (CET)
Varianten des Namens
- Vogelsanc (um 1250)
- Vogelgesank (um 1385)
- Vogilsang (um 1466)
- Vagelsanck
- Fagelsank
- Fuhlsang
In den Niederlanden:
- Vogelsanck (1480)
- Vogelsang (1513)
- Vogelzang (1528)
- Vogelsangh (1536)
- Fogelsangh (1560)
- Vogelsangs (1563)
- Fogelsanck (1587)
- Vogelsanc (1592)
- Fogelsang (1629)
- Vogelsank (1631)
- Vogelzangh (1715)
- Vogelzank (1720)
In den Niederlanden heute:
(siehe https://www.cbgfamilienamen.nl/nfb/index.php)
- Vogelesang (s. Verbreitungskarte)
- Vogelensang (keine Kartenansicht verfügbar)
- Vogelezang (s. Verbreitungskarte)
- Vogelenzang (s. Verbreitungskarte)
- Vogelgesang (keine Kartenansicht verfügbar)
- Vogelsang (s. Verbreitungskarte)
- Vogelsangs (s. Verbreitungskarte)
- Vogelzang (s. Verbreitungskarte)
In Dänemark:
- Fuglsang
Geographische Verteilung
Relativ | Absolut |
---|---|
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Bekannte Namensträger
Sonstige Personen
Literaturhinweise
Daten aus FOKO
<foko-name>Vogelsang</foko-name>
Metasuche
Weblinks
Familienforscher
- Jürgen Fritsche (familienarchiv@genealogie-fritsche.de): VOGELSANG ab ca. 1662 - 1905 in Mecklenburg-Schwerin (Hungerstorf, Rittermannshagen, Schloen, Jürgenstorf, Bansow, Güstrow, Waren, Gehlsdorf, Schwerin, ab ca. 1905 Pritzwalk, Prignitz, Brandenburg). Gesucht werden Herkunft und Vorkommen vor ca. 1662.