Unterwiesenthal

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Unterwiesenthal: Den Ahnen auf der Spur, die Geschichte der eigenen Familie zu erforschen, ist Anreiz und Herausforderung zugleich: Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen, Hinweise... Über die Kirchenbücher hinaus befinden sich Quellen für weitergehende Forschungen in unterschiedlichen Archiven.

Hierarchie

Regional > Bundesrepublik Deutschland > Sachsen > Direktionsbezirk Chemnitz > Erzgebirgskreis > Oberwiesenthal > Unterwiesenthal

Name

  • [1] Winzinthal (1406), Wysenthall (1535), Niederes Wiesenthal (1557), Altwiesenthal (1559), Unteres Wiesenthall (1569)

Ortslage

Stand 1941: Unterwiesenthal liegt in nordöstlicher Richtung anschließend an die Stadt Oberwiesenthal entlang der Landesgrenze in einer Höhe von 840 - 870 m.

Ortsursprung

Unterwiesenthal zeigt 1941 noch deutlich die kennzeichnende Anlage eines Eireihendorfes mit einseitiger, waldhufenähnlicher, schmaler Streifenflur, so daß eine bäuerliche Siedlung vorauszusetzen ist. Doch dürften die Bewohner von Anfang an auch Bergbau (Zinneisen) getrieben haben. Unterwiesenthal ist deshalb als bäuerliche Nestsiedlung mit bergmännischen Einschlag anzusprechen und dürfte kaum vor 1300 begründet sein. Z.Zt. der Gründung Oberwiesenthals (1527) hatte Unterwiesenthal als bergautreibendes Dorf stadtähnliche Rechte. Vor 1719 ist es Bergflecken und vor 1825 (Berg-) Städtchen geworden.

Stadtgründung

Durch Annahme der Sächsischen Städteordnung von 1832 Stadt; 1921 mit der Stadt Oberwiesenthal vereinigt.

Stadtsiedlung

Die Ortssiedlung Unterwiesenthal hat rein dörfliches Gepräge und zieht sich fast 1 1/2 km auf der sächsischen Seite des Grenzbachtals hin. Es bildet nur 2 Häuserreihen, deren östliche nicht einmal ununterbrochen fortläuft. Ein Marktplatz istz nicht vorhanden, ebensowenig ein Rathaus, wohl aber ein Gerichtshaus mit Turm, das zugleich Gasthof war. Kirche im 30jährigen Krieg wüst.

Bevölkerung

Einwohnerzahlen

  • 1559 etwa 200 Einwohner (E.), 1591 etwa 220 (E.), 1622 etwa 250 (E.), 1688 etwa 550 (E.), 1713 etwa 680 (E.), 1801 etwa 850 (E.), 1815: 1.517 (E.), 1830: 1.480 (E.), 1840: 1.769 (E.), 1849: 879 (E.), 1861: 888 (E.), 1871: 841 (E.), 1880: 869 (E.), 1890: 752 (E.), 1900: 723 (E.), 1910: 637 (E.) (288 m. u. 349 w.), 1919: 684 (E.)

Seuchen

Pest 1578, 1612, 1625-26, 1633, 1680; Rote Ruhr 1599, 1607, 1684; Ungarische Krankheit 1664; Cholera 1836.

Bevölkerungsverzeichnisse

Sprache

Mundart: Westerzbebirgisch.

Wirtschaft

Stand 1941: Aus der Kleinheit der Fluranteile der Bauern zu Unterwiesenthal (der sgt. Erben) geht hervor, daß die Bewohner in der Waldwirtschaft oder im Bergbau Nebenbeschäftigung hatten. Schon 1525 wurden am Fichtelberg außer den Lauteifen auch Seifenbingen (eingestürzute Zinnbergwerke) erwähnt. Der Bergbau brachte Unterwiesenthal die Freiheit zu brauen, zu schenken, zünfte aufzurichten und Handel zu treiben. In den Innungen hielten sich auch die Handwerker in Hammer-Unterwiesenthal. fleisch- und Salzmarkt wurden Unterwiesenthal 1567 endgültig zugestanden. Das Braurecht war so geregelt, daß jeder Brauer für 1/2 Erbe je 1 Gebräu, die beiden Gastgeber aber je 3 erhielten. Die Gärtner dagegen durften nicht brauen. Die Landwirtschaft war schon wegen der Höhenlage in Unterwiesenthal gering, die Viehzucht aber stark. Deshalb standen den Einwohnern zu Unterwiesenthal ausgedehnte Hütweiden (Triften) am Eisenberg und Stümpel schon im 16. Jhdt. zu. Im übrigen war der Unterwiesenthaler Grenzverkehr sehr stark. In der Mitte des 17. Jhdts wurden die Streitigkeiten wegen der Setzung von Handwerkern, die zwischen Stadt und Dorf Unterwiesenthal dauernd herrschten, so geregelt, daß Unterwiesenthal unbeschränkt Müller, Bäcker, Fleischer, Brauer, Büttner und Leineweber halten dürfte, dagegen sollten nach dem Absterben der damaligen Schuster und Schneider keine neuen aufgenommen werden. Im Zusammenhang mit dem Bergbau entstanden verschiedene Handwerke, der "Rote Hammer" in Unterwiesenthal und die Hämmer in Hammer- Unterwiesenthal. Mit dem Nachlassen des Bergbaus kam auch hier das Klöppen und Gorlnähen auf. Witer wurde eine Papiermühle errichtet. Im 19. Jhdt. wurde der Hammer in Unterwiesenthal in eine Eisengießerei umgewandelt. Außerdem beschäftigten das Kalkwerk sowie neigegründete Fabriken für die Herstellung von Eisenwaren und Saiten noch eine Anzahl Einwohner. Doch wurde die wirtschaftliche Lage Unterwiesenthals immer schlechter, was sich im Rückgang der Einwohnerzahl klar offenbart. Erst der Fremdenverkehr im 20. Jhdt. brachte eine Verbesserung, aber zwischenzeitlich war Unterwiesenthal mit Obererwiesenthal vereinigt worden.

Verwaltung

Selbst als Bergstädtchen hatte Unterwiesenthal keinen Rat und keinen eigenen Bürgermeister. Die Hausbesitzer zu Unterwiesenthal erlangten das Bürgerrecht beim Rat von Obererwiesenthal. Andererseits bildete Unterwiesenthal mit Hammer- Unterwiesenthal und den Orten Niederschlag und Bärenloh eine "Commun", an deren Spitze der Richter zu Unterwiesenthal stand, dem ein Vizerichter zu Hammer- Unterwiesenthal und für die einzelnen Orte je ein Viertelsmeister zur Unterstützung bei der Führung der Verwaltung beigegeben waren (1719-1825).

Gericht

Bereits vor der Gründung Obererwiesenthals hatte Unterwiesenthal ein eigenes Gericht, das mit 1 Richter und 6 "Schöppen" besetzt war. Ihnen standen auch die Erb- und Niedergerichtsbarkeit in Hammer- Unterwiesenthal mit Ausnahme der beiden Hammerweke selbst zu, die eigene Erbgerichtsbarkeit hatten und sie nur freiwillig von dem Gericht zu Unterwiesenthal ausüben ließen.

Bürgerschaft

Richter und "Schöppen" wurden schon vor 1569 von den Bewohnern zu Unterwiesenthal gewählt und vom Amt Schwarzenberg bestätigt. Seit 1832 1 Bürgermeister, 2 Stadträte und 2 Stadtverordnete.

Landesherrschaft

Unterwiesenthal gehörte seit seiner Gründung zur Grafschaft Hartenstein. Die Reichlehen, seit 1456 aber meißnisches Reichafterlehen war, und zwar zur Oberwäldische Grafschaft, die Kurfürst August von Sachsen 1559 von den Herren von Schönburg kaufte. Dadurch kam Unterwiesenthal zum Unteramt Crottendorf des kursächsischen Amtes Schwarzenberg. 1874 der Amtshauptmannschaft Annaberg zugewiesen.


Historische Verwaltungseinbindung

Kriegswesen

Nach dem Hartensteiner Musterungsregister von 1546 war Unterwiesenthal frei von Kriegsdiensten. 1559 wurde es dem Kriegswesen des kursächsischen Amtes Schwarzenberg-Crottendorf eingegliedert.

Siegel, Wappen, Fahne

Beschreibung:

Wappen : ?

Siegel: Um 1600 zeigt das Siegel in einem Schild 3 Kleeblätter und im Schildeshaupt ein Kreuz und rechts und links davon je 1 Kleeblatt.

Fahne: ?.

Finanzwesen

In Unterwiesenthal wurden nur landesherrliche Steuern erhoben. Die Einnahmen Unterwiesenthals waren sehr gering, sie flossen aus dem Fleisch- und Salzmarkt und aus verpachteten Gemeindegrundstücken. Das meiste mußte durch sgt. Anlagen in Form von Umlagen aufgebracht werden.

Stadtgebiet

Das Stadtgebiet umfaßte das gleiche Gebiet wie das ehemalige Dorf Unterwiesenthal. Es gehörten dazu der Ortsteil Berghäuser, die Eisengießerei Roter Hammer und das Rote und Weiße Vorwerk.

Allgemeine Information

Ortsteil der Gemeinde Oberwiesenthal

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Bistum Naumburg und Dekanat "trans Muldam". Nach Erbauung der Pfarrkirche zu Oberwiesenthal wurde Unterwiesenthals Kirche Tochterkirche.

Reformation

Reformation 1539

Bildungswesen

Im 19. Jhdt. wurden in Unterwiesenthal 1 Volksschule, 1 Fortbildungsschule und 1 staatliche Klöppelschule errichtet.

Darstellungen der Stadtgeschichte

  • A. Fader: Wiesenthalisches Ehrengedächtnis (1932)
  • A. Schumann: Vollständiges Staats- usw. Lexikon von Sachsen (12 Bde., 1825)

Sammlungen

  • Stadtarchiv Oberwiesenthal

Bibliografie

Bibliografie-Suche

Fußnoten

  1. Quelle: Keyser, Erich (Hrsg.): Deutsches Städtebuch, Bd. 2 Mitteldeutschland (1941)

Weblinks

Offizielle Webseiten

Genealogische Webseiten

Heimatforschung

Zufallsfunde

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