Tischler
Tischler: "Wo gehobelt wird, da fallen Späne!" (alter Spruch)
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Spezialisierung der Holzhandwerker
Unter den Holzhandwerkern entwickelte sich die Schreinerei erst relativ spät. Zu einem eigenständigen Gewerbe wurde sie in Deutschland im 15./16. Jahrhundert, als Schränke und Sitzgelegenheiten nicht mehr an der Wand angebracht wurden. Das Möbel wurde zum Repräsentationsobjekt (zumindest gehobener Schichten).
Namensvarianten
Tischler
Die Tischlerei (Schreinerei), zerfällt in drei Hauptarten, je nach der Bestimmung ihrer Erzeugnisse, und zwar die
- Bautischlerei, welche die bei Bauten notwendigen Arbeiten (Fußböden, Fenster, Türen, Gesimse, Vertäfelungen u. dgl.) herstellt
- Möbeltischlerei, die Möbel anfertigt und da, wo dies nach künstlerischen Entwürfen und in vollkommenster Weise geschieht, auch Kunsttischlerei genannt wird
- Modelltischlerei, die hölzerne Modelle für den Guß metallener Maschinenteile liefert.
Sie bildete früher eine Zunft aber im 16. / 17. Jahrhundert nahm die Konkurrenz durch nichtzünftige Handwerker bei den Tischlern in den ländlichen Gebieten stark zu. [1]
Besondere Betätigungungsfelder
Ein wichtiges Betätigungsfeld der städtischen Tischler war neben der Möbelanfertigung die Herstellung von Kircheninventar wie Altäre, Chorgestühl oder Kanzeln. Hinzu kamen Tischlerarbeiten für den Hausbau, wie Fensterrahmen, Türen, Wandverkleidungen und Geländer.
Werkmaterial Holz
Der Tischler erbeitet mit einer Reihe von heimischen und importierten Hölzern, darunter fallen auch die Hölzer aus den ost- und westindischen Kolonien. Hochwertige Möbel wurden unter anderem aus Nussbaum oder Mahagoni. Letzteres wurde im 18. Jahrhundert über England oder Holland importiert und nach Gewicht (Zentner) berechnet. Wer das Holz nicht genau kannte, konnte aber mit entsprechend vorbereiteten billigeren Hölzern beim Einkauf bereits betrogen werden. Die im 20. Jahrhundert eher beliebten Nadelhölzer galten früher als minderwertig.
Werkzeuge des Tischlers
Die Hobelbank war das wichtigste Werkzeug des Tischlers. Diese diente ihm sowohl als Arbeitsunterlage, als als auch zum Festklemmen von Werkstücken bei der Bearbeitung mit anderen Wekzeugen.
Mit unterschiedlichen Sägen konnte der Tischler aus den Hölzern die von ihm gewünschten Werkstücke zurechtsägen. Mit Hobeln und Feilen wurden Flächen geglättet und für den Endgebrauch geformt.
Zur Weiterverarbeitung konnten mit Hilfe von Hammer und Lochbeitel Zapflöcher ausgestemmt werden, demgegenüber wurden runde Löcher mit Bohrwerkzeugen eingebohrt
Um die Einzelteile eines Möbelstücks exakt zusammenfügen zu können, setzte der Tischler Maßwekzeuge (Zirkel, Maßband, Lineal, Winkel) ein.
Nut und Feder
Die Verbindung von Holzteilen mit Nägeln war bei den Tischlern noch bis zum 20. Jahrhundert verpönt. Daher verwendeten sie weitesgehend Nut und Feder, Schlitz und Zapfen oder Zinken, die, wenn nötig, verleimt wurden. Nur Metallbeschläge und Schlösser wurden mit Schrauben befestigt.
Neuer Verfahren
Im 16. Jahrhundert wurden Verfahren zur Herstellung von Furnieren entwickelt. Hiermit war es möglich, sehr dünne Holztafeln als dekorative Oberfläche für Möbel zu fertigen und sie mit kunstvollen Einlegearbeiten, so genannten Intarsien, lebhaft und interessant zu gestalten.
Umstellungen im 19. Jahrhundert
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die ersten Möbelfabriken, in der zweiten Hälfte entwickelte sich in der industriellen Möbelfertigung und im Möbelhandel ein rascher Aufschwang und das Handwerk war zur Modersinierung und Ausweitung der Werkstätten gezwungen.
Schon 1830 entwickelte der Tischlermeister Thonet 1830 mit seinem Biegeverfahren eine neue Fertigungsmethode. Seit Ende des 19. Jahrhunderts haben sich auch in den Tischlerwerkstätten Hobe-, Schleif-und Fräsmaschinen, wie auch maschinell angetriebene Bohrer und Sägen durchgesetzt, wenn auch anfäglich noch lange über Transmissionsantrieb. [2]
Literatur
- Gräf, Die moderne Bautischlerei (13. Aufl., Leipzig 1905)
- Krauth und Meyer, Das Schreinerbuch (2 Tle. in 4 Bdn.; 4. Aufl., Leipzig 1899)
- Schröder, Die Tischlerschule (3. Aufl., das. 1902)
- Schmidt, Mechanische Tischlerwerkstätte (3. Aufl., Weimar 1890)
- Walde, Der praktische Tischler (Leipzig 1902)
- Hesse, Der Modelltischler (Leipzig 1901)
- Stetter und Bücheler, Unser Schreinerhandwerk (Stuttgart 1902 f.)
Zeitschriften
- »Journal für Bau- und Möbeltischler« (Halle, seit 1853)
- »Allgemeine Tischlerzeitung« (Berlin, seit 1884)
- »Der deutsche Tischlermeister« (Neudamm, seit 1895)
Museum
- Tischlereimuseum Bremen
- Tischlereimuseum Friedrichstadt
- Tischlerei-Museum Timme
- Freilichtmuseum am Kiekeberg, Handwerk