Testkriterien nach Weert Meyer
Dieser Beitrag wurde in der Zeitschrift Computergenealogie Heft 36(1997), Seite 43ff. bereits in Erstfassung veröffentlicht.
Diese Liste ist gewiß nicht vollständig und mit Sicherheit regional / persönlich ausgerichtet. Ein Programm in Deutschland sollte alle regionalen Besonderheiten "beherrschen". Haben Sie weitere Ideen für genealogische Sachverhalte, die ein Genealogieprogramm abdecken können sollte, schreiben Sie diese bitte in der Diskussionsseite dieses Artikels auf.
Die Sammlung genealogischer Sachverhalte sind als "Aufgaben" durchnummeriert. Bei Programmtests können Sie so über die Aufgabennummer einfach auf die jeweiligen genealogischen Sachverhalte, die es im Programm "abzubilden" gilt, zurückgriffen. In etwa so:
Aufgabe | Programm A | Programm B | Programm C | Programm D | ..... |
1 | ja | nein | ja | ja | ..... |
2 | ja | nein | nein | ja | ..... |
3 | nein | ja | ja | nein | ..... |
... | .... | .... | .... | .... | ..... |
Aufg.: | Genealogischer Sachverhalt | Was erwarte ich von einer EDV-Lösung? |
WM1 | Namen: Johann Peter David Caspar Friedrich Maximilian Schohrmann, genannt Breiger. Rufname: Maximiliam |
a) Rufname Maximilian wird in der Reihenfolge der |
WM2 | Patronymische Namensgebung: (Patronym) Johann Weken (Weeken) heiratet Trientje Gerdes Freese. Die Kinder heißen Weeke Johansen |
a) Suche nach Trientje Johansen bzw. Trientje Janssen findet auch Trientje Gerdes Freese-> dazu muß bei der Ehefrau der Verheirateten-Name Johansen hinterlegt werden können
b) Suche nach : Siefer findet auch die |
WM3 | Klaas-Herbert (Rufname Klaas) Wulf heiratet Monika Ihben und nimmt den Familiennamen Wulf-Ihben an | a) Suche nach Klaas Wulf-Ihben findet Klaas-Herbert Wulf, verh. Wulf-Ihben b)Suche nach Klaas Wulf findet auch Klaas-Herbert Wulf, verh. Wulf-Ihben |
WM4 | ein Ahn ist Angehöriger des
(Hoch)Adels, er heißt: Beatus Albert Ignatz von Tuilliers, Freiherr von Froberg, Comte de la Roche, Baron de St. Hyppolyte |
a) der Name kann
vollständig und ohne Abkürzungen eingeben werden, Albert ist Rufname |
WM5 | Plausibilität der Daten: aus Versehen wird * 1790 + 1710 eingetragen | a) Programm meldet diesen Fehler (in gleicher Weise: ¥ vor *, ¥ nach +,.+ vor *.. usw.) |
WM6 | 11 Frauen und Konkubinen von Karl dem Großen oder alle Filiationen und Konkubinen von Heinrich VIII. | a) sowohl eheliche als auch
außereheliche, aber auch "unsichere" Verbindungen können dokumentiert und wiedergefunden werden |
WM7 | Taufpaten und Trauzeugen sind bekannt | a) das Programm stellt
die Verknüpfung zu den Taufpaten und Trauzeugen her |
WM8 | einige Vorfahren haben ihre Konfession gewechselt | a) Konversion mit Angabe der neuen Konfession und des Zeitpunktes sind möglich |
WM9 | Erfassung der Konfirmation, Firmung, Kommunion, etc... | a) alle Personen
ausgeben, zu denen ein Konfirmationsdatum vorhanden ist |
WM10 | Verlobung , standesamtliche und kirchliche Trauung sind bekannt | a) alle 3 Ereignisse will
ich getrennt verwalten können. |
WM11 | vom Ahn X sind 6 Berufe
nachgewiesen, u.a. als |
a) alle Berufe können
dokumentiert werden, die Quellen, Urkunden, Diplome, Ernennungenkönnen eingescannt werden |
WM12 | einige Vorfahren haben Ehrenämter ausgeübt | a) Ehrenämter können mit Angabe von Ort u. Zeitraum betreffenden Personen zugeordnet werden. |
WM13 | ich möchte unbedingt Krankheiten und Todesursachen verwalten | aus Datenschutzgründen ... a) können bei der Ausgabe die Krankheiten und Todesursachen unterdrückt werden |
WM14 | einige Familienmitglieder sind gefallen oder nach Kriegshandlungen vermißt | a) neben gestorben + kann gefallen X oder vermißt (X) verwaltet werden |
WM15 | es mir wichtig, die Teilnahme am Abendmahl zu dokumentieren | a) das Programm richtet
die Eigenschaft : "Teilnahme am Abendmahl" ein. |
WM16 | ich habe einen Familienverband / eine Ortschaft vollständig erfaßt | a) ein Ortsfamilien-/
Ortssippenbuch kann nach unterschiedlichen Sortierkriterien ausgegeben werden |
WM17 | in der Ahnenschaft gibt es Verwandtenheiraten
|
a) die AT wird
vollständig angezeigt, ich kann erkennen, ob ein Ahn weitere AT-Plätze belegt! |
WM18 | ich will ein Pfarramt aufsuchen und Nachforschungen anstellen. Die Pfarrstelle verwaltet mehrere Orte | a) mein Programm listet alle
Personen dieses Kirchspiels auf, für die *, C , ¥ , + -Daten unbekannt bzw. unsicher bzw. vorläufig geschätzt sind |
WM19 | ich möchte am Datenaustausch mit anderen Forschern teilnehmen | a) Aktion Forscherkontakte
FOKO wird unterstützt |
He 1 | Eine Quelle kann für
viele Personen und deren Daten relevant sein. Mehrfacheingaben führen zu erheblichem zeitlichen Mehraufwand. Das gleiche gilt für Ortsnamen oder Familien-, Vornamen. |
Quellen dürfen nur
einmal eingegeben werden. Alle anderen Bezüge auf diese Quelle müssen vom Programm verwaltet werden. Dies gilt für Orte ebenso wie für Daten etc. (registerorientierte Verwaltungsstruktur!) |
He 2 | Geburtsnamen und Heiratsnamen
sind ja durchaus unterschiedlich, insbesondere bei der heutigen deutschen Gesetzgebung. Ein Auffinden einer Person in einer Datei kann sehr schwierig werden, wenn der Familienname, besonders auch bei Mehrfachehen nicht bekannt ist. z.B. Maria Müller, geb. Maier, gesch. Schmidt, gesch. Schulze, verh. Müller. |
Alle Familiennamen
müssen getrennt verwaltbar und auswertbar sein. Dazu gehören auch Namen wie z.B.
Lewinsky genannt von Manstein, wobei Lewinsky wie auch von Manstein getrennt auswertbar
sein müssen. |
He 3 | Terminangaben sind in vielen Fällen Schätzungen oder mit anderen Unsicherheiten behaftet. | Es muß möglich sein, Termine mit entsprechenden Hinweisen zu versehen und zwar durch vom Datum getrennten Aussagen. |
He 4 | Taufpaten/Trauzeugen können wichtige Quellen zur Ermittlung von weitergehenden Zusammenhängen sein. | Es muß möglich sein
Taufpaten/Trauzeugen getrennt zu verwalten und Querverbindungen zwischen ihnen und einer Bezugsperson herzustellen. |
He 5 | Zu den Daten eines
Menschen gehören eine Reihe von in Mitteleuropa , wie z.B. Taufe, Kommunion, Konfirmation, Firmung, Verlobung, Hochzeit |
Diese Daten müssen getrennt erfaßt werden und müssen getrennt auswertbar sein. |
He 6 | Es sollten mindestens 20 Ehen erfaßbar sein | Das Programm muß mindestens 20 Ehen vorsehen.. |
He 7 | Um verwandtschaftliche
Beziehungen darstellen zu können, ist es vorteilhaft, auf graphische Darstellungen zurückgreifen zu können. |
Vor - und Nachfahrentafeln
sollen am Bildschirm wie auch im Ausdruck darstellbar sein. Die Bildschirmdarstellung ermöglicht einen Check, ob eine Tafel korrekt ist und die gewünschte Darstellung bringt. Natürlich muß eine derartige Tafel auch speicherbar sein. Zu diesen Tafeln muß die Möglichkeit vorgesehen werden, zu allen oder einzelnen in den Tafeln genannten Personen die Karteiblätter mit- oder getrennt auszugeben. |
He 8 | Bisweilen ist es schwierig, den
genauen Verwandtschaftsgrad angeben zu können, wenn man keine ausführliche Tafel vorliegen hat. |
Es soll eine Möglichkeit geben, den Verwandt-schaftsgrad zwischen zwei Personen per Rechner angeben zu lassen. |
He 9 | Bei Vornamen ist es häufig
möglich, den Rufnamen festzustellen. Es wäre wünschenswert, ihn zu erfassen und ihn für Auswertungen zur Verfügung zu haben. |
Eine Möglichkeit, Rufnamen zu erfassen ist vorzusehen. |
He 10 | Ein Kalender im Sinne von Grotefend ist oft zur Feststellung eines Kalenderdatums erforderlich. | Es muß ein Kalender zur
Verfügung gestellt werden, der mindestens den Julianischen und den Gregorianischen Kalender abdeckt und dabei die Namenspatrone, kirchlichen und anderen Feiertage enthält |
He 11 | Spitzenahnenlisten haben
ihren Wert, wenn man die frühesten bekannten Vorfahren zwecks weiterer Forschungen braucht. |
Spitzenahnenlisten sind so anzulegen, daß man die Spitzenahnen zu beliebigen Personen ausgeben kann. |
He 12 | Um Zusammenhänge besser
übersehen zu können, ist es oft zweckmäßig, andere Ereignisse im Umfeld z.B. einer Heirat zu kennen. Dazu sind Listen mit bereits gespeicherten Datumsangaben hilfreich. Solche Listen helfen aber auch z.B. die Geburtstage der Verwandtschaft in den nächsten vier Wochen oder familiäre Gedenktage in Erinnerung zu rufen. |
Es sind Listen vorzusehen, die
Ereignisse, z.B. Geburten, Verlobungen, Heiraten, Todestage darstellen. Solche Listen sollte für Lebende und für alle gespeicherten Personen erstellbar sein. |
He13 | Die Verwendung fremder, aber
relevanter Daten ist oft zur Vermeidung unnötiger Schreibarbeit zweckmäßig und wünschenswert. |
Es sind Tools vorzusehen, die
einen Import und Export von Daten ermöglichen. Dabei ist die Möglichkeit vorzusehen, diese Daten redaktionell bearbeiten zu können. GEDCOM und Foko sind hier die Stichworte. |
He14 | Oft sind Namen nicht ganz genau bekannt. Eine Suche ist daher erschwert. | Ein Hilfsmittel bei der Suche
kann ein evtl. angepaßter Soundexcode sein. Der Einsatz eines Soundexcodes sollte deshalb möglich sein. |
He 15 | Die Mitgliedsvereine der DAGV geben in gewissen Intervallen Disketten heraus, die mit den Programmen von Herrn Kaiserswerth auswertbar sind, was aber gelegentlich sehr mühsam ist, da ein direkter Bezug zu den eigenen Daten nicht herstellbar ist. |
Eine Auswertung von
DAGV-Disketten sollte möglich sein und zwar so, daß die eigenen Daten direkt in Relation zu den Daten auf der DAGV-Diskette gesetzt werden können. z.B. Suche nach dem Namen Landsknecht und dann Angabe der in beiden Dateien vorhandenen Einträge zu diesem Namen. |
He 16 | Gelegentlich ist es
wünschenswert, z.B. ein Postleitzahlenprogramm aus dem Genealogischen Programm aufzurufen, um eine Postleitzahl festzustellen. |
Das genealogische Programm soll
die Möglichkeit bieten, direkt aus dem Programm heraus auch andere Programme aufzurufen, z.B. Postleitzahlenprogramm oder Telefon-CD. |
He 17 | Z.B. zum Erfassen von
Angaben zum Lebenslauf werden Daten eingegeben. Es besteht oft der Wunsch, bestimmte Daten, an die man sich nicht genau erinnert, wiederzufinden, oder bestimmte Ereignisse bei mehreren Probanden zu finden. |
Es ist eine
Auswertemöglichkeit vorzusehen, Textfelder nach bestimmten Worten oder Sätzen auszuwerten. |
He 18 | Namen und Ereignisse
pflegen sich nicht nach Vorgaben von Programmen zu richten. Der Genealoge will seine Namen flexibel erfassen, d.h. er will keine Beschränkungen bezüglich der Feldlängen. |
Es sind Feldlängen vorzusehen,
die für alle in Frage kommenden Fälle ausreichend sind. Wünschenswert sind flexible Feldlängen. |
He 19 | Die genealogische Wirklichkeit
pflegt sich nicht an kirchliche oder gesetzliche Forderungen zu halten. Es gibt uneheliche Kinder, das Zusammenleben unverheirateter Partner, von homosexuellen Partnern etc.. |
Es ist vorzusehen, daß
derartige Verbindungen eindeutig erfaßbar sind. Dabei soll der Genealoge selbst die Möglichkeit zur Formulierung von neuen Zusammenhängen haben. |
He 20 | Angaben zu Religionen,
Sekten etc. sind für den Genealogen wesentliche Daten. Da es eine Vielzahl derartiger Gemeinschaften gibt, ist es wichtig, die Erfassung genügend flexibel zu gestalten.. |
Die EDV-Lösung muß jede
denkbare derartige Gemeinschaft erfassbar machen z.B. durch vom Genealogen selbst gesetzte Schlüssel. |
He 21 | Berufe oder Krankheiten sind oft gesondert auszuwerten. | Es müssen Auswertemöglichkeiten vorgesehen werden, die hinreichend flexibel sind. |
He 22 | Der Genealoge muß, anders als
staatliche Verwaltungsstellen bei Trauungen in der Regel mit zwei unterschiedlichen Daten arbeiten: Standesamtliche und kirchliche Trauung. |
Die getrennte Erfassung der kirchlichen und standesamtlichen Trauung ist vorzusehen. |
He 23 | Daten sind oft mit Unsicherheiten
behaftet. Für spätere Weiterarbeit oder zur Vermeidung falscher Schlüsse ist eine Aussage über die Zuverlässigkeit von Daten erwünscht. |
Bei nicht einwandfrei bekannten
Daten muß eine Möglichkeit vorgesehen werden, die Unsicherheit des Datums festzuhalten. z.B. vor 1776 oder zwischen 1774 und 1776 |
He 24 | Um mit anderen Forschern kommunizieren zu können, ist eine Information zu einzelnen Menschen zweckmäßig | Es muß ein Karteiblatt für einzelne Probanden vorgesehen sein, das alle verfügbaren Daten dieses Menschen enthält. |
He 25 | Für eine Reihe von Genealogen ist es wünschenswert, selbst Auswertungen für eigene Zwecke zu formulieren. | Um dies zu ermöglichen.
muß eine entsprechende Möglichkeit im Programm vorgesehen sein oder die Datenbank(en)
des Programms müssen für den Genealogen in einem allgemein verfügbaren Datenbankformat
vorliegen z.B. im DBF-Format. |
He 26 | Der Genealoge soll seine
Geldbörse so wenig wie möglich strapazieren. Das bedeutet, er soll vor dem Ausdruck von Tafeln, Listen etc. immer die Möglichkeit haben, die Auswertungen am Bildschirm zu bewerten, bevor er sie weiterverarbeitet. |
Das Programm soll dem
Genealogen die Möglichkeit bieten, wahlweise Bildschirm-, Drucker- oder Speicher-Ausgabe zu wählen |
Schi 1 | Zur Ortsangabe wird zusätzlich Straßenname und Hausnummer genannt |
a) In einem Zusatzfeld
kann sowohl Straßenname als auch die Hausnummer vermerkt werden. |
Erstveröffentlichung: Computergenealogie Heft 36 (1997), Seite 43ff.
Neubearbeitung: 10.07.1999 durch Weert Meyer