Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/322

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Aussicht genommen und die Ausführung nur aufgeschoben, bis dafür die erforderlichen Geldmittel zusammengebracht wären. Da erfaßte diesen Plan endlich mit dem größten Eifer der Kanzler der Universität, Dr. Johann Andreas Cramer, und wußte bald die Hindernisse zu besiegen und durch seinen Namen und seine Stellung, wie durch seine beredte Fürsprache den Plan der Stiftung dieser hohen Bildungsanstalt zur Ausführung zu bringen. Dieselbe wurde eröffnet in Kiel am 24. Juni 1781 und in Verbindung gesetzt mit dem Muhliusschen Waisenhause. Der aus Königlicher Munificenz gegebene Fonds bestand ursprünglich aus 7000 Reichsthalern, die Ritterschaft des Landes gab dazu ein Geschenk von 10,000 Reichsthalern her.[1] Im nächsten Jahre schenkte der König noch 1250 Thaler zum Bau und zur Anschaffung einer kleinen Orgel. Durch Königliche Verfügungen der beiden folgenden Jahre wurden die mit günstigem Zeugnisse entlassenen Seminaristen für Schulmeisterstellen in den Städten und auf dem Lande besonders empfohlen und ihnen in Rücksicht auf die Aushebung zum Militärdienst gewisse Freiheiten zugesichert. Es ward 1787 im Seminar eine Buchdruckerei angelegt und deren Reinertrag der Seminarkasse überwiesen. Auch genoß die Anstalt den vierten Theil von dem Gewinn, der sich aus dem Verlag des neuen Allgemeinen Gesangbuchs ergeben würde.

Die Oberaufsicht wurde einem Directorium von sechs Mitgliedern anvertraut, an deren Spitze der Kanzler Cramer stand. Die Anstalt war als Internat[2] eingerichtet, wie einstmals das Bordesholmer Gymnasium, so daß die Zöglinge Wohnung und Unterhalt im Seminargebäude erhielten, wofür sie jährlich 40 Reichsthaler zu bezahlen hatten; und für sechs dürftige Seminaristen waren Freistellen errichtet. Der Unterricht war unentgeltlich, nur für die Unterweisung im Klavier- und Orgelspiel war ein geringes Honorar zu entrichten. Alles war so einfach gestellt, daß auch unbemittelte


  1. Heinrich Müller, Von der Entstehung, Einrichtung und bisherigen Wirksamkeit des Königl. Schulmeisterseminarii in Kiel, nebst einigen Bemerkungen über die vorzüglichsten Hindernisse und Beförderungsmittel dieser Anstalt. In den S. H. Provinzialberichten v. 1788. S. 113–148. Cramer's Verdienste um das Königl. Schulmeisterseminarium in Kiel. Eine Rede zu seinem Gedächtniß von H. Müller. Kiel 1788.
  2. Beschreibung des Kieler Schullehrerseminars von dem Katecheten F. A. Schrödter in Gräffe's katechetischem Journal 1792. II, S. 1–131.