Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/182
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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gegeben hat. Demnächst standen auch mit den Pietisten in einem gewissen Einverständnisse die Gemäßigten, die weniger durch Streiten als durch Belehren glaubten wirken zu können. Diese wollten auch den abweichenden Ansichten eine Gerechtigkeit widerfahren lassen, wollten auch nicht Alles über den Leisten der Schultheologie schlagen, pflichteten überhaupt dem Grundsatze des alten Kirchenvaters bei: In necessariis unitas, in dubiis libertas, in omnibus caritas.
Allein in Zeiten der Aufregung gilt das oft nicht für erlaubt. So erging es einem berühmten Manne dieser Art, einem Manne von großer Gelehrsamkeit und von gemäßigtem Urtheile, dem durch seine Cimbria literata hochberühmten Flensburger Rector Johann Moller. Auch er wurde ernstlich angefochten, er sollte ein Chiliast sein. Seine mütterliche Abstammung aus der Brecklingischen Familie machte ihn in den Augen der strengen Männer verdächtig. Sein Vater war der Pastor Olaus Moller zu St. Nicolai in Flensburg, seine Mutter eine Tochter des M. Johann Breckling zu Handewith, eine Schwester des vorhin oft genannten Friedrich Breckling. Der Zusammenhang mit jenen Predigerfamilien Melanchthonianischer Richtung, deren früher erwähnt, die daraus fließende Verwandtschaft mit dem Propsten Hoyer machte ihn schon in den Augen der strengen Orthodoxen verdächtig. Braker, der zur Parthei der Orthodoxen übergetretene Pastor, griff ihn an, bezüchtigte ihn chiliastischer Irrthümer, stellte ihn dem Generalsuperintendenten Dassovius als einen gefährlichen Lehrer der Jugend dar, und wollte, daß die Lehrer Alle auf die symbolischen Bücher, zu denen längst schon auch die Concordienformel gehörte, verpflichtet werden sollten. Moller ward vor die Synode geladen, folgte aber der Ladung nicht, indem er sich darauf berief, seine Behörde sei das Consistorium, die Synode habe Aehnlichkeit mit der päpstlichen Inquisition. Die Synode konnte es nicht durchsetzen, ihn vor ihr Forum zu ziehen.
Um für einen Chiliasten gehalten zu werden, dazu gehörte damals in der That sehr wenig. Den Pietisten allzumal ward der Chiliasmus vorgeworfen. Spener hatte dazu Veranlassung gegeben durch seine Aeußerungen über die Hoffnung besserer Zeiten. Für einen Chiliasten galt, wer überhaupt den Glauben hatte an einen