Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/077
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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hatten, das Mittagsessen eingehen zu lassen. Die Schüler sollten sich mit einem bloßen Frühstück behelfen. Dies aber ward ihnen manchmal von den schwedischen Soldaten vor dem Munde weggenommen. Da gab es denn einen förmlichen Aufstand. Die Alumnen drangen von Hunger getrieben gewaltsam in den Speisesaal und die Küche ein. Sperling rief bewaffnete Bauern, die eben die Wache hielten, zu Hülfe; es kam zum ernsten Handgemenge, wobei Einige ergriffen und eingesperrt wurden, Andere entflohen. Zwei von den Schülern ließen sich bei dem schwedischen Militär einschreiben. Die Schule löste sich nun auf, um Sperling's Ansehen war es für immer geschehen. Nachher wurde freilich der Unterricht wieder fortgesetzt, doch nicht mehr viele Jahre, denn als abermals 1657 der Krieg wieder ausbrach, entließ der Herzog Lehrer und Schüler, und erst 1662 wurde die Schule wieder in Stand gesetzt, nachdem es in der Zwischenzeit arg hergegangen war. Sehr bald nachher wurde das Gymnasium ganz aufgehoben und dessen Einkünfte zu der Fundation der neugegründeten Universität verwendet.
In dem Vorstehenden haben wir hauptsächlich die theils versuchten und theils durchgeführten Reformen verschiedener unserer Gelehrtenschulen erörtert. Wir wollen jetzt noch auf das Volksschulwesen einen Blick werfen. Für dieses waren, abgesehen von den Marschlandschaften, deren wir vorhin schon wiederholt gedacht haben, auf dem Lande in dieser Periode die Einrichtungen noch äußerst dürftige. Es sollte zwar an jeder Kirche ein Küster sein, der die Landjugend im Katechismus zu unterrichten berufen war. Aber bis in die Mitte des siebenzehnten Jahrhunderts fanden sich keineswegs überall Küster, die dazu fähig waren, vielmehr wird öfter über Küster geklagt, daß sie weder lesen könnten, noch ihren Katechismus ordentlich auswendig wüßten. Im nördlichen Schleswig bediente man sich der reiferen Schüler der Gelehrtenschulen zu Hadersleben und zu Ripen als sogenannter Laufküster[1], welche in den benachbarten Kirchorten die dortige Jugend am Sonnabend unterrichteten, und am Sonntage den Gesang in der Kirche leiteten. Diese Einrichtung hatte viele Unzuträglichkeiten, aber erst am 20. August 1651 wurden die Laufküster ganz abgeschafft.
Erst im siebenzehnten Jahrhundert wurde der Unterricht überall
- ↑ S. Bd. III, S. 228–29.