Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/4/008
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Sinn für das Lesen stärker erweckt war. Unter diesen Büchern waren auch ohne Zweifel manche, die in der That viel Schwärmerisches enthielten. Die Geistlichkeit hatte aber darauf ein sehr scharfes Auge gerichtet, um so mehr, da jene mystischen Richtungen nicht allein wirklich mit manchen Irrthümern behaftet waren, sondern auch meistens das mit einander gemein hatten, daß eine Geringschätzung, wenn nicht offene Anfeindung des äußeren Wortes und der Sacramente denselben anklebte. Schon das alte wiedertäuferische Wesen, welches auch durch Landesherrliche Verordnungen verfolgt ward, hatte solche Richtung sehr hervortreten lassen, und sich zu der Kirche, welche auf Wort und Sacramente sich aufbaute, in einen entschiedenen Gegensatz gestellt; es trat aber heimlich in mancherlei Gestaltungen auf. Wir verweisen in dieser Beziehung auf unseren vorigen Band.
Der lange, verwüstende und verwildernde Krieg hatte für das religiös-sittliche Leben die verderblichsten Folgen. Das Hochgefühl in der Nation wurde abgestumpft, der Volkswohlstand zerstört, die Rohheit und Entsittlichung befördert. Die Theologie war hauptsächlich eine herbe Polemik und strengste Wacht über den confessionellen festbestimmten Lehrbegriff im Ganzen und im Einzelnen. Die Amtsentsetzung, die mit größter Rücksichtslosigkeit gehandhabt ward, erschien überhaupt als Mittel, unter den Predigern Ruhe zu erhalten und Streitigkeiten zu unterdrücken. So wurde z. B. in Eutin dieses Mittel ergriffen, wo die beiden Prediger Valentin Breitherd und Hinrich Hamer am 11. Juli 1633 entlassen wurden, weil sie vier Jahre lang über die Höllenfahrt Christi mit einander gestritten hatten und nicht zu besänftigen waren. Der Diaconus Hinrich Hamer kam jedoch im Plönischen später wieder ins Amt als Pastor in Gnissau. Was das streitige Thema betrifft, so war es ein solches, welches zu jener Zeit an der Tagesordnung gewesen zu sein scheint. Denn auch im Königlichen Antheile von Holstein erhob sich damals darüber ein Zwist unter Collegen, der zur Entlassung beider Streitenden führte.
Der Pastor und Propst zu Itzehoe, M. Detlev Meier seit 1623, gerieth wegen einer 1631 gehaltenen Predigt mit seinem Collegen Martin Krey oder Coronaeus in Streit, indem dieser dieselbe als nicht mit den symbolischen Büchern übereinstimmend angriff. Er mußte auf Königlichen Befehl 1632 am 13. August in Glückstadt