Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/320

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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Kirchensachen verändert sein möchte. Der alte Predigereid wurde wieder eingeführt und mußte auch von denjenigen unterschrieben werden, die von Cäsar ordinirt waren[1]. In der Formel ist dem eigentlichen Religionseide noch die Verpflichtung hinzugefügt: „Nichts Disputirliches, Krauses, Neueres, Zweifelhaftiges oder zuvor Unerhörtes fürzubringen“. Die Mandate von 1609 und 1614 wider das Schelten und Verdammen auf der Kanzel ließ übrigens der neue Herzog Friederich, sobald er die Regierung angetreten hatte, am 26. Februar 1617 erneuern und wieder publiciren. Er schrieb in dieser Beziehung an die Husumer, die Publication geschehe „wegen vieler unverantwortlichen Enormitäten und groben Excesse, so sich hin und wieder in unseren Fürstenthümern bei den Pastoren und Kirchendienern sowohl in ihrem Predigen als in ihrem Leben und Wandel befinden“. Es war diese Publication ohne Vorwissen des Superintendenten Fabricius geschehen, wie derselbe an seinen Sohn schrieb, den Hofprediger der zu Husum residirenden Herzogin Augusta. Die Herzogin wollte das Mandat nicht gerne in Husum publicirt haben, und der Pastor Dankwerth daselbst suchte daher Dilation, aber umsonst. Es mag auch in der That Veranlassung gewesen sein, jenes Mandat wieder einzuschärfen; denn es läßt sich nicht bezweifeln, daß, als die reformirte Partei hatte weichen müssen, nun gar Viele Lust hatten, ihrem Eifer Luft zu schaffen. Hatte man doch selbst am Hofe davon eine Art von Vorspiel gesehen. Wenige Stunden nach dem Ableben des Herzogs Johann Adolph sah man einen Zwerg, das Cläschen genannt, der als Hofnarr in Diensten stand, mit einem Licht in der Hand im ganzen Schlosse umherlaufen, wobei er rief: „Ick sök Calvinisten, Calvinisten! Bether hebben se sick im Düstern ophollen, nu wille wi se mal recht lehren“! Seine Frau mit einem Besen in der Hand hinterher laufend, rief: „Ick will se herutfegen, se schölen daran denken“! — Die Hofnarren haben bekanntlich immer das Privilegium gehabt, Wahrheiten sagen zu dürfen.

Ernstlicher klang es in dem Kirchengebet, welches der Propst Andreas Bonnerus zu Garding verfaßte: „Wir danken Dir billig, daß Du bishero gottselige, christliche, friedliebende, fromme Obrigkeit


  1. Die weitläuftige Eidesformel ist abgedruckt in Krafft, Jubelgedächtniß, S. 388.