Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/236
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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entsprochen hätte, obgleich die Vorlesungen vor einer, für einen guten Anfang genügenden Anzahl von Zuhörern begannen. Die Professoren, welche meistens dem Capitel angehörten, hatten die Professur nicht aus Neigung, sondern vielmehr nothgedrungen übernommen. Eine wahre Zierde der Anstalt war jedoch Paul v. Eitzen als theologischer Docent wie als Schriftsteller. Er gab jetzt seine „Ethik“ heraus, ein sehr bald berühmt gewordenes Werk, und sein Buch über die Elemente der Dialectik, hielt auch mit den Studirenden praktische Uebungen. Ueber die Thätigkeit der anderen Professoren ist sehr wenig zu sagen. Der Herzog setzte gegen das Domcapitel aus verschiedenen Ursachen in wahrhaft empörender Weise despotische Maßnahmen fort, auf welche näher einzugehen hier nicht der rechte Ort sein möchte[1]. Die gelehrten Männer, unter denen Caeso Eminga, Hieronimus Cypräus, Hogreve Stanhusius zu nennen sind, wurden durch das Herzogliche Verfahren nicht allein in ihren Studien und Arbeiten gestört, trotz ihrer Nachgiebigkeit gegenüber den willkürlichen und verfassungswidrigen Ansprüchen des Herzogs, sondern in Wahrheit geplagt, ja wiederholt in harte Haft gesetzt. Der Herzog war durch erzwungene und erschlichene Wahl zugleich Bischof geworden, und setzte selbst die Wahl seines einjährigen Sohnes zum Coadjutor vermittelst eines völlig unrechtlichen Verfahrens durch. Sein Kanzler Adam Tratziger, ein gelehrter und geschickter Beamter, war ihm dabei ein mehr als verdächtiges Werkzeug[2]. Die Frequenz des Pädagogiums nahm nach einigen Jahren sehr ab, indem aus den andern beiden Landestheilen sehr wenige Studenten kamen. Es starben bald nach einander eine Reihe der ältesten Professoren (Hieronimus Cypräus den 8. Mai 1573, Caeso Eminga den 13. Februar 1574, Conrad Hogreve den 1. Januar 1575, welche sämmtlich ihre Grabstätte im Dom haben), die dadurch entstandenen Lücken konnten unter den obwaltenden Verhältnissen
- ↑ Dr. Sach hat in dem angeführten Programm in gedrängter Darstellung genauer darüber berichtet.
- ↑ Daß die Domherren auf den Kanzler persönlich einen besonderen Haß warfen, ist nach den Umständen ganz natürlich. Denn er rieth zum Mißbrauch der Regierungsgewalt, ließ sich auch aus den Capitelsgütern eine Reihe von städtischen Grundstücken und Gebäuden schenken. Wenn aber erzählt worden, er habe die Materialien der ihm überlassenen baufälligen Marienkirche auf dem Holm in Schleswig in eines seiner Häuser verwendet, so ist darüber von Westphalen und von Sach anders berichtet.