Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/3/016

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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10. December 1520) die päpstliche Bannbulle verbrannt hatte, und am 17. April 1521 auf dem Reichstage zu Worms den Widerruf standhaft verweigerte. Der Bruch war nun geschehen; es mußten Allen die Augen aufgehen, und noch mehr geschah dies, als das Neue Testament in Luthers Verdeutschung herauskam (September 1522)[1].

In diese Zeit fallen denn auch hier die ersten offen hervortretenden Hinneigungen zur evangelischen Lehre, die ersten Kämpfe gegen das Papstthum und dessen Anhänger[2]. Der Kronprinz Christian (später als König Christian III. der eifrige Beschützer und Vollführer der Reformation unseres Landes) war als noch nicht siebenzehnjähriger Jüngling auf dem Reichstage zu Worms anwesend, lernte hier Luther kennen und neigte sich zu ihm hin. Ein Ausbruch jugendlichen Uebermuths bei dem Prinzen veranlaßte schon damals Kaiser Karl V. zu der Aeußerung, er möchte wohl mit der Zeit den Mönchen Verdruß genug verursachen. Es predigte ein Franciscaner-Mönch und eiferte gewaltig wider Luther. Beim Niederknien nach der Predigt zum Gebet glitt das Ende des Stricks, mit dem er nach der Weise seines Ordens umgürtet war, durch eine Ritze der Kanzel. Prinz Christian, der nahe daran seinen Stand hatte, schlug einen Knoten an dem Ende des Stricks, und der Mönch konnte nun nicht wieder aufstehen, rief um Hülfe und beklagte sich bitterlich vor dem gleichfalls gegenwärtigen Kaiser, der indessen, als er erfuhr, wer der Urheber sei, die Sache unbeachtet ließ. Von Worms zurückgekehrt, soll der Prinz seinen Vater, den Herzog Friederich, auch dem Evangelium geneigt gemacht haben, wiewohl derselbe, staatsklug


  1. Das 1523 in Wittenberg erschienene Neue Testament in plattdeutscher Sprache wurde bereits 1524, 1525 und 1526 neu aufgelegt. Die 5 Bücher Mosis kamen 1523 plattdeutsch heraus, der Psalter 1524, worauf die anderen Bücher des Alten Testaments bald folgten. Und in der plattdeutschen Uebersetzung von Bugenhagen erschien 1533 die ganze Heil. Schrift zu Lübeck; vgl. Lau, Reformationsgesch., S. 101. Die bis 1518 herausgekommenen vierzehn hochdeutschen und zwei plattdeutschen Bibelübersetzungen waren nicht aus der Urquelle, sondern aus der lateinischen Vulgata übertragen; vgl. den Anhang zum dreißigsten Jahresbericht der Schlesw.-Holst. Landes-Bibelgesellschaft. Schleswig 1846.
  2. Es ist manchmal berichtet worden, es sei als erster Reformator in hiesigen Landen Thomas Knudsen, Pastor zu Hygum im Amte Hadersleben, aufgetreten, und zwar schon 1520 oder 1521. Allein das ist ein Irrthum, denn derselbe wurde erst 1527 von dem katholischen Bischof in Ripen Iwar Munk daselbst angestellt; vgl. Dr. Jessen, Vorgesch. der latein. Schule in Hadersleben. 1867. S. 23.