Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/2/060
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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte | |
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Untreue seiner Haushälterin das Korn von seinem Boden schwand, wußte sich nicht anders zu helfen, um zu erfahren, wo sein Korn bliebe, als durch ein verzweifeltes Mittel. Er ließ Wucherblumensamen von Rostock kommen, und mengte denselben eines Tages, da er seine Haushälterin zur Stadt geschickt, unter seinen Hafer. Da waren denn freilich im nächsten Sommer die Aecker derjenigen kennbar, welchen Saathafer ohne sein Wissen verabfolgt war; aber das Unheil verbreitete sich über die ganze Gemeine, und noch lange nachher wird über die Wucherblumen geklagt. — In andern Fällen mochte gar leicht, wie diese Folge bei dem erzwungenen Cölibat zu allen Zeiten hervorgetreten ist, das Verhältniß des Priesters zu der Haushälterin sich nur gar zu oft allzu vertraulich gestalten. In der Cappler Gemeine war noch in neueren Zeiten eine Familie, die Prost genannt wurde, und von der die Sage ging, daß ihr Stammvater der Sohn eines der letzten katholischen Priester gewesen. Als in Dithmarschen die Reformation zu Stande gekommen war, und die Prediger heirathen durften, da ließ einer der Pastoren sich mit seiner Haushälterin trauen, und bei der Trauung standen die Kinder, welche er mit ihr erzeugt hatte, unter dem Mantel der Mutter und wurden nun als eheliche geachtet. Dies entsprach freilich einer üblichen Form der Legitimation vorehelicher Kinder.
Das ehelose Leben der Geistlichkeit, wie sehr auch schon seit Hildebrands Zeiten darauf war gedrungen worden, und obgleich schon um 1120 der Befehl dazu ergangen war, wollte im Norden keinen Beifall finden. Die Stimmung der Geistlichkeit selbst war eben so sehr dagegen, als die des Volks. Bei dem Aufstande der Schonischen Bauern zu Absalons Zeiten war es ein Hauptverlangen derselben, jeder Priester solle sein Eheweib haben. Der Cardinal Gregorius de Crescentia ward 1221 vom Papste nach Dänemark geschickt, um die Ehelosigkeit der Priesterschaft ins Werk zu setzen. Er reiste ein ganzes Jahr im Lande umher, um dafür zu wirken. Viele hundert Priester beriefen sich dagegen auf ein allgemeines Concilium. Ein solches kam freilich nicht zu Stande, aber doch ein National-Concilium der Dänischen Kirche, welches 1222 um Allerheiligen in Schleswig zusammentrat. Der Schluß war, daß die Priesterehe völlig aufgehoben werden solle, und die Priesterkinder sollten erblos gemacht werden. Dennoch war dies nicht durchzusetzen. Wenigstens weiß man, daß im Ripenschen Stifte die Sache noch 1247 nicht