Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte/1/164

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Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte
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immer gleich einen eigenen Geistlichen erhielt, bedient werden sollte. Es erklärt sich daraus der auffallende Umstand, daß manche Kirchen an der äußersten Gränze ihres Kirchspiels, andern Kirchen sehr nahe liegen.[1] Zu den öfter wiederkehrenden Sagen gehört auch die, daß Riesen, Hexen ober Unholde (Trolds) mit großen Steinen die neuerrichteten Kirchen hätten zerschmettern wollen, aber sie nicht trafen. Es ist dies die sagenhafte Darstellung des vergeblichen Widerstandes des Heidenthums gegen das Christenthum.

War nun freilich die Herrschaft des Christenthums entschieden, und zu Knuds Zeiten die christliche Kirche endlich in dem Maaße befestigt, daß jeder Versuch zum Umsturze derselben vergeblich gewesen sein würde, so fehlte doch noch viel daran, daß das Christenthum wirklich in das Volk überall eingedrungen wäre. Es war dies einer Zeit vorbehalten, wo das Netz der kirchlichen Einrichtungen über das ganze Land sich ausspannen konnte; so weit war man aber noch lange nicht. Zunächst freilich werden dem vom mächtigen Könige geförderten Christenthume diejenigen sich zugewendet haben, welche in seine unmittelbaren Dienste traten, und wir wissen, wie Knud eine stehende Kriegerschaar errichtet habe, sein Thingmannalith, aus welchem in der Folge der Kriegsadel hervorging. Es wird berichtet, daß als Knud 1031 von seiner Wallfahrt nach Rom zuerst nach Dänemark, dann von dort nach England zurückkehrte, er viele tapfere und vornehme Kriegsleute aus


  1. So liegt, um Beispiele anzuführen, die Kirche Steinberg in Angeln vom Dorfe entfernt ganz westlich im Kirchspiel, nur ein Paar Hundert Schritte von der Querner Gränze. Esgrus ebenso ganz hart an Steerup. Die vier Kirchen Steinberg, Quern, Steerup und Esgrus liegen einander überhaupt nahe. Als der Ort, wo man anfangs hatte bauen wollen, wird ein Landstück unweit Osterholm in der Mitte zwischen den vier Kirchen bezeichnet, Gammel-Kirkegard (der alte Kirchhof) genannt. Hier sind erstlich Spuren von Gräbern des Urvolks, namentlich ist hier ein großes Riesenbett gewesen, das wiederum von unsern heidnischen Vorfahren zum Begräbnißplatze eingerichtet ward, wie die Urnen beweisen, die zu Hunderten hier aufgegraben wurden. Was war natürlicher, als daß man hier die Kirche haben wollte? Aber das konnte nicht gelingen. Es fiel darauf Schnee in der Johannis-Nacht an den Plätzen, wo jetzt die genannten Kirchen stehen, erzählt die Sage, und statt Einer Kirche erbaute man vier oder wenigstens drei, denn andere wollen, Steerup sei erst später entstanden.