Schlesisches Namenbuch/019
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I. Taufnamen: a) altdeutsche b) slawische | |
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beide kombiniert zu -schner (Alschner). Zur Kategorie der -ner-Formen gehören ferner Eitner von Agathe (gespr. Agte, Ayte), Ilgner und Tilgner von Ottilie, Leuschner von Lusche (das ist Lucia, auch oberdeutsch als Luscha bezeugt, obwohl in Breslau einmal für Gertrud), sowie Tscheuschner von Czusche; Soffner und Suffner von Sophie, Grüttner von Grite = Margarete, vgl. Tüllner neben Tillner, Hillner von Hille = Hildegund, zu letzterer auch ohne n: Hiller, wie Güttler von Gütel (= Guta), und Irmler von Irmel (= Irmentrud).[1] Zur Kategorie der -scher-Formen zählen außer Al(i)scher: Hielscher von Elisabeth, Irmischer von Irmentrud und Kintscher (Küntscher) von Kunigunde. Ganz selten sind die kombinierten Formen Alschner, Hielschner und Gierschner (von Gerusch = Gertrud). Die vielen Metronymika sind mit ein Grund dafür, daß gerade in Schlesien die Namen auf ner besonders zahlreich sind; die beiden anderen Quellen sind die Ortsnamen (Langner: Langenau) und die Berufsnamen (Brückner, Exner), sowie die Patronymika.
Anhang 2: Die Patronymika.
Seltener sind die -ner Ableitungen von männlichen Personennamen. Sie beschränken sich hier auf slawische Kosenamen, wobei das n aus dem beliebten Suffix -an erklärbar ist oder aus der schwachen Deklinierung analog den Metronymika. Am bekanntesten und zugleich rätselhaftesten dürften Methner (Mettner) und Fechner sein, das eine als Sohn oder Angehöriger des Martin, das andere als Sohn des Wenzeslaus. Weiter haben wir Jenkner und Jeschner von Johannes, Kassner von Lukas, Kittner (und Kirschner?) von Christian, Klettner von Klemens, Machner von Matthias, Pelkner von Sventopelk und andere; dazu auch Gutschner von deutschem Gutsche (das ist Gottschalk) und Thielschner von Thielusch analog dem metronymischen Hielschner. Dem stehen die -er-Ableitungen von den deutschen Koseformen auf -el, also als -ler-Formen, gegenüber: Händler und Henseler von Johannes; Hampler von Hampel, Hempel, das ist Heimprecht; Härtler von Härtel, das ist Hartwig, Hartmann; Menzler von Hermann, Micheler von Michael, Brendler von Hildebrand, Seidler von Siegfried, dazu die Mischform Kittler und Kitschler von Christian, Fechler und Fachler als Spielarten von Fechner (siehe oben). Und schließlich reine -er-Bildungen wie Tschentschner von Vinzenz, Thielscher und Tilker von Dietrich, Peßler und Patzler von Petrus.
Eine Besonderheit der schlesisch-obersächsischen Namenlandschaft stellt auch das Suffix -old dar. Es ist das altdeutsche Namenwort -wald (zu „walten“ gehörig), das infolge seiner Häufigkeit als zweites Namenglied bereits in mittelhochdeutscher Zeit zu farbloser Endsilbe verblaßte. Als solche begegnet es in den Sproßformen Pätzold und Posselt von Peter, Kitschelt von Christian, Hensolt von Hensel und in den obersächsischen Hitschold von Heinrich, wozu sich altschlesisch Heintschuld stellt; Wätzold von Watzlaw (= Wenzeslaus); bezeugt ist auch Fickuld (= Friedrich).
Das gleiche wie für -old gilt auch für -mann. Nur in Hermann fühlte man es noch als vollgültiges zweites Namenwort und konnte daher die Koseform Menzel (Hermenzel) von ihm bilden. Auch Hartmann und Trautmann sind sehr alte Bildungen. Sonst aber tritt das -mann stets als Suffix an Koseformen, ohne den Sinn des Namens abzuwandeln. Neben den rein deutschen Sproßformen Hampelmann, Heinzelmann, Seidelmann, Thielmann und Tietzmann
- ↑ Die Vollform Irmintrud ihrerseits lebt heute als FN. Ehrentraut fort so wie Irminfried als Ehrenfried. Vgl. 1660 in Reichenberg Matz Ermtrautt neben Irmtrautt.