Südafrika
Hierarchie: Regional > Afrika > Südliches Afrika > Südafrika
Einleitung
Einige der frühesten menschlichen Überreste in der Fossilgeschichte wurden in Südafrika gefunden. Etwa 500 n. Chr. begannen bantusprachige Gruppen, sich im heutigen Nordosten Südafrikas niederzulassen und verdrängten die Khoisan-sprachigen Gruppen im Südwesten. Niederländische Händler landeten 1652 an der Südspitze des heutigen Südafrikas und errichteten einen Zwischenstopp auf der Gewürzroute zwischen den Niederlanden und dem Fernen Osten und gründeten die Stadt Kapstadt. Nachdem die Briten 1806 das Gebiet um das Kap der Guten Hoffnung erobert hatten, zogen viele der niederländischstämmigen Siedler (Afrikaner, damals auch "Buren" genannt) nach Norden und gründeten ihre eigenen Republiken, Transvaal und Oranje-Freistaat. In den 1820er Jahren begannen jahrzehntelange Kriege, als die Zulus ihr Gebiet aus dem heutigen Südosten Südafrikas ausdehnten und mit anderen indigenen Völkern und den expandierenden europäischen Siedlungen zusammenstießen.
Der Anglo-Zulu-Krieg (1879) führte dazu, dass das Gebiet des Zulu-Königreichs in das britische Empire eingegliedert wurde. In der Folge wurden die afrikanischen Republiken nach ihrer Niederlage im Zweiten Südafrikanischen Krieg (1899-1902) in das Britische Empire eingegliedert. Die Briten und die Afrikaner regierten jedoch ab 1910 gemeinsam unter der Union von Südafrika, die 1961 nach einem Referendum, das nur Weißen vorbehalten war, zur Republik wurde. Im Jahr 1948 wurde die Nationale Partei an die Macht gewählt und führte eine Politik der Apartheid ein, die als "getrennte Entwicklung" der Rassen bezeichnet wurde und die weiße Minderheit auf Kosten der schwarzen Mehrheit und anderer nicht-weißer Gruppen begünstigte.
Die ersten rassenübergreifenden Wahlen im Jahr 1994 nach dem Ende der Apartheid leiteten die Mehrheitsherrschaft unter einer ANC-geführten Regierung ein.
Landesfarben
Zwei gleich breite horizontale Bänder in Rot (oben) und Blau, die durch ein zentrales grünes Band getrennt sind, das sich in ein horizontales Y teilt, dessen Arme an den Ecken der Hissflagge enden; das Y umschließt ein schwarzes gleichschenkliges Dreieck, von dem die Arme durch schmale gelbe Bänder getrennt sind; die roten und blauen Bänder sind durch schmale weiße Streifen von dem grünen Band und seinen Armen getrennt; die Farben der Flagge haben keine offizielle Symbolik, aber das Y steht für die "Konvergenz verschiedener Elemente innerhalb der südafrikanischen Gesellschaft, die den Weg in die Zukunft in Einheit gehen"; Schwarz, Gelb und Grün finden sich auf der Flagge des Afrikanischen Nationalkongresses, während Rot, Weiß und Blau die Farben der Flaggen der Niederlande und des Vereinigten Königreichs sind, deren Siedler Südafrika während der Kolonialzeit beherrschten
Allgemein
- Lage: Südliches Afrika, an der Südspitze des afrikanischen Kontinents
- Name: Republic of South Africa
- früher: Union of South Africa
- Etymologie: selbstbeschreibender Name, der sich aus der Lage des Landes auf dem Kontinent ergibt; "Afrika" leitet sich von der römischen Bezeichnung für das Gebiet des heutigen Tunesiens "Africa terra" ab, was "Land der Afri" (des in diesem Gebiet ansässigen Stammes) bedeutete, sich aber schließlich auf den gesamten Kontinent ausweitete
- Fläche: insgesamt: 1.219.090 km², Land: 1.214.470 km²
- Einwohnerzahl: 57.516.665 (2022 geschätzt)
- Sprachen:
- isiZulu (Amtssprache)
- isiXhosa (Amtssprache)
- Afrikaans (Amtssprache)
- Sepedi (Amtssprache)
- Setswana (Amtssprache)
- Englisch (Amtssprache)
- Sesotho (Amtssprache)
- Xitsonga (Amtssprache)
- siSwati (Amtssprache)
- Tshivenda (Amtssprache)
- isiNdebele (Amtssprache)
- parlamentarische Republik
- Hauptstadt: Pretoria (administrative Hauptstadt); Kapstadt (legislative Hauptstadt); Bloemfontein (gerichtliche Hauptstadt), Geografische Koordinaten: 25 42 S, 28 13 E
- Zeitunterschied: UTC+2
- Unabhängigkeit:
- 31. Mai 1910 (Bildung der Union von Südafrika aus vier britischen Kolonien: Kapkolonie, Natal, Transvaal und Oranje-Freistaat)
- 22. August 1934 (Status of the Union Act)
- 31. Mai 1961 (Ausrufung der Republik)
- 27. April 1994 (Mehrheitsregierung)
- Nationaler Feiertag: Tag der Freiheit, 27. April (1994)
Politische Einteilung
Nach den Wahlen von 1994 wurde Südafrika in neun Provinzen eingeteilt: Sie umfassen
- das Westkap (Provinzhauptstadt: Kapstadt),
- das Ostkap (Bisho),
- das Nordkap (Kimberley),
- KwaZulu-Natal (Pietermaritzburg),
- Free State (Bloemfontein),
- North West Province (Mmabatho),
- Limpopo-Provinz (ehemals Northern Province) (Polokwane (ehemals Pietersburg)),
- Mpumalanga (Nelspruit) und
- Gauteng (Johannesburg).
Geographie
Die Republik Südafrika liegt an der Südspitze des afrikanischen Kontinents. Das Land wird im Osten vom Indischen Ozean, im Westen vom Atlantischen Ozean und im Norden von Namibia, Botswana, Simbabwe, Mosambik und Swasiland begrenzt. Lesotho wird von Südafrika eingeschlossen.
Drei geographische Regionen dominieren Südafrikas Landschaften: das Binnenhochland, die Bergketten und die Küstenregion. Das Binnenhochland ist durch eine weitgehend gleichbleibende Höhenlage gekennzeichnet und wird durch Gebirgsabbrüche (die Große Randstufe), die über die Ebenen (Veld) des Hochplateaus emporragen und unterschiedlich hoch und steil sind, von den anderen Landschaftsformen abgegrenzt.
Obwohl es zwei große Flusssysteme gibt, den Limpopo und den Oranje, ist die Oberfläche des Plateaus wasserarm. An der Küste gibt es sowohl Sandstrände als auch Felsenbuchten, das Hinterland ist mit Sträuchern bewachsen. Die Bergregion, die sich vom Kap der guten Hoffnung entlang der Küste bis zum Limpopo-Tal im Nordosten des Landes erstreckt, besteht aus den Drakensberg-, Nuweveldberg- und Strombergketten.
Religion
Christentum (68%), u. a. Afrikanische Kirche, Reformierte Niederländische Kirche, Anglikanische Kirche, Methodisten und Katholiken. Minderheiten von Juden, Muslimen, Hindus und Anhänger von Naturreligionen.
Zeitzeichen 1895
- Name: Südafrikanische Republik (Republik Südafrika, Transvaal, Transvaalstaat)
- Geogr. Position bei (S 22° 05' bis S 29° 30' | O 24° 45' bis O 32° 10'), (vergl. Position Leuchtturm von 1860)
Allgemein Geografie, Klima
Staat in Südafrika, Republik der Boers, seit 1884 amtlicher Name des früher Transvaal genannten Freistaates, begrenzt im Norden von Limpopo, im Osten von den Besitzungen von Portugal an der Baía-Delagoa, Swasiland u. Sululand, im Süden von der Kolonie Natal, Great Britain (Grossbritannien), u. Oranje Vrystaat (durch den Vaal getrennt), im Westen von den Bechuana u. anderen Kaffernstämmen, 294.320 qkm (Jeppe).
Das Gebiet ist zu 2/3 ein 1.500-2.000 m hohes Plateauland, auf dem sich vereinzelte Bergzüge erheben, im Norden die Zand- u. Hangklipberge (930 m), im Süden fällt der Witwatersrand (1200-1500 m) nach Norden zum Hoogeveld u. zum Thal des Vaal, nach Westen zu dem niedrigern Bosch- u. Sprinkbok-Veld ab, bewässert durch den Vaal (od. Likwa mit Mooi), dem Limpopo u. dessen rechten Nebenflüssen, u. den vielen Quell-Flüssen des Mamputu, Tembe u. Manhissa. Dort, wo der Witwatersrand u. die Magaliesberge nahe zusammentreten, fliessen die Wasser nach allen Richtungen ab, nach Norden u. Osten zum Limpopo (Marico, Krokodilfluss, Magalaqueen, Olifant River), zur Baía-Delagoa (Umkomans), zum Vaal, der auf den Drakenbergen entspringt, der Harts. Den Ostrand der Hochebene bilden die Fortsetzungen der Drakenberge (Spitzkop 2.220 m, Mauchspitze 2.660 m, Mangwela 1.370 m), welche steil gegen Osten in eine sandige Ebene abstürzen, aus der als Grenzscheide gegen portugiesisches Gebiet die von Norden nach Süden verlaufenden Libomboberge emporragen.
Das Klima ist überaus gesund u. angenehm; im Hochfeld sind die Tage im Winter zwar warm, nachts aber sinkt das Thermometer gewöhnlich unter den Gefrierpunkt, u. die Drakenberge sind häufig mit Schnee bedeckt, im Buschfeld aber sind die Winter milder. Auch im Osten von den Drakenbergen ist es wärmer; infolge der vom Indischen Ozean her wehenden Süd-Ost - Passate ist die Ostseite regenreich, während die im Westen liegenden Hochebenen arm an Regen sind. Die Regenzeit fällt in den Sommer, der vom September bis April dauert; dann fällt besonders in den gebirgigen Gegenden sehr viel Regen. In dieser Zeit herrschen im Buschfeld Fieber, während das Hochfeld eine der gesündesten Gegenden der Erde ist. Bloemfontain (1.370 m ü.d.M.) Jahres-Temp. 15°-16,2° C, Jan. 22,7°, Juli 7,8, mittleres Jahresextrem 34,5, -5,2°, Regenmenge 580 mm (Natal 1090 mm).
Bevölkerung
Die Volkszählung vom April 1890 ergab: 59.334 Eingeb., 45.059 andere Afrikaner, 14.334 Europäer, 451 aus anderen Erdteilen; Weisse insgesamt: 119.128; besteuerte schwarze Bevölkerung; Bevölkerung insgesamt: 6.779.200 Einwohner. Für 1895: Die Bevölkerung besteht zu 1/4 aus Weissen (226.028), der grösste Teil davon Boers (Buren), die Herren des Landes u. meist Grossgrundbesitzer, u. Afrikaner, im ganzen 150.308, ausserdem 41.275 Engländ. u. 34.445 andre Fremde (Deut., Niederl., Franz. etc.). Die starke Vermehrung der europäischen Bevölkerung in den letzten Jahren hat infolge der Entdeckung sehr reicher Goldfelder stattgefunden. Die Zahl der Kaffern, Basuto u. Betschuanen, der in einzelnen Familiengruppen verstreuten Barolong u. Batlapi im Westen von Knopneuzen im Limpopothal, von Baboka u. Sulu im Osten wurde 1895 auf 653.662 (131.539 Männer, 168.834 Frauen, 353.298 Kinder) berechnet. Die Eingeborenen werden von den Boers streng patriarchalisch regiert, haben keine politischen Rechte, dürfen weder Grundeigentum noch Bergbaugerechtsame erwerben u. sind meist als Knechte der Boers, Arbeiter in den Bergwerken etc. thätig.
Kultur, Religion, Bildung 1895
Für Schulen wurde bisher wenig gethan (bei dem isolierten Leben der Boers auf oft weit entlegenen Wohnplätzen ist dafür schwer zu sorgen), doch ist man in neuerer Zeit bemüht, Staats- u. Privatschulen einzurichten; in den allerdings nicht stark bevölkerten Städten finden sich förmliche Schulen. Namentlich arbeitet die evangelische Mission (Berliner, Hermannsburger, Engländer) daran. In Pretoria haben der katholische Bischof ein Seminar f. junge Mädchen u. eine Knabenschule, Nonnen ein höheres Institut errichtet.
Flora, Fauna, Bodenschätze
Der Untergrund der Republik besteht aus Granit u. kristallinischen Schiefern, an welche sich ältere Thonschiefer, Sandsteine u. Quarzite, ferner Konglomerate, Sandsteine u. Schiefer der zum Devon gerechneten Kapformation u. jüngere (wohl triadische) kohlenführende Schichten anschliessen. Sämtliche Ablagerungen werden von zahlreichen Eruptivgesteinen zumal aus der Gruppe der Diabase durchsetzt. Der Mineralreichtum des Landes ist sehr bedeutend; besonders verbreitet ist Gold, welches seit 1867 ausgebeutet wird u. in grössern Mengen namentlich auf den seit 1883 bearbeiteten Goldfeldern von De-Kaap (Barberton) u. Witwatersrand (Johannesburg) sowohl in Konglomeraten als in Quarzgängen eingesprengt sich findet. Der Boden ist reich an Kohle, Eisen, Kupfer, Blei, Zinn, Bleiglanz, Graphit, Gold, Diamanten, Nickel, Kobalt. Mit ihrer Tierwelt gehört die Südafrikanische Republik zur südafrikanischen Subregion der äthiopischen Region. Antilopen herrschen vor, Springböcke finden sich auf den grasreichen Hochebenen noch in Herden. Gnus, Zebras, Giraffen, Büffel, Elefanten u. Nashörner sind selten geworden, das Quagga fast ganz ausgestorben, ebenso Löwen, Leoparden u. Hyänen sowie Strausse. Krokodile hausen in den Flüssen; giftige Schlangen sind zahlreich, vielfach erschwert die Tsetsefliege die Viehzucht. Von Haustieren fanden die Europäer Rinder, Schafe mit Fettschwänzen, Ziegen u. Hunde vor, Pferde u. Merinoschafe wurden eingeführt. Das Land ist überaus fruchtbar, zum Teil noch mit Urwald aus Gelbholz u. Stinkholz bedeckt. Die Pflanzenwelt in den einzelnen Gebieten ist sehr verschieden. Die Hochfeldformationen charakterisieren sich namentlich durch weit ausgedehnte Grasebenen. Acacia-Arten (Acacia-robusta) vereinigen sich stellenweise zu kleinen Hochwäldern. Das Twagras (Arthratherum-brevifolium) ist charakteristisch für das Randgebiet gegen die Kalahariwüste u. gegen die im Süden liegenden Hochflächen. Im Osten treten auf der Hochebene zahlreiche Proteaceen auf, die sonst typische Formen der Kapflora bilden. Überhaupt ist die Ostküste pflanzenreicher, so dass, während an einigen Stellen des Gebietes nur europäische Cerealien gebaut werden, an andern Kaffee u. sonstige tropische Kulturpflanzen gedeihen.
Produkte, Handel
Die Industrie ist gleich Null; Hauptbeschäftigungen sind Ackerbau (Mais, Korn, Hirse, Getreide, Hülsenfrüchte, Durra, Gemüse, Melonen, Wein, Zuckerrohr, europ. Früchte, Orangen, Baumwolle, Zucker, Kaffee, vortrefflicher Tabak), noch mehr Tierzucht (umfasst Pferde u. Rinder, die aber schon von der Tsetsefliege zu leiden haben, Schafe, Ziegen, Strausse); sehr ergiebig ist auch die Jagd auf Antilopen, Gnus, Springböcke u. Strausse; seit den letzten Jahren Bergbau auf Gold, wovon 1895 f. 8.569.555 £ (Witwatersrand 7,69 Mill. £) gewonnen wurden, u. auf Kohle. Die reichsten Goldfelder liegen etwa 70 km von der St. Lydenburg. Die Ausfuhr an Gold betrug von 1871 bis Ende 1888 über die Cape Colony (Kapland) u. Natal 1.784.162 £ u. stieg bis 1895 auf 8.179.260 £, wovon 7.840.779 £ von Witwatersrand (1891: 2.901.470 £; 1892: 4.479.309 £; 1893: 5.472.997 £). Silbererze gewinnt man in der Nähe von Pretoria, Steinkohle bei Johannesburg. Ausserdem werden ausgebeutet Kupfer, Eisen, Blei, Nickel, Kobalt, Zinn, Diamanten, Graphit, Salz u.a.
Der Handel ist seit der Entdeckung der Goldfelder in schneller Zunahme; 1895 betrug die Einfuhr (alle europäischen Artikel) 9.816.304 £ (n.a.A. 5.371.701 £); Hauptausfuhrartikel sind: Gold, Wolle, Rinder, Getreide, Leder, Felle, Früchte, Tabak, Butter, Branntwein, Straussenfedern, Elfenbein. Der Handel geht hauptsächlich von Natal, u. der Baía Delagoa aus.
An Verkehrstrassen im Innern fehlt es noch. Eröffnet wurde 1893 die Linie Pretoria-Vaal (Anschluss nach Port-Elizabeth) u. 1895 Pretoria-Komati-Poort (Delagoa-Bahn), teilweise vollendet waren die Linien Pretoria-Charlestown (nach Durban) u. Nelspruit-Barberton (Abzweigung der Delagoa-Bahn). Der Eisenbahnbau macht in jüngster Zeit schnelle Fortschritte: Eisenbahnen waren 1894 im Betrieb 677 km (1896: 991 km), im Bau 629 km (1896: 760 km), projektiert 761 km (1896: 168 km). Eine 81,1 km lang. Trambahn führt von Krugersdorp am Witwatersrand über Bocksburg nach Springs zu den Goldfeldern. Alle diese Linien sind von der Niederländisch- Südafrikanischen Eisenbahn-Gesellschaft (Kapital 14 Mill. Gulden) unter staatlicher Zinsgarantie erbaut worden. Telegrafen-Linien Anfang 1894 im Betrieb 2.941 km. Eine Telegrafen-Linie läuft von Pretoria bis Standenton, ca. 175 km.
Regierungsform, Verwaltung
Der Staat steht unter einem wählbaren Präsidenten, dem Dept-Chefs zur Seite stehen. Die gesetzgebende Gewalt übt der Volksraad. Der Staat ist eingetheilt in die Distrikte Bloemhof, Ermelo, Heidelberg, Lichtenburg, Lijdenburg, Marico, Middelburg, Piet-Retief, Potchefstroom, Pretoria, Rustenburg, Standerton, Utrecht, Vrijheid, Wakkerstroom, Waterberg u. Zoutpansberg; Hauptstadt ist Pretoria. Die Einnahmen des Staates f. 1893 beliefen sich auf 1.702.684 £, die Ausgaben auf 1.302.054 £. Die öffentl. Schuld beträgt 9.458.966 £.
Militär
Die Südafrikan. Republik hat kein stehendes Heer; im Kriegsfalle werden sämtliche Bürger des Staates aufgeboten.
Geschichte
Die Südafrikanische Republik wurde gegründet durch niederländische Boers, welche englische Misswirtschaft aus der Cape Colony (Kapland) zunächst nach Natal u. dann von dort über die Drakenberge trieb, wo sie 1848 die Oranje Vrystaat u. die anfänglich getrennten, aber 1852 durch Pretorius zur Republik Transvaal vereinigten Freistaaten Potschefstroom, Zoutpansberg u. Lydenburg bildeten. Diese Republik wurde in demselben Jalare von England anerkannt.
Als aber das Transvaal mit Portugal in Unterhandlungen trat zum Zweck der Erbauung einer Eisenbahn nach der Baía-Delagoa, wodurch die Ausfuhr des Freistaates von Natal, über das sie den Weg nehmen musste, abgelenkt worden wäre, benutzte England, um sich das bedrohte Handelsmonopol zu sichern, einen f. die Finanzlage der Boers verderblichen Raubzug des Kaffernhäuptlings Sikukuni, um 1877 das Transvaal auf Grund einer Volksabstimmung, an der meist nur die englisch gesinnten St.-Bew. teilnahmen, als britische Kolonie durch ihren Kommissar Shepstone zu annektieren. Die Proteste der Boers blieben unbeachtet.
In dem nun folgenden Aufstand erlitten die Engländ. bei ihrem Versuch, in das Gebiet der Republik einzudringen bei Laings-Nek (24. Jan. 1881), am Ingogo (8. Feb.) u. am Majubaberg (27. Feb.) empfindliche Niederlagen, so dass England es vorzog, dem Lande durch den Vertrag von Pretoria vom 3. Aug. 1881 seine Unabhängigkeit in Bezug auf das innere Staatswesen wiederzugeben, wogegen England die Republik in allen auswärtigen Angelegenheiten vertreten sollte. Als 1881 im Bechuanaland aus den Landschenkungen der Häuptlinge, denen die Boers zum Siege verholfen hatten, die kleinen Freistaaten Stellaland u. Goosen sich bildeten u. 1884 die Häuptlinge sich unter das Protektorat von Transvaal stellten, erhob England Einspruch. Die Anerkennung u. Annexion jener Freistaaten durch Transvaal wurde zurückgenommen u. die Grenze zw. diesem u. dem nun von England annektierten Bechuanaland neu festgesetzt. Zugleich wurde am 27. Feb. 1884 ein neuer Vertrag geschlossen wonach Verträge, die die Republik mit auswärtigen Mächten oder Eingeborenen (ausgenommen mit dem Oranje Vrystaat) einzugehen beabsichtigt, der englischen Krone zur Genehmigung unterbreitet werden müssen.
Das hinderte die Südafrikanische Republik nicht, Unterhandlungen mit Portugal wegen der Delagoa-Bahn zu beginnen u. mit dem Deutschen Reich einen Handelsvertrag abzuschliessen. Als die Boers (Buren) aber 1884 die Nieuwe-Republiek gründeten, wodurch sie einen Weg zum Indischen Ozean gewinnen wollten, trat England ihnen entgegen u. nötigte sie, ihre Ansprüche auf die Meeresküste zurückzuziehen, der Rest der Nieuwe-Republiek wurde 1887 in die Südafrikanische Republik einverleibt.
Auch in Bezug auf die Erwerbung von Swasiland traten die Engländ. den Boers entgegen. Angehörige beider Nationen hatten sich in großer Zahl hier niedergelassen; die Boers waren aber thatsächlich zu Herren des Landes geworden, so dass England 1890 einer gemeinschaftlichen Oberherrschaft zustimmen musste, bis nach langen Verhandlungen der Vertrag vom 14. Feb. 1895 der Südafrikanischen Republik die Verwaltung des Landes übergab, aber ohne dass dieses einen integrierenden Teil derselben bildete. Zugleich verpflichtete sich die Regierung der Südafrikanischen Republik jede organisierte Auswanderung von Boers in das Gebiet der Englischen-Südafrikanischen Gesellschaft (Royal Chartered Company) zu verhindern. Der tatsächl. Leiter derselben aber, Cecil Rhodes, bereitete insgeheim im Einverständnis mit den führenden englischen Minenbesitzern in Johannesburg einen militärischen Einfall in die Südafrikanische Republik vor, der, wie man hoffte, zu deren Einverleibung in die britische Interessensphäre führen sollte.
Doch waren die Boers von diesem Vorhaben wohl unterrichtet, so dass, als der Vertrauensmann von Rhodes, Jameson, am 30. Dez. 1895 mit 1.200 Mann nebst Geschützen die Westgrenze überschritt, er von den vortrefflich postierten Boers am 1. Jan. 1896 bei Krügersdorp eingeschlossen u. zur unbedingten Übergabe gezwungen wurde. Die Hauppträdelsführer wurden gefangen, nach Pretoria gebracht, dort vor ein Kriegsgericht gestellt u. zum Teil, unter andern Jameson, England ausgeliefert, das sie sehr milde bestrafte, teils in Pretoria zum Tode verurteilt, vom Präsidenten Krüger aber zu Gefängnisstrafen begnadigt.
Die englische Presse u. das englische Publikum, das sich besonders wegen eines vom deutschen Kaiser an den Präsidenten Krüger abgesandten Beglückwünschungstelegramms Deutschland gegenüber sehr feindlich zeigte, begrüsste die Friedensbrecher als Helden, auch die Haltung des Kolonialministers Chamberlain war gegenüber der Südafrikanischen Republik offenbar feindlich, Cecil Rhodes, der geistige Urheber, wurde in England wie in Südafrika gefeiert. Erst Anfang 1897 leitete das Parlament eine Untersuchung der ganzen Angelegenheit ein, bei der Rhodes seine Täterschaft in vollstem Umfange zugab u. dabei nicht sowohl als Angeklagter, vielmehr als Ankläger der Südafrikanischen Republik sich gebärdete. Dem Verlangen der sehr zahlreichen englischen Einwanderer (uitlanders) auf eine staatsrechtlich gleiche Stellung mit den Inhabern des Landes, den Boers, konnte der Volksraad um so weniger beistimmen, als sehr viele dieser zum Teil sehr fragwürdigen Elemente ihren Aufenthalt in der Republik nur auf wenige Jahre nehmen.
Historische Literatur
- Jeppe: »Die Transvaal'sche Republik« (Gotha 1868)
- Weber E. von: »Vier Jahre in Afrika 1871-1875« (Leipzig 1878, 2 Bände)
- Nixon »Complete story of the Transvaal« (London 1885)
- Bellairs »The Transvaal war 1880-1881« (London 1885)
- Heitmann »Transvaal« (Leipzig 1888)
- Merensky »Erinnerungen aus dem Missionsleben in Südostafrika« (Bielefeld 1888)
- Alford »Geological features of the Transvaal« (London 1891)
- Distant »A naturalist in the Transvaal« (London 1892)
- Klössel »Die südafrikanischen Republiken« (2. Aufl., Leipzig 1890)
- Klössel »Verfassung u. Verwaltung der südafrikanischen Freistaaten« (Leipzig 1896)
- Fisher »The Transvaal and the Boers« (London 1896)
- Abraham »Die S. R.« (Berlin 1896)
- Hofmeyr »Die Buren u. Jamesons Einfall in Transvaal« (Bremen 1897)
- »Staats Almanak« (Pretoria).
- Karten:
- Lion Cachet, Kaart van Zuid-Afrika, 1:300000 (Amsterdam 1883)
- Raddatz »The Transvaal and Swaziland gold fields« 1: 500000 (London 1886)
- Jeppe »Map of the Transvaal« 1:1000000 (Pretoria 1889, 4 Bl.)
- Schmeisser »Über Vorkommen u. Gewinnung der nutzbaren Mineralien in Transvaal«, 2. Aufl. (Berlin 1895)
- Hamond »The gold mines of the Rand« (London 1895)
- Goldmann u. Kitchin »South African mines« (Johannesburg 1895, 3 Bände)
- de-Launay »Les mines d'or du Transvaal« (Paris 1896).
Quellen
Siehe auch
- Artikel Blick über den Zaun: Südafrika – Familienforschung am Kap im Newsletter Computergenealogie 02/2007
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Weitere Webseiten
Quellen
[The World Factbook 2021] Washington, DC: Central Intelligence Agency, 2021.
Daten aus dem Geschichtlichen Ortsverzeichnis
Request failed!
Staaten in Afrika | |
Nordafrika: Ägypten |
Algerien |
Libyen |
Marokko |
Sudan |
Tunesien |