Portal:Memelland/Mitarbeiter/In Memoriam Viktor Kittel

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Viktor Kittel



Viktor Kittel als Forstanwärter, 1940


Einige Lebensstationen

  • Am 21. März 1923 in Memel-Schmelz geboren
    Geburtsanzeige der Eltern
    Herbert und Anna Kittel im Memeler Dampfboot
  • Nach der Volksschule ab 1933 Besuch der Altstädtischen Knaben-Mittelschule, 1939 Mittlere Reife
  • Seit 1937 leidenschaftlicher Segelflieger
  • Ab 1. April 1941 Anstellung als Forstanwärter
  • Nov. 1941 Einberufung zur Luftwaffe
  • 24.12.1946 heiratet er seine Jugendliebe die Memelerin Edith Kurschus. Beide haben eine Tochter, einen Sohn, 5 Enkel und 1 Urenkel.
  • 1948 Anstellung bei der Bahn



  • Seit 10. Juli 2003 war Viktor aktives Mitglied der Yahoogruppe Memelland. Keiner kannte sich in Memel so gut aus wie Viktor. Immer war er da und stand uns mit Rat und Tat zur Seite. Man konnte spüren wie sehr ihm das Memelland und die Erinnerungsarbeit am Herzen lagen. Siehe auch Portal:Memelland/Mitarbeiter#Viktor_Kittel


  • Am 17.10.2014 starb Viktor im Alter von 91 Jahren.


Viktor in der Försterei Tulpeningken

Von Viktor Kittel
Ich begann meine zweijährige praktische Ausbildung zum Revierförster als Forstanwärter in der, wie es damals hieß, mittleren gehobenen Beamtenlaufbahn am 1. April 1940 in der Revierförsterei Tulpeningen, Krs. Schloßberg (früher Pillkallen). Diese relativ kurze Zeit als junger Forstbeamter ist eine der schönsten meines Lebens gewesen.

Die Revierförsterei Tulpeningen lag sehr einsam. Es gab keinen elektrischen Strom und als Telefon gab es nur einen Kurbelinduktionsapparat, mit dem man sich zwischen den Revierförstereien mit unterschiedlichen Zeichen verständigen konnte. Das zur Revierförsterei gehörende Dienstgebäude war teilweise mit Holz verkleidet. Die Fenster der Vorderfront schauten über einen sorgsam gepflegten Garten hinaus auf das zur Försterei gehörende Dienstland – das waren 80 Morgen Landwirtschaft. Auf dieser Seite war die Luft angefüllt mit angenehmen und würzigen Gerüchen des Gemüses und der Gewürze, die sich mit dem Duft eines ganzen Meeres von Sommerblumen mischten.

In das gemütliche und wohnliche Hausinnere gelangte man durch eine hochgelegene Holzveranda. Mittelpunkt des beruflichen Lebens, aber auch der Männerrunden beim Skat, war das Arbeitszimmer des Revierförsters. Die Wände zierten Bilder mit Jagdmotiven, Geweihe von kapitalen Hirschen, Rehgehörne und ein großer ausgestopfter Auerhahn.

Forstamt Memelwalde (bis 1938 Neu Lubönen)

Ein imposanter Bücherschrank, der auserlesene Werke der Jagdliteratur barg, ein eichener Holztisch, dahinter das Ledersofa, ein Ledersessel, ein Schreibtisch mit prächtigem Schnitzwerk und einige hochlehnige Stühle bildeten die Einrichtung. Von der Decke hing ein mehrflammiger Kronleuchter, aus starken, dekorativen Hirschstangen hergestellt.

In der „guten Stube“, die vom Arbeitszimmer durch eine Glasdoppeltür getrennt war, saßen immer die Damen der Herren, die mit dem Revierförster Skat spielten, und vertrieben sich die Abende mit Gesellschaftsspielen. Außerdem führten je eine einfache Tür in die große Wohnstube, in der auch die Mahlzeiten eingenommen wurden, und zum Flur hinaus – dort gingen die Grünröcke ein und aus, die Jagdgäste, hohe Regierungsbeamte, Vorgesetzte vom Regierungsforstamt Gumbinnen oder Jagdfreunde des Revierförsters. Sie waren immer etwas Besonderes, diese Besuche. Sie füllten das Haus mit Spannung und Neugier, die Stuben und Flure mit den Stimmen fröhlicher Männer.

Im Sommer 1941, nach dem Beginn des Krieges mit Russland, verließ ich die Revierförsterei, um die Ausbildung im Forstamt Memelwalde (früher Neu-Lubönen) fortzusetzen. Auch sollte ich vorerst vom Kriegsdienst zurückgestellt werden. Ich meinte damals aber, wenn ich nicht bald eingezogen werde, käme ich für jede Kriegshandlung zu spät und so hatte ich mich schon 1940 heimlich freiwillig zur Luftwaffe gemeldet. Als ich dann meine Einberufung zum 16. November 1941 meinem Forstmeister vorlegte, tobte er natürlich fürchterlich. Er hielt mir vor, daß man mich freigestellt hätte, weil kaum Forstpersonal vorhanden sei, und außerdem wüsste ich doch, daß ich als Forstanwärter nur zur Infanterie und zwar zu den „Ortelsburger Jägern“ gehen dürfte. Er drohte mir an, daß das noch ein Nachspiel für mich haben würde.

Altstädtische Knabenschule in der Thomasstraße mit Anbau. Diese Schule besuchte Viktor ab 1933.

Viktors Leben im Memelland in seinen Veröffentlichungen im Memeler Dampfboot



  • "Erinnerungen an Gestern - Eine Familienchronik aus Memel"
MD v. 20.09.2011 S.140
MD v. 20.10.2011 S.158-159
MD v. 20.12.2011 S.182-183
MD v. 20.01.2012 S.6-7
MD v. 20.02.2012 S.24-25
MD v. 20.03.2012 S.40-41
MD v. 20.04.2012 S.56-57
MD v. 20.05.2012 S.72-73
MD v. 20.06.2012 S.88-89
MD v. 20.07.2012 S.104-105
letzter Teil MD v. 20.08.2012 S.120-121
  • "Immer im Dienste der Heimat - Viktor Kittel wird neunzig" MD Nr.2 - Februar 2013, Seite 30


Viktors Artikel in GenWiki


Viktors Veröffentlichungen

  • "Unser Weg" - Familienchronik
  • Chronik der Altstädtischen Knaben-Mittelschule



Viktor beim Willkischker Treffen in Schwerin 2005 (Fotos und Zeilen von Werner Boes)

Viktor beim Willkischker Treffen in Schwerin
Werner Boes, Hans Friederici, Viktor Kittel und Herbert Meyer beim Willkischker Treffen in Schwerin


Viktor Kittel scheute keine Reise, kein Weg war ihm von seinem Wohnort auf Sylt aus zu weit um zu helfen. Er bereiste gleich nach der Wende Städte in den neuen Bundesländern, um bei der Gründung von Memelland Heimatgruppen zu beraten. So hatte er auch in Schwerin eine starke Gemeinschaft mit aufgebaut. Darin war auch der bekannte Bildhauer Ingo Kallweit.

Für die im Wiederaufbau befindliche Kirche in Willkischken wurde auch die Frage nach einem Taufbecken gestellt. Viktor half, hatte er doch inzwischen einen so guten freundschaftlichen Kontakt zu Ingo Kallweit, und da dieser auch noch im Kirchspiel Willkischken geboren war, schuf dieser im Jahre 2005 aus einem Baumstamm das Taufbecken und spendete es.

Taufbecken aus dem Jahre 2005 der Willkischker Kirche


Bevor dieses nun die Reise nach Willkischken antreten konnte, ließ Viktor es sich nicht nehmen nach Schwerin zu kommen um mit uns Willkischker das fertige Werk zu bestaunen und zu feiern.



Viktor 2005 in Memel (Fotos von und mit Egidijus Baranauskas)

Viktor Memel 2009 2.jpg
Viktor Memel 2009 1.jpg


Bilder von der Übergabe des Memellandarchivs 2011 (Fotos und Zeilen von Hansas Petereit aus Alk)


Viktor Kittel und Aldona Karpaviciute aus Memel (Mitglied im Chor und im Verein der Deutschen in Memel)

Obwohl ich Viktor nur flüchtig kannte, tut es mir weh, dass er von uns gegangen ist. Das letzte Mal trafen wir uns in Klaipeda bei der Übergabe des Archivs dabei habe ich auch ein paar Fotos gemacht. In der Mitte ist Herbert Jaksteit. Er ist in Mestellen geboren, jetzt Pastor in Köln-Höhenhaus, er kommt auch öfters uns besuchen dabei hält er in der Mesteller Babtisten-Kapelle den Gottesdienst ab.

Eugenijus Macius (Fotograf, er macht von allen Veranstaltungen in der Simonaitytes Bibliothek Bilder), Herbert Jaksteit und Viktor Kittel


2012 zu Besuch in Bayern

Dieses Foto ist wenige Monate nach der Eisernen Hochzeit des Ehepaars Kittel aufgenommen.

Edith und Viktor Kittel beim Treffen mit Karin Robl im Mai 2012


Viktors Besuch 2013 beim Treffen der Memelländer in Düsseldorf (Bilder von Ewald Rugullis)

Dr. Wolfgang Lessau (gebürtig in Memel) und Viktor
Viktor in Aktion


In Gedenken an Viktor

Eure Einträge sind hier herzlich willkommen!

18.10.2014 - 21:10 Uhr

Lieber Viktor,

du wirst uns sehr sehr fehlen. Dir lag das Memelland wirklich am Herzen. Du hast es trotz deines Alters gewagt, in unserer Memellandgruppe im Internet mitzumischen und es ist dir gut gelungen, auch einen Artikel in Genwiki zu erstellen. Ich habe dich immer für deine Tatkraft und deine so spürbare Liebe zum Memelland bewundert. Obwohl wir es nicht immer nur leicht miteinander hatten, so war unsere Beziehung doch stets von gegenseitigem Respekt und Anerkennung getragen.

In tiefer Trauer
Karin

18.10.2014 - 21:34

Lieber Viktor -

vor nicht allzu langer Zeit hast vor allem Du es gewagt, den Sprung vom Papier ins Internet zu wagen und die Memelländer dort mitgezogen. Deine Öffnung ins Digitale ist so gut bei allen angekommen, so dass ich weiß, dass es Dein Verdienst war. Danke, dass Du mich damals dazu überredet hattest. Es war sehr schön, Dich einige Male zu treffen, auszutauschen und einfach eine schöne Zeit gehabt zu haben. Wie vielen wirst Du nun fehlen? Ich hoffe, Deine Schriften werden noch viel gelesen und wecken weiterhin das Interesse an die alte Heimat. Ich hoffe, ich werde im hohen Alter so flexibel sein können wie Du - das soll mir ein Vorbild sein.

Ich werde an Dich denken, wann immer ich in Klaipeda | Memel bin.
Peter

19.10.2014 – 08:21

Ach Viktor,

ein Memelländer war ich nicht!
Erst Deine Hände führten mich in die für mich fast unbekannte Welt meiner Vorfahren. Sie erklärten mir die Lebensumstände im Memelland und ich verstand. Oft haben wir gemeinsam an Texten und Geschichtchen gefeilt, sie reif gemacht und ins Portal Memelland gestellt. Durch Dich habe ich Memel nacherleben dürfen. Straßen, Häuser, Geschäfte und Einwohner hast Du wie ein Bürgermeister gekannt.
Durch Dich habe ich viel gelernt. Ich danke Dir für die gemeinsame Zeit. Diese Hände ruhen nun in Ewigkeit.
Ein Memelländer bin ich durch Dich geworden!
Ein letzter Gruß an Dich,
Holger

19.10.2014 - 13:10

Lieber Viktor,

es ist mir schwer zu begreifen, dich nie mehr um Rat fragen zu können. So oft hast du mir sachverständig geholfen - da fällt mir ganz Vieles ein...
Danke, dass du für uns Memelland-GenWikis da warst und dich weitsichtig auf unsere Arbeit im Internet eingelassen und dabei deine wertvollen Spuren hinterlassen hast.
Ich habe dich und deine Hingabe zum Memelland hoch geschätzt. Du wirst uns sehr fehlen.

Wo immer du auch nun bist - herzlich stille Grüße von Marieta

19.10.2014 - 21:25

Das schönste Denkmal, das ein Mensch bekommen kann, steht im Herzen seiner Mitmenschen. (Albert Schweitzer)

Lieber Viktor,

Dein unermüdliches Engagement für Deine geliebte Heimat, Dein enormes Wissen und Erinnern, Deine Offenheit und Warmherzigkeit, das habe ich so sehr an Dir geschätzt. Du hattest immer ein offenes Ohr für mich, für uns.

Du wirst uns sehr fehlen.
Erika