Portal:Memelland/Gedichte

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Postkarte mit Nordostpreußenkarte und Ansicht der Friedrich-Wilhelm-Straße in Memel
Memelland

     G e d i c h t e

Ännchen-von-Tharau-Brunnen auf dem Theaterplatz in Memel Ansicht der Kirche in Heydekrug




Kudnig, Fritz: Blick auf Memel

Memel - Sonnenuntergang über der Nehrung (Jens)
Memel - Autoverladung (Jens)



Blick auf Memel



Die Wolken, abendrot-umsprüht,
beglückt vom Himmel schauen,
wie licht ihr Spiegelbild erglüht
im Haff, dem dunkelblauen.
Kaum, dass die Wasserflut sich regt,
wenn sie ein Windhauch küßte.
Ein Segel schimmert, unbewegt,
wie wenn's den Weg nicht wüßte.
Versonnen steigt die Nacht herauf,
Goldsterne im Gewande.
Nun glühn in hundert Hütten auf
die Lichter rings im Lande.


Fritz Kudnig    (Leben und Werk)


Boese-Baum, Jenny: Memel-Stadt

Memel - Blick auf Stadt und Hafen (Jens)


Meine Stadt, meine Stadt!
Wie steht dir das Blau -
Wenn das Himmelskleid leuchtet um dich her,
Und der Frühling lockt deine Schiffe zum Meer,
Wie steht dir das Blau.-


Meine Stadt, meine Stadt!
Wie steht dir das Grün -
Wenn deine Felder um dich reifen,
Und deine Augen das Sommerglück streifen,
Wie steht dir das Grün. -


Meine Stadt, meine Stadt!
Wie steht Dir das Rot -
Wenn Sturmsonnen dir die Wälder färben
Und Turmlichter wachen über Tod und Verderben,
Wie steht dir das Rot -


Meine Stadt, meine Stadt!
Wie steht dir das Weiß. -
Wenn der Winter dich hüllt in seine Gewalten
Und du kannst dir dein inneres Leben gestalten,
Wie steht dir das Weiß. -


Meine Stadt, meine Stadt!
So voll Farben und Licht -
Ein Regenbogen wird über dir stehen,
Und Gewitter müssen grollend vergehen -
Verzage nicht!


Jenny Boese-Baum (in "All-Ich", Johannes Baum Verlag, Pfullingen in Württ.)



Boese, Willy: Memeler Leuchtturm

Der rote Leuchtturm von Memel (bei Strandvilla zwischen Bommelsvitte und Mellneraggen)
Der rote Leuchtturm von Memel


Du alter, roter, schmuckloser Turm
an der Ostsee,
umbraust von Wetter und Sturm.
Du rufst nicht
durch Glocken zum Sonntagsgebet,
aber täglich wirkst du,
bevor es zu spät.
Wenn der Schiffer kämpft,
mit der Finsternis Macht,
dann leuchtet dein Licht
durch die dunkele Nacht.
Nur wer hier geboren und wer hier gelebt,
er oft für die Seinen hier oben gebebt,
nur wem ein Lied davon wurde gesungen,
was du dem Tode schon abgerungen,
wer erkannt hat,
wie schwach doch der Erdenwurm,
der weiß dich zu schätzen,
du wackerer Turm.


Willy Boese (gest. 1917)



Rohde-Haupt, Gerda: Ruhebaum

Überschwemmung der Memelwiesen nahe Augstumal Moor, März 2008 (Bild: Helli Aumann)


Ein Innehalten
unterm Ruhebaum,
wenn längst Gewesenes
noch einmal stillesteht,
wenn Sonnentöne
friedvoll verschweben...


Ein Ineinanderfühlen
mit Wolken-Flügeln,
Hineingezogenwerden
in die Spur des Lichts...


Ein Weiterwachsen,
sich ganz selbst Hingeben,
im Seelengrunde
tief im Heimat-See...


Ein Zueinanderfinden
in Naturgefühlen,
wenn aus dem Ruhebaume
Gottes Stimme spricht...


Gerda Rohde-Haupt



Kuding, Fritz: Abend am Meer


Der Horizont erglomm in düstrer Glut.
Das Meer war aufgewühlt und rot wie Blut.
Ein schmaler Baum nur leuchtet demanten.


Die steile Wolkenwand stand so erstarrt
wie Einer, der auf etwas Böses harrt.
Die Wogen ruhelos den Strand berannten.


Ein Unheil schien ganz nahe schon, zu drohn.
Doch bald zog eine ganze Legion
von Sternen auf, die hell verheissend brannten.


Und vordem so dämonenschwangre Welt
war wie vom tiefsten Innern her erhellt,
verzaubert von des Himmels Lichtgesandten.


Fritz Kuding (Leben und Werk)



Duwe, Gert: Dange


In Memel an der Dange (Walter)
Ein kleines Flüßchen, ganz unbekannt,
In meiner Heimat, im Memelland -
Es ist nicht bekannt wie Elbe und Rhein,
Dange, ganz einfach der Name sein.


Es wird nicht in schönen Liedern besungen.
Sein Lauf ist nur kurz, sein Ruf schnell verklungen.
Ganz still und leise sein Lied erklingt,
bescheiden plätschernd und doch beschwingt.


Doch mir bist du mehr als Elbe und Rhein,
Du kleines Flüßchen, ich denke dein.
Du bist meine Heimat, mein Stolz mein Glück
Und immer denk' ich an dich zurück.


Gert Duwe



?: Ännchen von Tharau


Ännchen von Tharau in Memel (Walter)
Ännchen von Tharau ist's, die mir gefällt,
Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld.


Ännchen von Tharau hat wieder ihr Herz
Auf mich gerichtet in Lieb und in Schmerz.


Ännchen von Tharau, mein Reichthum, mein Gut,
Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut!


Käm alles Wetter gleich auf uns zu schlahn,
Wir sind gesinnet bei einander zu stahn.


Krankheit, Verfolgung, Betrübnis und Pein
Soll unsrer Liebe Verknotigung sein.


Recht als ein Palmenbaum über sich steigt,
Je mehr ihn Hagel und Regen anficht;


So wird die Lieb' in uns mächtig und groß
Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth.


Würdest du gleich einmal von mir getrennt,
Lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt;


Ännchen von Tharau in Memel (Walter)
Ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer,
Durch Eis, durch Kerker, durch feindliches Heer.


Ännchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn,
Mein Leben schließ' ich um deines herum.


Was ich gebiete, wird von dir getan,
Was ich verbiete, das lässt du mir stahn.


Was hat die Liebe doch für ein Bestand,
Wo nicht ein Herz ist, ein Mund, eine Hand?


Wo man sich peiniget, zanket und schlägt,
Und gleich den Hunden und Katzen begeht.


Ännchen von Tharau, das wolln wir nicht tun;
Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn.


Was ich begehre, begehrst du auch,
Ich lass den Rock dir, du lässt mir den Brauch.


Dies ist dem Ännchen die süßeste Ruh',
Ein Leb' und Seele wird aus Ich und Du.


Dies macht das Leben zum himmlischen Reich,
Durch Zanken wird es der Hölle gleich.


Verfasser unbekannt, weitere Informationen



Herbst, Gabriele: An der Memel


Die Memel
Liebe Mutter Strom,
mit jedem Windhauch atmest Du
leichte Wellen an den Strand,
und auf winz’ge Kämme glitzt
die Sonne gleißenden Kristall.


Liebe Mutter Strom,
in Deinem hastigen Voran
brichst Du verzerrte Himmel,
und Deine weite Majestät
schafft trügliche Behaglichkeit.


Liebe Mutter Strom,
verweil Du nicht
auf Deinem Weg von weit nach fern.
Streif mich nur im Vorüberziehen.
Streif mich mit Deiner Woge aus Gelassenheit.


Gabriele Herbst (Enkelin von Paul Tiedtke)



Herbst, Gabriele: Wischwill


Forstamt von Wischwill
Laba diena - Guten Tag!
Fröhlich grüßt’ das Kinderwort,
als ich zuerst das Dorf betrat,
der Mutter Heimatort.


Fremde Sprachenmelodie
hält Willkommen heut’ bereit,
denn Willkommen bieten sie
rückhaltslos, nach all der Zeit.


Wissenwollen trieb mich her,
nicht Heimweh und Erinnerung,
doch alte Freunde mehr und mehr
werden im Anschaun wieder jung.


Dorf vor dem Wald, Dorf nah dem Strom,
so friedlich eingeschlossen,
dein Wald ein unermesslich’ Dom,
dein Strom wie Silberband gegossen.


Durch Memelwiesen, tief und weit
die alte Pflasterstraße;
bleibt auf ihr nicht doch stehn die Zeit
und misst nach eig’nem Maße?


Gemächlich wandre ich dahin
und sage so im Gehn,
da immer freier wird mein Sinn,
ganz leise: Es ist schön!


Dies Stückchen Erde trägt zur Ruh’
Hass, Neid und Herzensgier.
Ja, ich bin ich, und du bist du,
doch plötzlich heißt es: Wir.


Ein Gast in fremdem Heimatland,
sag ich, wenn ich nun geh’,
da ich hier neue Freunde fand:
Auf Wiedersehn - Sudiē
Gabriele Herbst (Enkelin von Paul Tiedtke)



Gedichte im Memeler Dampfboot

  • Niddener Leuchtturm, Aug. 1975
  • Wanderglück von Fritz Kudnig, Okt. 1975


Externe Gedichte-Links