Oberhof (Kr.Memel)
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Oberhof ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Oberhof. |
Hierarchie
Regional > Litauen > Oberhof (Kr.Memel)
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Memel > Oberhof (Kr.Memel)
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Einleitung
Oberhof (Kr.Memel), Kreis Memel, Ostpreußen
- Weitere Informationen siehe unten in den Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1540 Claus Plutz[1]
- Clauß Plutzen[2]
- 1736 Plutzen Clauß oder Plutzen Klaus oder Pluzen, Plutzen
- Pluzen Claus[3]
- 1873 Plutzen Claus, lit. Aukstkiemiai[4]
- Lit. Namen: Plūciai[5], Pluciai, Aukštkiemiai[6]
Allgemeine Information
- Sehr großer Hof, 6 km nordöstlich von Memel, gegründet 1640[7]
- Der dem Gutsbesitzer Hermann Frentzel-Beyme zugehörigen Besitzung im Dorf Plutzen Claus ist der Name Oberhof beigelegt
1873 (Amtsbl. pg 53)[8]
Politische Einteilung
Oberhof (Kr.Memel) war 1785 Kgl. Bauerdorf, 1916 Landgemeinde (Gut)[9]
Landgemeinde - Plutzen Claus (1874), Plutzen Klaus (1888), Oberhof (1907)
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Oberhof (Kr.Memel) gehörte 1888 und 1912 zum Kirchspiel Memel Land.
Katholische Kirche
Oberhof (Kr.Memel) gehörte 1888 und 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.
Standesamt
Oberhof (Kr.Memel) gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Truschellen.
Bewohner
Geschichte
- 1873 Mitteilung im Amtsblatt: Der dem Gutsbesitzer Hermann Frentzel-Beyme[1] gehörigen Besitzung im Dorfe Plutzen Claus ist der Name Oberhof beigelegt.[10]
- 1917: Gutsbesitzer Leo Hölger verkauft sein seit 1912 besessenes Gut Oberhof an Gutsbesitzer Kurt Ogilvie in Clemmenhof.[11]
Das Gut Oberhof
Auszug aus der Familienchronik von Max Michalik[2], zur Verfügung gestellt von Herrn Johannes Frentzel-Beyme:
Großonkel Hermann hatte das Gut Oberhof im Kreise Memel, das etwa 700 Morgen groß war. Er war unverheiratet, aber sein Haus erfreute sich eines regen Familien-Verkehrs. Er war ein sehr tüchtiger und solider Landwirt, der auch ein guter Ratgeber darin war. Ebenso umgänglich als Gesellschafter und gemütlich, auch gemütvoll, war er aber gleicherweise geschätzt und hochgeachtet bei seinen Leuten, weil er ihnen, wie besonders seinen Inspektoren, immer mit Achtung begegnete. Er war ein großer Gartenfreund, wie sein Schwager, mein Großvater Michalik in Bachmann.
Im Park des Oberhöfer Gartens befand sich eine Höhe, ob eine alte Schwedenschanze oder ein künstlich angelegter Kegel, weiß ich nicht mehr. Von dieser Höhe hatte man eine weite Aussicht. Sie war aber zu einem sogenannten Labyrinth gestaltet, mit Irrgängen durch Tannenhecken, Gängen, die sich abzweigten, versehen, so daß wir Kinder viel Freude am Verstecken und zugleich Zurechtfinden daran hatten. Inzwischen hatten die Erwachsenen ihre Ruhe. Das für einen Junggesellen geräumige Haus mit seinen vielen Gesellschaftszimmern erleichterte dann wiederum die Teilungen zwischen den verschiedenen Gruppen uns Spiel-Partien.
Das beigefügte Bild stellt das Oberhöfer Haus von der Anfahrtsseite her gesehen dar, als gerade der alte Bernhard mit dem Schimmel-Fuhrwerk von Landrats (Anm.: gemeint ist Landrat Heinrich Cranz [3]) vorfährt.
Großonkel Hermanm, welcher von großer Ruhe war, erreichte trotz seiner Zuckerkrankheit ein Alter von 72 Jahren.
Das Gräberfeld von Oberhof
- Auszug aus den Schriften der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg in Preussen, 1888
- Bericht der Sitzung vom 3. Mai 1888
Herr Dr. Otto Tischler[12] berichtete über die im Jahr 1887 angestellten archäologischen Untersuchungen und über neue Funde, die ins Provinzial-Museum gelangt sind. Von Herrn Landrat Cranz wurde geschenkt ein Bronzecelt von Lindenhof, Kreis Memel; von Frau Gutsbesitzer Krauss-Gaussen ein Bronze-Armring der jüngsten heidnischen Zeit. Die wichtigste und erfolgreichste Unternehmung war die vom Vortragenden während fast 5 Wochen unternommene systematische Ausgrabung des Gräberfeldes von Oberhof, Kreis Memel, wobei ca. 150 Gräber aufgedeckt wurden. Der Vortragende hatte hier bereits im Juli 1886 eine Woche gegraben und in der Sitzung vom 2.Dezember 1886 über die prachtvolle hier gefundene Emaille-Scheibe gesprochen. Herr William Frentzel-Beyme hatte seine früher hier gemachten Funde gütigst dem Provinzial-Museum zum Geschenk gemacht. Die Untersuchung wurde nun in größerem Maße mit 6 bis schließlich 10 Arbeitern fortgesetzt und hatte der Vortragende sich der gütigen Erlaubnis des Besitzers, Herrn Gutsbesitzer Frentzel-Beyme auf Oberhof und seiner gastfreundlichen Unterstützung zu erfreuen.
Das Gräberfeld bei Oberhof/Kreis Memel
Das Gräberfeld befand sich auf einem von sanften Terrainwellen durchzogenen Acker, westlich des Gusthofes Oberhof (auf der Generalstabskarte noch mit dem alten Namen Plutzen Claus bezeichnet) zwischen 2 Wegen, deren westlicher von Tauerlauken nach Ekitten führt. Die genaue Ausdehnung ist noch nicht festgestellt: die am weitesten auseinander liegenden Stellen waren 180m von einander entfernt, so dass zum mindestens 10-12 Morgen von Gräben bedeckt sein können, wovon erst 1 Morgen systematisch untersucht ist. Es wurden zunächst kleinere zusammenhängende Gebiete an verschiedenen Stellen dieser Fläche vollständig durchgegraben und so genau aufgemessen, dass sie später wieder aufgefunden werden können. Die Untersuchung musste vorsichtig geführt werden, auch galt es die Arbeiter erst anzulernen. Die Fläche wurde in ein quadratisches Netz von je 10m Seitenlänge abgesteckt, jede Sektion wurde dann bearbeitet. Die oberste Schicht Ackererde wurde abgetragen, dann Quergräben gezogen, manche bis 1,3 m tief. Nach Abnahme der Ackerkrume traten die Steinlagen zutage. Es traten auf dem Feld Funde aus 2 ganz verschiedenen Perioden auf.
Die älteren Gräber zeigten ein Netz von Steinringen auf oder Zellen mit unausgefüllter Mitte. Die Gräber selbst waren mitunter in der Tiefe durch eine schwarze mulmige Schicht bezeichnet, ein vermodertes Brett, auf welches man die Leiche gelegt hatte. Auf ihrem Boden fanden sich oft die Beigaben, oft aber auch nicht, während die prachtvollsten Sachen mehrfach im gelben Sand gefunden wurden. Ascheschichten, welche jedenfalls mit der Begräbniszeremonie in Verbindung standen, waren aber kein Zeichen von Leichenbrand, denn bei allen älteren Gräbern fand sich nur Skelettbestattung.
Dieses Gräberfeld wurde von 1886 bis 1888 von Otto Tischler freigelegt, ca. 1895 gab es noch weitere Grabungen. Es umfasste eine Fläche von über 4000 qm, worauf man etwa 450 Gräber gefunden hat. Sie stammten aus der Zeit 300 n.Chr. bis 1200 n.Chr. Die gefundenen Objekte kamen zunächst in die Sammlung der Physikalisch-Ökonomischen Gesellschaft nach Königsberg, später in das dortige Prussia-Museum. Nach dem 2. Weltkrieg galt die Sammlung zunächst als verschollen.[4] Nach 1990 kommt der grösste Teil der Sammlung nach Berlin in das Museum für Vor- und Frühgeschichte.
Die Grabbeigaben waren ausgesprochen vielfältig und unterschiedlich. So fand man z.B. 200 Münzen aus der römischen Kaiserzeit, aber auch Gewandfibeln, Armreifen, Äxte, Sicheln und vieles mehr aus unterschiedlichen Jahrhunderten und Kulturen. Hier gibt es eine ausführliche Beschreibung der Funde:[5]
Verschiedenes
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Quellen
- ↑ Diehlmann, Hans Heinz: Die Türkensteuer im Herzogtum Preußen 1540, Band 2, Memel - Tilsit, Sonderschrift Nr. 88/2 des VFFOW, Hamburg 2006
- ↑ Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
- ↑ Schroetterkarte (1796-1802), Maßstab 1:50000
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
- ↑ Johannes Sembritzki, Geschichte des Kreises Memel, Memel, 1918
- ↑ Sembritzki, Johannes: Geschichte des Kreises Memel, 1918
- ↑ Sembritzki, Johannes: Geschichte des Kreises Memel, 1918
- ↑ Artikel Otto Tischler. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.