Mennoniten

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mennoniten

Die Mennoniten sind eine evangelische Freikirche.

Täufer

Die Mennoniten gehen zurück auf die Täuferbewegung der Reformationszeit. Bereits im Januar 1525 bildete sich in Zürich in der Schweiz die erste Täufergemeinde. Den Täufern ging der von Zwingli begonnene Reformprozess in einigen Punkten nicht weit genug. Sie forderten unter anderem die Trennung von Staat und Kirche und lehnten die Kindertaufe ab. Da sich viele Täufer nun als Erwachsene ein zweites Mal taufen ließen, bezeichnete man sie polemisch als Wiedertäufer. Die Täuferbewegung war zum Teil grausamen Verfolgungen ausgesetzt. Das Wiedertäufermandat des Reichstages von Speyer von 1529 verbot die Wiedertaufe mit dem Tod. Viele starben auf Scheiterhaufen. Trotzdessen breitete sich die Täuferbewegung in der Schweiz und in den angrenzenden Regionen aus. Über den Rhein erreichten die Ideen der Täufer auch Norddeutschland und die Niederlande, wo sich ihnen 1536 der ehemalige katholische Priester Menno Simons (ca. 1496-1561) anschloss.

Name

In Abgrenzung zu den gewaltbereiten und apokalyptischen Täufern von Münster, sammelte Menno Simons die gewaltlosen und stillen Täufer, die sich bald nach ihm Mennoniten nannten.

Ausbreitung

Ihr hohes missionarisches Sendungsbewußtsein, Martyrium, Flucht, Landesverweise und Duldung in gewissen Territorien führten zur Ausbreitung. Viele niederländische Mennoniten siedelten sich im damals polnischen Weichseldelta an, wo sie Deichbau betrieben und Land kultivierten. Von dort wanderte viele im 18. und 19. Jh. nach Russland und in die Ukraine weiter, von wo aus wierderum der größte Teil im 19. und 20. Jh. nach Amerika übersiedelte.

Schon im 17. und 18. Jhdt. wanderten viele Mennoniten nach Pennsylvania und angrenzenden nordamerikanische Staaten aus. Ihre Nachfahren haben seit 1917 als „Christen“ und „Deutsche“ großes Leid ertragen müssen, so daß viele nach dem Zweiten Weltkrieg nach Mittel- und Südamerika, zum Beispiel nach Paraguay (Chaco), übersiedelten. Viele amerikanische Mennoniten bzw. deren Nachfahren sprechen bis heute das auf dem pfälzischen Dialekt beruhende Pennsylvania Deitsch oder das niederdeutsche Plautdietsch.

Die noch in Rußland verbliebenen etwa 50.000 Mennoniten gehören z.T. dem Bund der Evangeliumschristen-Baptisten an.

Im 19. Jh. begann eine mennonitische Missionsarbeit in Afrika und Asien, wo es heute junge, selbständige Kirchen gibt.

Mennonitische Kirchen und Gemeindeverbände

Zur weltweiten Bruderschaft, welche in der Mennoniten - Weltkonferenz zusammengefaßt ist, gehörten um das Jahr 2000 etwa 600.000 Getaufte, davon 310.000 in Nordamerika, 25.000 in den Niederlanden, 44.000 in Lateinamerika, 74.000 in Asien und 86.000 in Afrika.

In Deutschland sind die traditionellen mennonitischen Gemeinden in der "Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Gemeinden" (AMG) vereinigt. Die AMG wiederum besteht aus drei Regionalverbänden. Eine davon ist die „Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden“, die der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen und dem ökumenischen Rat der Kirchen angehört. Ein anderer Regionalverband ist der “Verband Deutscher Mennonitengemeinden“, der der Evangelischen Allianz nahesteht.

Neben der AMG gibt es den evangelikalen "Bund Taufgesinnter Gemeinden", die "Arbeitsgemeinschaft Mennonitischer Brüdergemeinden" und völlig unabhängige Gemeinden. In Deutschland leben heute etwa 40.000 Mennoniten in circa 190 Gemeinden. Die Gemeinden der russlandmennonitischen Rückwanderer bilden inzwischen die Mehrheit der deutschen Mennoniten.

In der Schweiz gibt es die "Konferenz der Mennoniten der Schweiz (Alttäufer)" und in Österreich die "Mennonitische Freikirche Österreich".

Fundament der Meinungsvielfalt

Die Mennoniten legen auf Selbständigkeit und Freiheit großen Wert. Ihre Bekenntnisschriften sind meist durch äußere Umstände, wie Verfolgung und Erweis ihrer Friedfertigkeit, provoziert, haben aber keine bindende Bedeutung. So ergibt sich, daß unterschiediche Außeneinflüsse zu einer breiten Meinungsvielfalt geführt haben: Eigenart der Länder, Grad der Anpassung an Sitte und Sprache, Bildungsstand, Gegensatz von Stadt und Land sowie unterschiedliche theologische Erkenntnisse, die mit einer Tendenz zur Gesetzlichkeit gepaart sein können. Die Rückbesinnung auf ihre Geschichte (die auch zu einer Reihe von wissenschaftlichen Quelleneditionen Anlaß gab) hat zu einem erneuten Ernstnehmen der mennonitischen Grundsätze und zu dem Versuch geführt, das täuferische Leitbild wiederzuentdecken. Die Betonung der Nachfolge Christi schließt die Eidesverweigerung ebenso ein wie den Pazifismus und das Wissen, daß Christsein in der Welt mit Leiden verbunden ist. Die Mennoniten sind eine der historischen Friedenskirchen. Die Arbeit der mennonitischen Hilfswerke ist vorbildlich.

Abspaltung der Amish

Die Amish, eine in Nordamerika ansässige Gruppe der als "Wiedertäufern" verrufenen Mennoniten, die ursprünglich aus der Schweiz kamen und sich Ende des 17. Jahrhunderts von anderen spättäuferischen Gruppierungen abspalteten, lebten noch in 2006 vollkommen unabhängig von der amerikanischen Gesellschaft nach ihren eigenen Regeln. Sie sind weitgehend gegen den technischen Fortschritt eingestellt, weil sie darin eine Bedrohung für ihre Gemeinschaft befürchten. Die Amish (oder auch Amischen genannt) berufen sich auf die Bibel, vor allem auf die Bergpredigt, also auf das "Wort Gottes", welches sie sehr wörtlich nehmen. Eine nicht schriftlich fixierte, gleichwohl von allen Gemeindemitgliedern gekannte und befolgte "Ordnung" bestimmt mit strengen Regeln ihr Leben voller Entsagung, Demut, Langmut und Schlichtheit.

Kleiderordnung der Amish

Für die Kleider der Amish gilt, dass sie bei aller offensichtlichen Einfachheit dennoch sehr dezidierten Bestimmungen unterworfen sind, die wohl von Gemeinde zu Gemeinde leicht variieren können, aber von allen Mitgliedern einer Gruppe aufs genaueste befolgt werden müssen. Dadurch erhalten diese Kleiderordnungen, die helfen sollen, Prunksucht und Eitelkeit zu vermeiden, auf der anderen Seite eine hohe Gewichtung. Denn solche Reglen führen im Grund dazu, die Aufmerksamkeit erst recht auf Äußerlichkeiten zu lenken.

Die Schlichtheit der Schnitte, die dumpfe Einfarbigkeit und die einfache Qualität der Stoffe mögen an Schönheit und Erlesenheit gewohnte Menschen erstaunen. Mehr noch überrascht der Kontrast zwischen diesen eher dürftigen Kleidern und den wundervollen Quilts, die von denselben Frauen mit allergrößten Sorgfalt genäht werden, die bei ihren Gewändern und denen ihrer Kindern oftmals die Nähte nicht einmal richtig versäubern.

"Quilts" heben sich ab

In den Quilts der Amish verbindet sich das Gebot der Einfachheit in den großartigen, klaren Entwürfen von Mustern wie "Diamonds", "Bars", "Lone Star" u.a. mit einem äußerst feinen Farbgefühl, das aus den wenigen zur Verfügung stehenden Stoffen (meistens denselben ungemusterten Textilien, aus denen die Frauen ihre Kleidung fertigen) reizvolle und immer wieder neue und überraschende Varianten erstellt.Das eigentliche Quilten, das heißt der Steppstich, der die unbunten Deckenstoffe mit einem unabhängigen linearen Muster völlig überzieht, ist dabei von besonderem, kennzeichnendem Reiz.

Quelle

  • Erich Geldbach in: Drehsen, Volker u.a. (Hrsg.): Wörterbuch des Christentums. Orbis Verlag München, 2001 ISBN 3-572-01248-1
  • Knöpfler, Alois: Lehrbuch der Kirchengeschichte. Verlag Herder & Co GmbH., Freiburg im Preisgau 1920

Bibliografie

Archive

Weblinks


Mailinglisten