Lehrbuch der gesammten wissenschaftlichen Genealogie/093

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Lehrbuch der gesammten wissenschaftlichen Genealogie
Inhalt
Vorwort | Einleitung
Erster Theil: Kap. 1234
Zweiter Theil: Kap. 1234
Dritter Theil: Kap. 123456
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zeichnen, die dem Zwecke einer raschen Auffassung von Verwandtschaftsverhältnissen und Graden dienen mochten. So mögen das Kreuz und das Fähnlein und das an einem langen Stiel filzende Parallelogramm, sowie der in Kreisform siebenmal getheilte Schild und manche andere geometrische Darstellung[1] schon lange um den Preis vollkommenster Anschaulichkeit gestritten haben, als man eine sehr merkwürdige Figur construirte, in welcher sich architektonische und naturalistische Motive ornamental zu vereinigen schienen. Die entscheidende Wendung in dem Aufbau des Verwandtschaftsschemas ergab sich dadurch, daß man die in einer einzigen Linie absteigenden Nachkommen von den weitverzweigten oberen Verwandten figuralisch trennte. Indem von der fraglichen Person, deren Verwandtschaftsgrade aufgezeigt werden sollten, Kinder, Enkel, Urenkel nach unten hin fortgesetzt wurden, bildete sich eine Art Säule, die ornamentirt einen Stamm vorstellen konnte, und welche den mannigfaltig entwickelten Kegel mit den oberen Verwandtschaftsgraden aller Voreltern mit ihren Geschwistern und deren Descendenten wiederum wie einen Baum mit seinen Aesten zu tragen schien. [2] Daß dieses ebenfalls uralte Schema sofort den Eindruck eines Baumes machen mußte, braucht nicht bloß vermutet zu werden, sondern läßt sich aus den Beschreibungen,


  1. Stintzing a. a. O. Hänel hat im ganzen 6 Formen abgebildet. Die Kreisform findet sich auch bei Isidor a. a. O., septem circulis inclusa sunt. Cod. Pad. 4410 und 4412, anderweitige Darstellungen habe ich in mancherlei deutschen Codd. in München gesehen, z. B. Cod. germ. 660, Cod. germ. 757 f. 18 u. 19 und Cod. germ. 632 fol. 122 , beide sec. XV. Das von Joh. Andree erwähnte Fähnlein hat am deutlichsten Cod. Germ. 601. fol. 81: Albrechts von Eyb in Nürnberg verfaßte Uebersetzung des Eherechts, so auch in Cod. germ. 1115 fol. 13, vgl. auch den sogenannten Arbor actionum des Joh. Bassianus, nichts weniger als ein Baum; Brinz Arbor actionum p.11 sq. über den Arbor affinitatis Joh. Andree, vgl. unten Anm.
  2. Fig. 3, unten, nach Hänel a. a. O. Cod. Vat. u. Par. sec. IX. u.X. Isidor, Orig. lib.X. De affinitatibus et gradibus cap. V. Hier kommt schon der Ausdruck stirps vor. Dann: Stemmata dicuntur „ramusculi“ sc., dann citirt Stintzing, Isidor Decret c. l. C. 35 qu. 5 , jedoch sei die Stelle interpolirt nach Wasserschleben. Hier kommt es lediglich darauf an, daß diese Worte schon frühzeitig gebraucht sind und also aus der bezeichneten Figur entstanden sind.